Stationen für das Leben

Schon Fünftklässler werden auf dem Pater-Jordan-Weg auf die salvatorianischen Werte eingestimmt

Statue von Pater Jordan in Steinfeld. (c) Dorothée Schenk
Statue von Pater Jordan in Steinfeld.
Datum:
18. Mai 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 20/2021 | Dorothée Schenk

Er war nie in Steinfeld, und trotzdem atmet der Ort mit dem Salvatorianer-Kloster der Gesellschaft des Göttlichen Heilandes und das zugehörige ordensgetragene Gymnasium Hermann-Josef-Kolleg den Geist des seligen Paters Franziskus Jordan. Eine Woche vor Pfingsten wurde der „Tugendreiche“ in Rom in der Erzbasilika St. Johannes im Lateran in den Kreis der Seligen aufgenommen. Weit entfernt in der Eifel wird Pater Jordan auch „gefeiert“ – und das nicht erst seit Bekanntgabe der Seligsprechung. 

Vieles war im Vorfeld der Seligsprechung geplant worden von der Schule, Seite an Seite mit dem Orden der Salvatorianer, den Pater Jordan Ende 1881 als Apostolische Lehrgesellschaft gegründet hatte, und aus der 1893 die Ordensgemeinschaft der Salvatorianer geworden ist. Die Fahrt nach Rom zur Seligsprechung wurde aus längst bekanntem Grund ebenso abgesagt wie die Ausstellung im Kreuzgang des Klosters, die mit der Schulgemeinde geplant war und für alle Interessierten zugänglich sein sollte. Der Unterricht ist (weitgehend) digital, der Kreuzgang geschlossen. Aber das entmutigte die Akteure nicht, und damit stehen sie ganz im Geiste Pater Jordans.

Es herrscht Stille vor Ort – reges Treiben im Internet. Statt an realen Stellwänden sind viele Beiträge zum Leben und Wirken dieses besonderen Seligen an der virtuellen „Pinnwand“, einem sogenannten Padlet, über die Internetseite der Schule und des Ordens zu finden. Impulse, Interviews, Videos und recherchierte Beiträge der unterschiedlichen Jahrgänge zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem „geistigen Vater“. Denn als solcher wird der Sohn armer Eltern gesehen, der vom Priesterwunsch beseelt das Malerhandwerk lernen musste, aber schließlich doch der Berufung folgte und zum Theologen, Priester und schließlich Ordensgründer wurde. Tiefe Anliegen waren Franziskus Maria vom Kreuze Jordan, wie der vollständige Name lautet, Bildung – auch als Ausweg aus der Armut, die Verkündigung des Evangeliums von allen Getauften und eine Glaubensgemeinschaft aller Menschen: Akademiker und Handwerker, Frauen und Männer, Laien und Priester. Ein Revolutionär lange vor einem Synodalen Weg und Maria 2.0.   

Mit den grundlegenden Ideen und Idealen von Pater Jordan werden am Hermann-Josef-Kolleg die Schülerinnen und Schüler schon vom ersten Jahr an – also Klasse 5 – bekannt gemacht. Ein guter Zeitpunkt, wie Religionslehrer Heiner Schmitz findet, denn die Klassen befänden sich noch in der Findungsphase. Und der Selige macht Spaß, denn da wird als Partneraufgabe mit verbundenen Augen ein Stück Waldweg beschritten oder geübt, wie ein Team wirksam miteinander arbeitet, wenn ein Tennisball über 30 Meter mittels dreier Regenrinnen an ein Ziel kommen muss. Der Pater-Jordan-Weg, den das Kollegium an einem pädagogischen Tag entwickelt hat, lehrt an acht Stationen das Leben im Sinne des Seligen auch ganz praktisch. Stichwörter sind etwa „Horizont erweitern“, „Verantwortung und Vertrauen“, „Nächstenliebe“, aber auch Umweltschutz und Achtsamkeit. Übungen und Aktivitäten, die Empathie fördern sollen, stehen im Mittelpunkt. „Das ist eines der Ziele von Pater Jordan“, resümiert Heiner Schmitz.

Derzeit ist es vor allem ein „Schulweg“, aber es gibt Überlegungen, ihn über die Internetseite allgemein zugänglich zu machen. Das Padlet macht es möglich – und das Internet bietet hier eben unendlich erweiterbare Möglichkeiten. 

Informationen unter www.hermann-josef-kolleg.de und https://salvatorianer.de

Drei Fragen an Pater Lambertus Schildt

Pater „Ökonom“ Lambertus Schildt. (c) Dorothée Schenk

Pater Lambertus, welche Bedeutung hat die Seligsprechung für die Ordensgemeinschaft?

Aus dem ehrwürdigen Pater Jordan wird jetzt der selige Pater Franziskus Jordan. Wir bekommen mehr Aufmerksamkeit, so dass Pater Jordan und vielleicht auch die Salvatorianer etwas bekannter werden. Aber nach ein paar Monaten, glaube ich, sieht die Welt wieder anders aus. 

 

Wie lange haben Sie auf die Seligsprechung gewartet?

1942 hat der Prozess begonnen. Die Dauer erklärt sich dadurch, dass die Menschen 50 Jahre verstorben sein müssen. Um selig oder heilig zu werden, muss man entweder sein Leben für den Glauben hingeben – seinen Glauben mit seinem Blut bezeugen, oder aber es muss eine nicht erklärbare medizinische Heilung stattfinden, nachdem der Erkrankte oder die Angehörigen zu Pater Jordan – in diesem Fall – gebetet haben. 

 

Gerne wären viele persönlich bei der Seligsprechung in Rom dabei gewesen.

Ich glaube, es passt zu Pater Jordan, dass die Umstände der Seligsprechung so schwierig sind. Vieles in seinem Leben war „einmal ums Eck“ herum. Aber das Dranbleiben zeichnete ihn aus. Es ist auch eine Aufforderung für uns im Alltag: Dranzubleiben, nicht am Glauben zu verzweifeln, immer wieder neu zu suchen, wie ich Gott ein Stück näher komme. Insofern hat die Seligsprechung mit unserem Alltag zu tun.