Mir wurde die Gnade der späten Geburt zuteil. Damit meine ich nicht, dass ich nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde – wofür ich allerdings auch sehr dankbar bin. Sondern damit meine ich, dass ich ein eigenes Konto eröffnen (überhaupt Vermögen besitzen), studieren und einer Berufstätigkeit nachgehen darf, ohne jemanden um Erlaubnis bitten zu müssen.
Diese Rechte, die für mich und meine Geschlechtsgenossinnen hierzulande so selbstverständlich sind, haben andere Frauen hart erstritten. Zwanzig Pionierinnen, die die Loslösung der Frau aus der Leibeigenschaft des Mannes in einem Jahrhunderte dauernden Prozess bereiteten, werden in diesem Buch gewürdigt, so Hildegard von Bingen, Olympe de Gouges, Rosa Luxemburg, Mutter Teresa, Rosa Parks, Joan Baez. Die hier Porträtierten entstammen unterschiedlichen sozialen Schichten, sie fanden jede jeweils einen eigenen Weg – gemeinsam ist ihnen das „Aufbegehren gegen männliche Diskriminierung“.
Und solange immer noch Millionen Frauen weltweit unter Benachteiligung, Zwangsverheiratung, Genitalverstümmelung und anderen Formen von Gewalt und Unterdrückung leiden, braucht es Frauen, die „als Erste“ einen Weg beschreiten.
Michael Korth: Wir sind die Veränderung. 20 Porträts starker Frauen, mit Illustrationen von Myrtille Bonnenfant, 192 S., Hardcover mit Leseband, 14 x 22 cm, Patmos-Verlag, Ostfildern 2021, Preis: 20,– Euro