„Es gibt viel zu tun“, bringt Father Method Msanga Rück- und Ausblick auf den Punkt. Fünf Jahre ist es her, dass der Pfarrer von St. Mary’s Immaculate in Mavanga seine Ideen und Visionen mit dem Vorstand des Fördervereins Entwicklung und Frieden
St. Marien in Düren besprochen hat.
St. Mary’s im ostafrikanischen Tansania ist die Partnergemeinde der Dürener. Bereits seit 1985 gibt es ein starkes Band der Freundschaft. Dass der Seelsorger aus Mavanga nicht nur viele Ideen hat, sondern diese auch tatkräftig umzusetzen weiß, berichtete er im Marienmonat Mai bei einem Kurzbesuch in der GdG St. Lukas, wo er auf dem Weg nach Italien Station machte. Beim Freiluftgottesdienst im Muttergotteshäuschen am Muttertag feierte er als Konzelebrant von Pfarrer Ernst-Joachim Stinkes mit den Gläubigen die heilige Messe.
Beim „Klönkaffee“ in der Marienkirche bestand Gelegenheit, sich über die neuesten Entwicklungen in der afrikanischen Partnergemeinde zu informieren. Und auch Father Method Msanga lernte dazu, war es doch zunächst für den Seelsorger verwunderlich, dass es zwar eine Pfarrei St. Lukas gibt, aber kein dem Evangelisten geweihtes Gotteshaus. Während seines Aufenthalts in Düren besuchte er mit dem Vorstand des Fördervereins alle Kirchen von St. Lukas und erhielt Informationen zu den jeweiligen Besonderheiten – von St. Bonifatius mit dem Kinder- garten San Pedro bis hin zur Grabes- und Auferstehungskirche St. Cyriakus im Stadtteil Niederau.
Die Arbeit in Mavanga erhielt in den vergangenen Jahren rund 80 000 Euro Unterstützung aus Düren. Angesichts der ambitionierten Projekte der Partnergemeinde ist klar, dass der Förderverein nicht der einzige Partner ist. „Es ist sinnvoll, die Last auf möglichst viele Schultern zu verteilen“, sagt Father Method Msanga, der vor allem für Bildungsprojekte Stiftungen begeistert hat.
Dies mindere jedoch nicht die Bedeutung der Unterstützung aus St. Marien und die Freundschaft der beiden Mariengemeinden. Wurde in der Vergangenheit bereits gemeinsam ein Kindergarten gebaut, ist mittlerweile auch eine Berufsschule für Jugendliche und junge Erwachsene eingeweiht. Künftig sollen dort angehende Schneiderinnen und Schneider, Elektrikerinnen und Elektriker, Gärtnerinnen und Gärtner sowie Fachkräfte im Gastgewerbe und in den IT-Berufen ausgebildet werden.
Rege Bauaktivität gab und gibt es auch rund um den Kindergarten, der um eine Grundschule erweitert wird. „Sechs Klassenzimmer und die Mensa sind fertiggestellt“, bedankte sich Father Method Msanga für die Hilfe des Fördervereins. Um die staatliche Zulassung zu erhalten, müssen nun noch Toiletten, ein Verwaltungsgebäude und Lehrerunterkünfte errichtet werden. In allen Klassen sollen künftig bis zu 280 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden. „Wir möchten einen nahtlosen Übergang vom Kindergarten in die Vorschule und dann in die Grundschule ermöglichen. Sonst gibt es hier keinen Platz, an dem die Kinder lernen können“, sagt der Seelsorger. Hat die Kirchengemeinde die Grundvoraussetzungen geschaffen, springt der Staat ein und stellt die Lehrkräfte zur Verfügung.
Dass eine Initialzündung viel bewegen kann, hat sich bereits mehrfach gezeigt. Die erste Aktion der Dürener hieß „Wasser für Mavanga“ und ermöglichte den Aufbau einer Wasserversorgung samt Kanalisation und Kläranlage. Ein zweites Projekt „elektrifizierte“ den damals noch überschaubaren Ort, in dem 600 Menschen lebten. Seitdem ist viel passiert. Nicht zuletzt aufgrund der Verfügbarkeit von Wasser und Strom zogen immer mehr Menschen nach Mavanga. Der kleine Ort entwickelte sich zur Stadt, die mittlerweile 10000 Einwohner hat. Nach der Pionierarbeit mit Dürener Unterstützung wurde Mavanga auch für Energieversorger interessant, die dort in neue Leitungen investierten.
Die von der Gemeinde St. Mary’s Immaculate ins Leben gerufene Gesundheitsstation im Dorf, die mittlerweile ein kleines Krankenhaus ist, soll ebenfalls ausgebaut werden und einen OP-Saal samt Chirurgie erhalten. „Schwangere Frauen müssen derzeit einen ganzen Tag bis zum nächsten Krankenhaus reisen. Gibt es Komplikationen bei der Geburt, sterben viele“, verdeutlicht Father Method Msanga die Dringlichkeit, das Krankenhaus zu erweitern. Um den Hygienestandard zu erhöhen, erhält das Hospital geflieste Böden. Weitere Ärzte, Krankenschwestern, Therapeuten und Labormitarbeiter sollen nach Abschluss der Arbeiten angestellt werden. An dieser Stelle beteiligt sich der Staat wieder an der Finanzierung. Die Anschaffung eines Krankenwagens hingegen, der die medizinische Versorgung maßgeblich verbessert, muss aus Spenden erfolgen.
Die Pläne Father Method Msangas bauen stets aufeinander auf. Die Grundschule soll bestenfalls als Internat geführt werden, um möglichst vielen Kindern in der weiteren Umgebung eine Schulbildung zu ermöglichen. Auch in der Schullandschaft fehlt es an Infrastruktur: Schulbusse gibt es nicht. Bis dato nicht, denn auch hierfür hat der umtriebige Priester Pläne. Kaum verwunderlich, dass eine weitere Vision den Bau einer weiterführenden Schule vorsieht – als logische Ergänzung.
Bis es soweit ist, möchte die Pfarrei St. Mary’s Immaculate Stipendien für Kinder aus bedürftigen Familien vergeben. „So haben Kinder nicht nur Zugang zur Schule, indem die Schulgebühren übernommen werden, sondern sie können auch bis zu ihrem Abschluss bleiben“, erklärt Hedi Becker, Vorsitzende des Fördervereins, die die Lebenssituation der Menschen vor Ort kennt. „Um dieses Ziel zu erreichen, wurde die Finanzierung eines Bildungsprogramms besprochen. Es sieht vor, dass alle Kinder des Abschlussjahrgangs der Grundschule an einem Schulausflug in einen Nationalpark und zum Njassasee teilnehmen können“, berichtet Becker. Als Dank für gute Noten soll dieser Ausflug die Kinder motivieren, eine weiterführende Schule zu besuchen.
Da aufgrund des Wachstums Mavangas die Versorgung mit Elektrizität mittlerweile an ihre Grenzen stößt, haben die Dürener mittelfristig Unterstützung bei der Installation von Solarmodulen für die Grundschule zugesagt, die eine autarke Strom- und Warmwasserversorgung ermöglicht. Eine gute Idee ist aus Sicht des Fördervereins auch ein mögliches Freiwilligenprogramm, bei dem Ehrenamtliche aus Deutschland beim Sprachunterricht (vor allem Deutsch und Englisch) sowie beim Erlernen von Musikinstrumenten helfen könnten. „Musiker werden in Tansania händeringend gesucht. Aber es gibt keine Ausbildungsstätten wie in Deutschland“, sagt Father Method Msanga. Wer ein Instrument beherrsche, habe gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Klingt gut, meinen die Verantwortlichen in beiden Gemeinden.