Starke Gemeinschaft

220 Messdienerinnen und Messdiener aus den Regionen Düren und Eifel treffen sich in Wenau

Jugendseelsorger Eric Mehenga bot einen Trommelworkshop in St. Katharina an. (c) Stephan Johnen
Jugendseelsorger Eric Mehenga bot einen Trommelworkshop in St. Katharina an.
Datum:
11. Sept. 2025
Von:
Aus der Kirchenzeitung, Ausgabe 26/2025 |Stephan Johnen

Trommelworkshop in der ehemaligen Klosterkirche, Fußball auf dem Sportplatz, Bogenschießen auf der Wiese oder eine Expedition im Wald: Langweilig wurde es beim ersten regionalen Treffen der Messdienerinnen und Messdiener nicht.

 Wenn sich wie jüngst in Wenau auf einen Schlag rund 220 Messdienerinnen und Messdiener treffen, ist das schon eine Seltenheit. Und ein starkes Zeichen der Gemeinschaft, finden die Organisatoren des regionalen Treffens. Von diesen starken Zeichen der Gemeinschaft soll es künftig wieder mehr geben, um die Messdienerarbeit zu stärken beziehungsweise in manchen Gemeinden wieder aufzubauen. Denn die Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie sowie der allgemeine Vertrauensverlust in die Kirche hinterließen Spuren. Aktuell leisten rund 310 Mädchen und 251 Jungen in der Region Düren und 143 Mädchen und 89 Jungen in der Region Eifel ehrenamtlich den Dienst am Altar. 

Neue Impulse

Über 200 Messdienerinnen und Messdiener aus den Regionen Düren und Eifel hatten sich angemeldet. (c) Stephan Johnen
Über 200 Messdienerinnen und Messdiener aus den Regionen Düren und Eifel hatten sich angemeldet.

„Es war ein Versuch“, sagt Eric Mehenga, Jugendseelsorger für die Region Düren. Im vergangenen Jahr hatten erstmals drei Gruppen aus Langerwehe zu einem gemeinsamen Treffen eingeladen. Bei der Frage nach einer Wiederholung hat der Fachbereich Kirchliche Jugendarbeit Düren/Eifel beschlossen, das Treffen auf beide Regionen auszuweiten und alle Aktiven einzuladen. Dass blitzschnell über 200 Anmeldungen eingegangen sind, hat auch Mehenga überrascht. Sehr positiv überrascht.

„Gerade während der Corona-Zeit hatten wir Schwierigkeiten, es gab oft keine Verbindung mehr, die Zahl der Messdiener ist gesunken“, berichtet der Jugendseelsorger. Es habe zwar bereits einzelne, sehr gute Aktionen gegeben, um diesen Trend wieder umzukehren. Doch um die Messdienerarbeit in beiden Regionen wieder aufzubauen, sei eine gemeinsame Kraftanstrengung nötig. „Als Mitarbeitende der Kirchlichen Jugendarbeit wollen wir die Gemeinden unterstützen, neue Impulse geben“, sagt Mehenga. So gab es in diesem Jahr erstmals ein Treffen aller Regionalen Jugendseelsorger mit den ehrenamtlich Engagierten, um gemeinsam zu überlegen, welche Aktionen organisiert und welche Angebote geschaffen werden können.

 

„Wir haben aufgrund der Kontaktbeschränkungen während der Pandemie nicht nur viele Messdienerinnen und Messdiener verloren, sondern auch Gruppenleiter, Altmessdiener und Ehrenamtliche, die vor Ort die Arbeit übernommen haben, sich um die Ausbildung und Aktivitäten gekümmert haben“, berichtet Anja Wilde aus Langerwehe, eine der Hauptorganisatorinnen des regionalen Treffens. Der „Bestand“ erodierte von mehreren Seiten gleichzeitig. Eine gewisse Fluktuation ist in einer Region, in der nach der Schulzeit viele junge Leute für Ausbildung oder Studium die Heimat verlassen, ebenso normal wie eine Interessenverschiebung, wenn es um die Hobbys geht. Dass aber gleichzeitig viele „Aktive“ ohne Einarbeitung von Nachfolgern ausscheiden, generell kein Nachwuchs ausgebildet werden konnte, viele Angebote plötzlich ausfallen mussten und zum Teil auch die bisherigen Ansprechpartner Wissen und Aufgaben nicht geordnet übergeben konnten, habe die Lage in manchen Gemeinden noch zusätzlich verschärft. Nicht von der Hand zu weisen sind auch ein genereller Vertrauensverlust in die Institution Kirche und ein gesellschaftlicher Bedeutungsverlust.

„Es wird an vielen Stellen tolle Arbeit geleistet. Es gibt auch sehr kleine Gruppen, die super engagiert sind, auch wenn die Zahlen runtergegangen sind“, blickt Eric Mehenga optimistisch in die Zukunft. Das zentrale Stichwort lautet: Vernetzung. Vernetzung zu den Hauptamtlichen, unter den Gemeinden, aber auch Vernetzung in den jeweiligen Pastoralen Raum, in die Schulen und Sportvereine, von Kindern zu Kindern. „Jeder, der sich bei den Messdienern einsetzt, kann Ansprechpartner für andere sein“, findet Eric Mehenga. Wer vorne am Altar stehe, brauche sich nicht zu verstecken.

„Mir macht das Spaß, ich habe Freude an der Aufgabe“, sagt Marie Heuser aus Inden. Vor zwei Jahren hat sich die Elfjährige für das Ehrenamt gemeldet. Eine ganz bewusste Entscheidung, auch wenn der Wecker schon einmal am Sonntagmorgen früh klingelt. „Die Gemeinschaft untereinander ist gut“, berichtet sie. Neben dem Dienst gebe es auch gemeinsame Ausflüge und Veranstaltungen. Erfahrungen, die auch Daniela Tack aus Langerwehe gemacht hat. „Ich sehe viele positive Dinge: die Gemeinschaft, den Spaß, den wir zusammen haben, die Freundschaften, die hier entstehen können.“ 

Keine Selbstverständlichkeit

„Mehr von sowas wie heute“, waren Teilnehmende und Mitglieder des Orga-Teams einer Meinung. (c) Stephan Johnen
„Mehr von sowas wie heute“, waren Teilnehmende und Mitglieder des Orga-Teams einer Meinung.

„Messdiener zu haben ist ein Geschenk, wir können es nicht voraussetzen“, betont Pfarrer Thomas Schlütter, Pfarrer der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Schleiden/Hellenthal. In vielen kleineren Dörfern gebe es oft nur noch ein oder zwei Kinder, die sich als Messdiener engagieren. Auch die Zahl der Kommunionkinder und damit des potenziellen Nachwuchses sei eher rückläufig. Angesichts der „Neustrukturierung“ der Pastoralen Räume müsse gerade in den ländlichen Gemeinden darauf geachtet werden, auch Lösungen für Messdiener aufzubauen und neu zu denken.

 

„Wir können nicht davon ausgehen, dass alle Eltern mitmachen, wenn Kinder quer durch den Pastoralen Raum eingeteilt werden, was mit großen Wegen verbunden ist“, gibt er zu bedenken. Perspektivisch würden wohl auch immer weniger hauptamtliche Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Umso wichtiger sei es, Ehrenamtlichen, die neben Spaß und Freude auch ein „Händchen für Jugendarbeit haben“, den Rücken zu stärken, sie zu schulen und unterstützen. Der Pfarrer begrüßt die allgemeine Überlegung, einen Messdienerverband zu gründen. „Eine stärkere Unterstützung wäre wünschenswert“, findet Thomas Schlütter. Anja Wilde wünscht sich von den hauptamtlich Verantwortlichen die Erstellung einer Homepage zur bistumsweiten, einheitlichen Beschaffung von Materialien für die Messdienerarbeit sowie feste Ansprechpartner. Auch Schulungen für die Ehrenamtlichen seien sinnvoll. „Es sind einzelne Ansätze da, aber es gibt keinen großen Plan zur Messdienerpastoral“, bilanziert sie. 

Zwei Fragen an Norbert Glasmacher

(c) Stephan Johnen

Herr Glasmacher, warum wurde es Zeit für einen regionalen Messdiener*innen-Tag?

Glasmacher: Ich finde so einen Tag großartig; nicht nur großartig, sondern absolut notwendig. In einigen Gemeinden ist schon vieles weggebrochen. Von daher ist es gut, dass alle, die heute dabei sind, ermutigt werden und sehen: Das sind doch noch sehr viele, die das machen und sich dafür begeistern lassen. Auch die Leiterinnen und Leiter müssen ermutigt werden, denn es ist schwierig vor Ort geworden. Es ist nicht mehr so, wie es mal war, dass das Messdiener-Sein eine Selbstverständlichkeit ist und man von der Erstkommunion in die Sakristei geht und sich die Messdienergewänder anzieht. Der Tag dient nicht nur dazu, alle zu ermutigen, sondern auch ein Bewusstsein zu entwickeln, dass wir missionarisch werden müssen, dass wir das Gute, was wir tun, gut rüberbringen.  

Wie weit ist der Ministrantendienst vor dem Hintergrund der Pastoralen Räume neu zu betrachten?

Glasmacher: Die Pfarrstrukturen erweitern sich, es werden größere Räume sein, von daher ist es wichtig, auch da größer zu denken, die Messdiener-Gruppen immer wieder zusammen zu holen. Auf regionaler Ebene, aber auch auf Ebene der pastoralen Räume, damit sie sich kennenlernen, sich befreunden, wieder etwas wächst. Es ist nicht unwichtig, dass die Messdienerinnen und Messdiener ein klein wenig lernen, in verschiedenen Kirchen Dienst zu tun. Die eigene Kirche liegt uns allen am Herzen, aber den Dienst, den die Messdienerinnen und Messdiener und auch wir Priester verrichten, den können wir überall machen. Egal, wohin wir gehen: Es ist wichtig und wertvoll, was wir tun.