Weihnachten feiern – viele tun das im Kreise ihrer Familien und mit Freunden. Wie die Ordensgemeinschaften in der Region Weihnachten feiern, was das Fest für sie bedeutet, hat die KirchenZeitung gefragt.
Seit 1956 wirken die Dominikanerinnen von Bethanien in Schwalmtal. Auf dem Gelände des alten Guts Haus Clee entstand im Lauf der Jahre das Kinderdorf. Der Auftrag der Schwestern: Kindern, die in ihren Familien kein Zuhause finden können, ein Zuhause geben und mit ihnen zusammenleben, sie nicht einfach nur betreuen. „Damals waren die Schwestern auch alle Kinderdorfmütter“, erzählt Schwester Lydia, Priorin des Konvents in Waldniel. Das hat sich inzwischen geändert, doch die Schwestern sind immer noch eng mit dem Kinderdorf verbunden. Traditionell wird die große Christvesper noch gemeinsam gefeiert, die von den Kindern des Kinderdorfes vorbereitet wird.
In der Adventszeit ist der Konvent Teil des Lebendigen Adventskalenders – „im letzten Jahr hatten wir eine Station an der Pforte, da haben wir ,Macht hoch die Tür‘ gesungen“, erinnert sich Schwester Lydia. In diesem Jahr gab es zum Fest Mariä Empfängnis etwas zu Maria. Auch beim Dreikönigssingen werden die Schwestern besucht. Auch Kleinigkeiten zählen – so backen die Kinder Plätzchen für die Schwestern – und die beschenken die Wohnhäuser ihrerseits mit Kleinigkeiten, zum Beispiel mit selbst gemachten Kerzen von Schwester Ludgera.
Diese enge Verbundenheit hat auch die Coronazeit überstanden. „Es war ganz rührend: Die Kinder haben uns mit Plätzchen versorgt“, erinnert sich Schwester Lydia. Statt in der Kirche wurde im Zelt gefeiert. Früher, als die Schwestern selbst Kinderdorfmütter waren, hatte alles einen ganz anderen Rhythmus. „Da wurde früh Bescherung gemacht, die Kinder mussten ja früh ins Bett, weil sie am ersten Weihnachtstag das Festhochamt besucht haben“, erzählt Schwester Lydia lächelnd. Von den Schwestern, die Kinderdorfmütter waren, leben noch zwei im Konvent. Eine Mitschwester ist vor Kurzem verstorben. Daher ist alles in der Vorbereitung ein bisschen ins Hintertreffen geraten.
Heiligabend feiern die Schwestern unter sich. Der Altersdurchschntitt liegt um die 70, die älteste Schwester ist 90 Jahre alt. „Wir bereiten alles so gut vor, wie wir nach unseren Kräften können“, sagt Schwester Lydia. Es gibt Käse-, Wurst- und Fischplatten. Am zweiten Weihnachtstag kommen oft ehemalige Kinderdorfkinder oder ehemalige Mitarbeitende zu Besuch – oder die Schwestern besuchen diese ihrerseits, der Kontakt ist bei vielen noch da.
Für Schwester Lydia gehören die Gottesdienste zu Weihnachten dazu, außerdem ist sie Krippenfan. Das wichtigste bleibt jedoch die Gemeinschaft und die Nähe zum Kinderdorf: „Weihnachten ohne die Kinder, da würde etwas fehlen.“
Gegenüber der St.-Josefs-Kirche in der Krefelder Innenstadt liegt das Haus Nazareth der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus. Schwester M. Dorothee Kunz, Schwester M. Augustine und Schwester M. Erentrud leben dort zu dritt. Vor 25 Jahren kamen sie nach Krefeld, um in der Gemeinde seelsorgerisch und diakonisch tätig zu sein. Schwester M. Dorothee macht Kranken- und Hausbesuche. Seit Corona rufen auch viele Menschen an, erzählt sie. „Wir sind eng mit dem liturgischen Leben in der Gemeinde verbunden“, sagt Schwester M. Dorothee, die in der Kirche St. Dionysius auch Lektorendienste versieht. Jetzt, in der Weihnachts- und Adventszeit, verändert sich das Pensum nicht wesentlich, aber es wird intensiver, „denn die Menschen sollen spüren, dass sie gesehen werden“, beschreibt es Schwester M. Dorothee.
Weihnachten feiern die Schwestern „zu Hause“ im Haus Nazareth. „Mittags sind wir bei den indischen Schwestern (Missionary Sisters of Mary Immaculate) in Maria-Hilf eingeladen“, erzählt Schwester M. Dorothee. Am zweiten Weihnachtstag laden die Schwestern Gäste, die sonst alleine sind, ins Haus Nazareth zum Mittagessen und Kaffeetrinken ein. An Heiligabend gibt es eine feste Tradition: Mit der Gemeinde zusammen feiern die Schwestern den großen Gottesdienst in der Kirche, danach ist „Stille“. Am ersten Weihnachtstag werden dem Hochfest entsprechend feierliche Laudes gebetet, danach ist der Frühstückstisch besonders schön gedeckt. „Große Geschenke machen wir nicht, aber kleine Überraschungen gibt es schon“, erzählt Schwester M. Dorothee.
Freude und Leid teilen, Wunden heilen und Seelen retten – so lautet der Auftrag von Ordensgründerin Franziska Schervier. Einsamkeit sei heute eine dieser „Wunden“, es fehle jemand, mit dem man vertraulich reden könne. Insofern versuchen die Schwestern, jeden Tag ein bisschen Weihnachten unter die Menschen zu bringen: auf Menschen zugehen, ihre Sorgen in ihre Gebete einschließen.
Die Abtei Mariendonk ist ein geistliches Zentrum und für viele eine Oase der Ruhe. Auch zur Advents- und Weihnachtszeit kommen Gäste, die hier bewusst eine Auszeit nehmen möchten vom Alltag. Die Tage vor Heiligabend sind stille Tage, die Orgel schweigt. „Es ist eine Vorbereitungszeit, die Zeit, sich zu besinnen", sagt Schwester Rebekka Henke, die seit 2004 in der Abtei Mariendonk ist und sich als Gastschwester um die Gäste kümmert. Die 16 Gastzimmer sind an Weihnachten und „zwischen den Jahren“ ausgebucht.
Für Schwester Rebekka besonders: „Vom 17. Dezember bis zum 23. Dezember werden die O-Antiphonen gesungen, die die Erwartung des Kommens des Messias ausdrücken. Das ist eine besondere Stimmung. Weihrauch wird aufgelegt, die Kantorinnen und zwei Kerzenträgerinnen treten in die Mitte.“
Für Schwester Rebekka bedeutet Weihnachten die Erkenntnis, die die heiligen drei Könige betend vor dem menschgewordenen Sohn Gottes gewonnen haben, „dass er gekommen ist, um uns zu erlösen und in die Liebe Gottes zurückzuholen. Und das jedes Jahr neu. Wir sind nicht allein in der Finsternis, wir dürfen hoffen auf das Licht, das von woanders herkommt.“