Stimme erheben

Ein Standpunkt von Dorothée Schenk

Dorothee Schenk
Dorothee Schenk
Datum:
14. März 2017
Christ und politisch sein. Das ist kein Widerspruch, das bedingt sich im Grundsatz sogar.

Wer das Neue Testament aufschlägt, liest von der Besatzungsmacht der Römer. Hier galten Jesus und seine Jünger als revolutionäre Zellen, die Anhänger sammelten und Brandreden hielten. Bester Beweis ist die von Christus erlittene Kreuzigung. Sie war eine Strafe für politische Gefangene, die einschüchtern und demütigen und so die „Pax Romana“ sichern und aufrecht erhalten sollte. Folgerichtig ist es im Grunde also, dass sich der Arbeitskreis Mission – Entwicklung – Frieden der Gemeinde St. Clemens in Süchteln vor 24 Jahren entschied, das Aschermittwochforum ins Leben zu rufen. Damit stellt sich der Sachausschuss in die Tradition Christi: Menschen aktuelle und gesellschaftspolitische Themen ins Bewusstsein zu bringen, sie aufzuklären und zu informieren, über Politik zu diskutieren. Wichtigste Voraussetzung: durch fachkundige Vorträge abseits der Stammtischparolen Argumente an die Hand zu geben. Das ermöglicht, in christlicher Verantwortung seine Stimme zu erheben, einen Standpunkt zu beziehen. Aufgabe von Kirche ist es, Menschen eine Orientierung zu geben. Im Wahljahr 2017, das neben Landtagswahl und Bundestagswahl auch die Wahlen zu den kirchlichen Laiengremien bereithält, ist es aktuell wichtig, in einer immer undurchsichtigeren Medien- und Meinungswelt einen verlässlichen Anker zu haben. Wohlgemerkt: Es geht darum, Denken zu fördern und eine Wahl erst möglich zu machen – und nicht darum, Entscheidungen abzunehmen.

Die Autorin ist freie Journalistin und Redakteurin der KirchenZeitung für das Bistum Aachen.