Starke Rettungsanker

Kunstaktion zu Solidaritätskollekte und Karlspreis

Die Beschäftigten von Spectrum verzieren den Anker mit Ornamenten, die sie einbrennen. (c) Monika von Bernuth
Die Beschäftigten von Spectrum verzieren den Anker mit Ornamenten, die sie einbrennen.
Datum:
27. Apr. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 17/2023 | Andrea Thomas

Anker verleihen Schiffen Halt und Stabilität. Sie sorgen dafür, dass sie sicher im Hafen liegen oder geben Sicherheit bei stürmischer See. Auch Menschen brauchen Anker in ihrem Leben, besonders dann, wenn die Gewässer des Lebens rauer sind. Darauf nimmt auch die Solidaritätskollekte für Menschen ohne Arbeit am 7. Mai Bezug.

Motto der Kollekte ist in diesem Jahr „Halt und Hilfe. Damit jeder Mensch von seiner Arbeit leben kann“. Dazu greift sie das Symbol des Ankers auf. Ein großer schwerer Anker entsteht auch derzeit im Rahmen eines Kunstprojektes in der Holzwerkstatt von Spectrum Aachen. Fünf Meter lang und aus Holz gefertigt, hat er nicht nur eine stattliche Größe, sondern auch Gewicht. Ein Anker, der Kraft hat und hält, wie Monika von Bernuth feststellt, die das Projekt koordiniert und zusammen mit Beschäftigten der Werkstätten umsetzt.

Die Idee dazu habe sich aus dem diesjährigen Motto heraus entwickelt und dem Gedanken, dass die kirchlichen Initiativen und Projekte für Menschen ohne Arbeit alle wie Anker sind und den Menschen, mit denen sie arbeiten, „einen sicheren Hafen“ bieten. Das wollen sie mit ihrem „Solidaritätsanker“ nach außen tragen und so auch auf die Kollekte am ersten Mai-Wochenende hinweisen, die wiederum ein Anker für die Einrichtungen ist, die ohne diesen finanziellen Rückhalt keine sicheren Häfen sein könnten.

Eingebrannt

Den großen Holzanker haben die Beschäftigten der Holzwerkstatt in den letzten Wochen mit Ornamenten und Verzierungen frei gestaltet. Alle hätten mit viel Begeisterung eingebracht, was ihnen gut gefällt, berichtet Monika von Bernuth. Das reicht von Ranken über Rosen und andere Blumen bis zu verschlungenen abstrakten Verzierungen.

„Die Ornamente sollen wie Schmuck auf dem Anker wirken. Sie stehen für die Schönheit und die Individualität der Menschen, die in unsere Einrichtung kommen. Die Verzierungen werden jedoch nicht aufgemalt, sondern eingebrannt.“ Langzeitarbeitslosigkeit wirke sich oft wie ein Brandmal in unserer Gesellschaft aus. Wie etwas, das sich in die Seele eines Menschen brennt und das er nicht so schnell wieder los wird. Zu sehen sein wird der fertige Anker zur Solidaritätskollekte in der Kirche St. Peter und Paul in Eschweiler.

Ähnlich ist es mit den Erfahrungen der Menschen im Krieg. Auch sie brennen sich in die Seele ein. Wie schon im vergangenen Jahr seien sie von den Organisatoren des Aachener Karlspreises, der in diesem Jahr an Präsident Wolodymyr Selenskyj und die Menschen in der Ukraine geht, angefragt worden, ob sie auch dazu ein Kunstprojekt gestalten wollten. Da die Symbolik des Ankers auch in diesem Zusammenhang gut passte, habe ihr Anker nun aus aktuellem Anlass zwei Seiten, sei zum einen „Solidaritätsanker“ und zum anderen „Friedensanker“. Er solle Zeichen dafür sein, dass sie in den Einrichtungen und in ganz Aachen Menschen, die in Not sind, Halt und Zuversicht geben. Neben dem, was Krieg und Gewalt mit Menschen macht, steht der Anker auch dafür, „dass Schiffe mit lebenswichtigen Nahrungsmitteln nicht die Häfen verlassen können, um Millionen von Menschen zu ernähren, weil der Größenwahnsinn einiger weniger Menschen dies verhindert“, erläutert Monika von Bernuth.

Mitmachaktion

Zur Karlspreisverleihung sollen Interessierte die Möglichkeit bekommen, die zweite Seite des Ankers auf dem Aachener Katschhof mitzugestalten. Das kann in Form von Ornamenten und Verzierungen sein oder von Statements, die in das Holz eingebrannt werden. Auch hier ist es Monika von Bernuth wichtig, dass etwas Schönes entsteht, um auf das Schöne und Wertvolle zu verweisen, das jeder Mensch mitbringt, trotz aller schweren und belastenden Dinge, die sein Leben prägen. Als kleine Geschenke zum Mitnehmen haben sie zusätzlich kleine Anker aus Wachs gestaltet, die im Rahmen beider Aktionen verteilt werden sollen.