Bis zum Jahresende sollen sie in ihrer geografischen Form feststehen, die Pastoralen Räume. Die Regionalteams unterstützen und begleiten diesen Prozess vor Ort. So wie das Regionalteam Aachen-Land, das den vergangenen Wochen unterwegs war in der Region, um seine Vorschläge für die Pastoralen Räume den GdG-Räten und Kirchenvorständen vorzustellen, zu diskutieren und Fragen zu beantworten.
Fragen gab und gibt es reichlich, sei es bei den GdG- und Pfarreiräten oder bei den Vertretern der Kirchenvorstände. Trotz aller Informationen und Erläuterungen herrscht an vielen Stellen noch Unsicherheit. Die wollen Hannokarl Weishaupt, Annette Jantzen und Erdmute Söndgen den Gremienvertretern nehmen. Sie haben sich Zeit für die Treffen genommen, Grundlagen, Begrifflichkeiten und den vorgegebenen Zeitrahmen erläutert. „Unsere Aufgabe ist es, sie so durch den Prozess zu begleiten, dass sie das gut machen können“, erklärt Annette Jantzen.
Besonders der Stichtag 1. Januar 2024, bis zu dem die Pastoralen Räume errichtet sein sollen, hat bei vielen zunächst Verwirrung ausgelöst: „Wie sollen wir das denn so schnell hinbekommen?“ Hier hat das Regionalteam in den Gesprächen vor Ort erst einmal den Druck rausgenommen, erläutert, dass bis dahin lediglich eine Einigung erzielt sein soll, welches Gebiet der jeweilige Pastorale Raum umfassen wird. Nicht mehr und nicht weniger. Bis Ende 2027 soll der neue Pastorale Raum dann inhaltlich ausgestaltet werden, sollen Strukturen der Vernetzung auf- und ausgebaut werden.
Wobei, was war jetzt noch einmal genau der Pastorale Raum, was die Kirchengemeinde und was die Pfarrei? Es seien so viele Begriffe im Umlauf, dass sie damit einstiegen, diese etwas klarer zu machen, erklärt Erdmute Söndgen. Sie ist selbst Ehrenamtliche und kann verstehen, dass Menschen, die sich zwar in Kirche engagieren, aber eben nicht beruflich, sich da erst zurechtfinden müssen.
„Wir müssen uns erst einmal an die neuen Begriffe gewöhnen und sie verwenden, so blöd sie an mancher Stelle auch sind.“ Ihre Kollegin, Pastoralreferentin Annette Jantzen, erläutert mit Hilfe von Karten die neuen Strukturen und Begriffe: Aus Gemeinden werden „Orte von Kirche“, die jedoch nicht mehr an den Kirchturm gebunden sein werden. Was früher die Dekanate waren, sollen in Aachen-Land die neuen Pastoralen Räume werden.
Die bestehen aus einer, bzw. da, wo es sinnvoller ist, auch aus bis zu drei Kirchengemeinden, die Rechtsträger, deren Aufsichtsgremium die Kirchenvorstände sind. Pfarrei – und das ist die größte Umstellung – bezeichnet zukünftig nicht mehr die unterste Einheit, in der Katholiken leben, sondern die zweitgrößte. Eine Pfarrei wird sein, was bisher eine Region war. Das sieht das Regionalteam für Aachen-Land für seine Region etwas anders, sie können sich je eine Pfarrei aus den vier Nordkreiskommunen und eine aus Eschweiler und Stolberg vorstellen.
Weniger kompliziert dürfte es in Aachen-Land sein, die Räume selbst festzulegen, wie Annette Jantzen ausführt: „Wir haben sechs Kommunen, woraus sich sechs Pastorale Räume in den Grenzen der ehemaligen Dekanate ergeben.“ Ein Vorschlag, den sie in den vergangenen Wochen vor Ort vorgestellt haben. In Baesweiler und Würselen umfasse die Pfarrei bereits die ganze Stadt, in Alsdorf arbeiten die beiden bestehenden Pfarreien schon länger eng als GdG Alsdorf zusammen und auch in Eschweiler finde schon ganz vieles auf der Ebene „katholische Kirche in Eschweiler“ statt. Hier ist man bereits so weit, einen gemeinsamen Rat für ganz Eschweiler zu wählen, der die bisherigen GdG-Räte ablöst. Es sei also eigentlich schon vieles vor Ort vorhanden, auf das sich aufbauen lasse.
So wie in der GdG Stolberg-Süd, in der Erdmute Söndgen und Annette Jantzen Mitte März im GdG-Rat zu Gast waren. Sie besteht aus neun Pfarreien und versteht sich als eine Art „Haus mit mehreren Wohneinheiten“, unter einem gemeinsamen Dach, aber mit eigenen Räumen. Sie seien eine „gut aufgestellte und harmonische GdG“, beschreibt sie ihr Leiter Pfarrer Norbert Bolz. Da, wo es sinnvoll ist, bündeln die Pfarreien ihre Kräfte, zum Beispiel in der Erstkommunion- und Firmvorbereitung.
Der GdG-Rat dient dem Informationsaustausch und der Kontaktpflege. Dessen Sorge ist, wie Menschen sich in den zukünftig noch größeren Räumen weiter einbringen können. Daran, so versichern die beiden aus dem Regionalteam, soll sich nichts ändern. Ehrenamtliches Engagement wird wichtiger denn je sein, um lebendige Orte von Kirche zu erhalten und zu entwickeln. Wichtig ist, Strukturen zu schaffen, damit das weniger werdende hauptamtliche Personal sie weiterhin gut begleiten kann. „Wir müssen schauen, dass überall Leitung und Steuerung besteht. Die Pastoralen Räume bekommen alle Leitungsteams, die so zusammengesetzt werden, wie es vor Ort nötig ist“, erläutert Erdmute Söndgen. Das Personal werde zukünftig auf der Ebene der Pastoralen Räume angesiedelt. Ziel sei, dass die, die derzeit in den GdG tätig sind, bis auf Weiteres vor Ort bleiben, damit die Übergangsphase gut gestaltet werden kann.
Eine Erfahrung des Teams aus den Gesprächen: Obwohl oder weil es durch die kommunalen Strukturen relativ einfach sei, Pastorale Räume festzulegen, müsstem sie viel erklären. Die Sorge sei noch immer groß, dass etwas „wegrationalisiert“ würde. Annette Jantzen fasst das so zusammen: „Es geht darum, Strukturen zu schaffen, damit es nicht irgendwo, irgendwann „St. Pech-gehabt“ gibt, weil da niemand mehr ist.“ In den neuen Strukturen und der Phase der Ausgestaltung bis Ende 2027 liege auch eine Chance, Kirche für die kommenden Jahre mit Leben zu füllen. Positiv überrascht hat das Regionalteam, dass da, wo das „Zusammenraufen“ schwierig werden könnte, ein hohes Bewusstsein für mögliche Schwierigkeiten und eine ebensolche Bereitschaft zum Gespräch bestehe.
In Stolberg haben beide GdG (Süd und Nord) zugestimmt, ab 2024 einen gemeinsamen Pastoralen Raum zu bilden. Um direkt zu starten, hätten die GdG-Räte bereits gemeinsam getagt und viele Anknüpfungspunkte für die zukünftige Zusammenarbeit gefunden. „Es war eine fröhliche Aufbruchstimmung. Das kann wirklich gut werden“, erklärt Erdmute Söndgen. Sie seien auf einem guten Weg.
Bis zum 30. Juni sollen alle GdG-Räte und die beteiligten Kirchenvorstände (KV) ihr Votum zu dem vorgeschlagenen Pastoralen Raum abgeben. Das geht dann in die Gremien auf Regionalebene (Regional-Pastoralrat, Regionaler Katholikenrat, KV-Vertretung der Region), die bis zum 30. September ebenfalls ihr Votum abgeben. Das wird dann bis Jahresende auf Bistumsebene beraten und verabschiedet und die Pastoralen Räume werden auf dieser Grundlage schließlich per Dekret des Bischofs errichtet und zum 1. Januar 2024 in Kraft gesetzt.