Seit September 2019 geht der Präventions-Mitmach-Parcours „Echt klasse“ der Pfarrei St. Donatus Aachen-Brand auf Tour. Er soll Grundschulkinder stärken und für „gute“ und „schlechte“ Gefühle sensibilisieren und dafür, sich Hilfe zu holen, wenn etwas nicht stimmt. Das vergangene Jahr war ein gutes für das Projekt, das nun auch die Gefahren in der digitalen Welt einbezieht.
Die Zahlen, die Gemeindereferent Michael Schürmann – er hat den Parcours mit-initiiert und begleitet ihn – auf die Internetseite der Pfarrei gestellt hat, sprechen für sich: Insgesamt zehn Schulen haben mit dem vom Petze-Institut in Kiel entwickelten Mitmach-Parcours gearbeitet, darüber wurden 1775 Schülerinnen und Schüler erreicht, 168 Lehrkräfte und im Bereich Offene Ganztagsschule Tätige wurden zum Thema Missbrauch und Prävention geschult und 295 Eltern nahmen an den angebotenen Informationsabenden teil.
Wie viel von sexueller Gewalt betroffenen Kindern auf diese Weise geholfen werden konnte, dazu gibt es aus Gründen des Datenschutzes und des Persönlichkeitsrechts keine Zahlen. Aber sie bekämen immer wieder von einzelnen Schulen die Rückmeldung, dass Kinder sich aufgrund der Arbeit mit dem Parcours getraut haben, sich jemandem anzuvertrauen. Auch die Beratungsstellen verzeichneten nach den Fortbildungen für die Fachkräfte höhere Beratungsanfragen. Der Parcours steigert demnach also die Sensibilität für dieses wichtige Thema.
Noch wichtiger ist für Michael Schürmann, dass der Mitmach-Parcours präventiv wirkt: „Er möchte Kindern verdeutlichen: Wenn du ein schlechtes Geheimnis hast, vertraue dich einer Person an und hole dir Hilfe.“ Dazu füllten die Kinder eine „Notfallkarte“ aus, so groß wie eine Visitenkarte, auf der sie neben der „Nummer gegen Kummer“ selbst die Nummer einer Vertrauensperson eintragen. „Diese Notfallkarten hüten viele Kinder wie ihren Augapfel, und sie sind häufig noch ein Jahr später zum Beispiel im Mäppchen zu finden.“
Gefahr droht Kindern jedoch nicht nur in ihrer realen Lebenswelt, sondern zunehmend auch in der virtuellen Welt. Die Strategien derer, die solche Taten verüben, sich ihre kindlichen Opfer zu suchen, ändern sich beständig. Vieles davon hat sich in den Bereich des Internets und des Smartphones verlagert. In Onlinespielen und Chatgruppen versuchen solche Personen, das Vertrauen der arglosen Kinder zu erschleichen.
Eine Entwicklung, der die für die Präventionsarbeit Verantwortlichen in St. Donatus Rechnung tragen wollten. Sie haben daher ihren Parcours „Echt klasse“ um ein digitales Element erweitert. An dem so entstandenen Digitaltisch stehen vier Tablets zur Verfügung. An ihnen können Kinder in einem kleinen Kurs lernen, wie man sich sicher im Internet bewegen kann, und werden auf mögliche Gefahren aufmerksam gemacht. Bei der Entwicklung des Tisches hat die Pfarrei mit der Stabsabteilung PIA (Prävention, Intervention, Ansprechperson) des Bistums Aachen zusammengearbeitet. Sie hat die Entwicklung und Realisierung zudem finanziell gefördert und großzügig mit rund 2800 Euro unterstützt.
Der neue Digitaltisch ist bereits im Einsatz, und die ersten Rückmeldungen aus den Schulen sind sehr positiv, wie Michael Schürmann berichten kann. Es werde begrüßt, dass der Parcours so immer wieder an aktuelle Entwicklungen angepasst werden könne. Außerdem passe die Kampagne der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Missbrauchs an Kindern inhaltlich zu diesem digitalen Angebot. Die Kampagne möchte darauf aufmerksam machen, dass, wer solche Taten verübt, über das Smartphone, über die Internetleitung bereits in den Kinderzimmern ist, ohne dass Eltern etwas davon mitbekommen oder misstrauisch werden.
Für dieses Jahr laufen die Planungen, doch der Parcours wird wohl auch 2023 wieder gut unterwegs sein und von ehrenamtlichen fleißigen Helfern vor Ort in den Schulen in und um Brand und Forst auf- und wieder abgebaut werden. Erste Schulen haben sich bereits angemeldet.
Mehr dazu unter: www.st-donatus-de/unsere-gemeinde/ansprechpartner-gremien/kindesschutz