Das Haus an der Krefelder Schroersstraße war 16 Jahre lang eine feste Adresse für Exerzitien und interreligiösen Dialog. Aus Altersgründen hört das Team auf.
Eine Oase ist grundsätzlich ein Ort in der Wüste, in der es Wasser und Pflanzen gibt. Die Stadtoase in Krefeld ist seit 16 Jahren ein Ort zum Auftanken, Kraft und Atem schöpfen und neu ausrichten in unruhiger und hektischer Zeit. Doch nun ist – fast auf den Gründungstag genau – Schluss mit Einkehr und Exerzitien im Meditationszentrum. Maria Hungerkamp und Claus F. Lücker schließen die bisher stets offenstehende Tür des Hauses an der Schroersstraße aus Altersgründen.
„Unsere Einrichtung ist in Deutschland nahezu einmalig“, berichten Priester und Exerzitien-Begleiter Lücker und Diplomtheologin und Psychoanalytisch-systemische Beraterin Hungerkamp. „Es waren unsere Idee und unsere Initiative vor 16 Jahren, als wir an den Start gegangen sind.“ Sie kannten sich aus der Studienzeit und merkten über die Zusammenarbeit: „Sie funktioniert“.
Lücker: „Wir suchten dann ein Haus, das finanzierbar war. Denn es war die Zeit, als sich das Bistum in der Finanzkrise befand. An der Schroersstraße wurden wir fündig, renovierten das Haus und zogen ein. Wir zahlten die Miete für unseren Wohnraum, das Bistum finanzierte den Bereich für die kirchlichen Angebote.“
Darunter auch den schönen Raum hoch oben unter der Dachschräge. Ein Kreuz steht dort, eine Klangschale, Kissen. Eine hohe Wand ist leuchtend blau gestrichen, die Säule in der Mitte in einem gedeckten Rot. Der Holzfußboden schafft Wärme.
Jeden Mittwoch kamen dort zwischen fünf und fünfzehn Menschen zur Kontemplation hinauf. „Diese besondere Art der Meditation führt hin zur inneren Ruhe und zur Erfahrung des Gottes, der von sich sagt ‚Ich-bin-da‘. Wir begannen mit körperlichen Lockerungsübungen und saßen anschließend zweimal 25 Minuten in Stille. Zwischen den Sitzmeditationen übten wir meditatives Gehen.“
Es sei ihr Anliegen bis heute, kirchenverletzte Menschen, solche, die den Kontakt zur Gemeinde verloren hatten oder zu verlieren drohten, anzusprechen, berichtet Lücker. Nicht nur das: „Oftmals gaben die Besucher uns vor, was sie behandeln, über was sie reden wollten“, ergänzt Hungerkamp.
Denn: „Wir sind offen für alle, die spirituell suchen, mit und ohne Kirchenbindung. Darin liegt für uns ein wesentlicher Teil unseres christlichen Profils.“ Das Alter der Gäste habe im Schnitt über 40 Jahre gelegen. Spannend sei es in der Vergangenheit auch gewesen, den Teams der Pfarreien Raum zu geben, die vor Jahren um die Bildung der Gemeinden von Gemeinden gerungen hätten. „Hier konnten sie entspannt diskutieren.
Die Theologen und ihre Gäste suchten in den Jahren außerdem den Kontakt und den Dialog mit anderen Religionen, insbesondere mit denen des Ostens, vor allem mit dem Buddhismus aber auch mit dem Hinduismus. „Wir beteiligten uns in Foren des interreligiösen Dialogs, regional und überregional.“ So seien sie vernetzt im buddhistisch-christlichen Dialog auf NRW-Ebene sowie im Krefelder Dialog der Religionen. „Vor Ort kooperierten wir mit dem Forum Krefeld-Viersen und dem regionalen Caritasverband, überregional mit Missio Aachen und auf Bundesebene mit der Gesellschaft der Freunde christlicher Mystik.“
Gemeinsam beten und essen – auch einige Male im Jahr im Gottesdienst – das war ihnen wichtig. „Wir richteten uns nachhaltig aus. Für unser vorwiegend vegetarisches Essen verwendeten wir überwiegend Bioprodukte beziehungsweise Lebensmittel aus dem regionalen Anbau. Den Strom bezogen wir bei einem profilierten Ökostromanbieter in Deutschland“, berichtet Hungerkamp. „Ich schaffe es jedoch nicht mehr, ein Menü für viele zu kochen.“
Die Leute seien sehr enttäuscht über die ersatzlose Schließung der Stadtoase, wissen die Anbieter. „Doch die Tür steht nicht zu. Es entstehen wieder neue Angebote, nach den Sommerferien, in anderen kirchlichen Räumen“, sind Maria Hungerkamp und Claus F. Lücker sicher. Das Abschiedsfest von der Schroersstraße, zu dem sich zahlreiche Menschen angemeldet hatten, belebte den großen Garten ein letztes Mal.