St. Johann Baptist

Ein Ort, der Menschen Schutz und Ruhe bietet.

Bischof Dieser  erteilt den eucharistischen Einzelsegen. (c) Andreas Bischof
Bischof Dieser erteilt den eucharistischen Einzelsegen.
Datum:
21. Okt. 2025
Von:
Kathrin Albrecht

Die Sonne scheint strahlend hell in das Kirchenschiff von St. Johann Baptist, der größten Kirche mit dem höchsten Turm in Krefeld und dem gesamten Bistum. An diesem schönen Sonntagmorgen zelebriert Bischof Helmut Dieser gemeinsam mit Joachim Schwarzmüller, dem zuständigen Pfarrer vor Ort, einen Dankgottesdienst. Damit ist eine lange Zeit, in der die Zukunft des Gotteshauses mehr als unsicher und auch umstritten war, abgeschlossen.

„Eine geweihte Kirche steht nun in der Trägerschaft eines Fördervereins. Das ist eine neue Konstruktion“, erklärt der Bischof, der auf eigene Initiative gekommen ist und damit auch ein Signal gesetzt hat. „Die Mitglieder müssen es weiterhin schaffen, Sponsoren und damit Geld für den Erhalt der Kirche zu bekommen.“

„Es war ein langer Weg“

Der Streit um den Erhalt der Krefelder Kirche ist beigelegt. (c) Andreas Bischof
Der Streit um den Erhalt der Krefelder Kirche ist beigelegt.

Jan Lange, einer der größten Verfechter für den Erhalt des Gotteshauses, hat gemeinsam mit dem Förderverein St. Johann Baptist das nicht profanierte, denkmalgeschützte Gebäude für einen symbolischen Euro gekauft. Er will es als das erhalten, was es ist: Ein Ort, der vielen Menschen Schutz und Ruhe zum Gebet bietet. Die Katholische Kirchengemeinde Maria Frieden hatte die neugotische Kirche verkauft.

Nun kam Bischof Dieser zu einem der ersten Gottesdienste, ganz zur Freude der Gemeinde, die mit 150 Besucherinnen und Besuchern das Kirchenschiff gut füllte.

„Wir freuen uns von Herzen über den Besuch“, sagt der Vorsitzende. „Es war ein langer Weg. Wir hatten Vertrauen in die Liebe Gottes. Wir hätten die Kirche sicherlich nicht bekommen, wenn unsere Finanzierung nicht die Wirtschaftsgremien des Bistums überzeugt hätten“, erklärt er weiter. Zudem war Burkard Severin, der Sonderbeauftragte des Bistums, ein geschickter Vermittler.

Nach nur zweieinhalb Wochen Bauzeit ist die vollständige Wiedernutzbarmachung der Kirche gelungen. Zuvor hatte der Gottesdienst in einem Zelt davor stattgefunden. Erleichterung und Aufatmen über den versöhnlichen Ausgang ist bei allen Beteiligten – nach Jahren der Differenzen – deutlich zu spüren. Die Messe beginnt dann auch mit dem Lied „Ein Haus voll Glorie schauet“.

 

Konstruktiver Prozess

Der Aachener  Bischof hilft beim Austeilen des Mittagessens. (c) Andreas Bischof
Der Aachener Bischof hilft beim Austeilen des Mittagessens.

Schwarzmüller begrüßt Bischof Dieser am Altar mit den Worten: „Willkommen in unserem Gotteshaus. In Freude und Dankbarkeit wird diese Messe gefeiert. Wir schauen auf Jesus Christus in Freude und Dankbarkeit.“ Er dankt auch Bischof Dieser. Den konstruktiven Prozess zur „Zukunftssicherung von St. Johann Baptist als Ort von Kirche im Pastoralen Raum Krefeld“, hatte er im November 2024 eingeleitet. „Dafür sind wir sowohl dem Herrn als auch dem Bischof von Herzen dankbar.“

Dieser sagt: „Es wird ein Haus Gottes bleiben. Es ist ein großes Werk, die Baulast zu stemmen. Sie wollen es schaffen. Glaubende Menschen können immer mit der Hilfe Gottes rechnen.“

Er sei sehr gerne gekommen, erklärt er in seiner Predigt. „Sie leben die Werte des Gemeinwohls, erhalten und vermehren es im Engagement für Arme, Kranke, Drogenabhängige und Gestrauchelte. Sie lindern die Not materiell und seelisch und begegnen diesen Menschen angstfrei. Die Währung in Ihnen ist Nächstenliebe, Respekt und Hilfsbereitschaft, die Unantastbarkeit eines jeden Menschen. Jesus warnt vor einer Kluft, die immer tiefer wird zwischen Armen und Reichen. Wer sich für die Armut entscheidet, hat sich für Jesus entschieden.“

Dann dankt er für das gute Beispiel in Krefeld, dem kontinuierlichen Beitrag zum Gemeinwohl. „Hier wird viel gebetet. Wer betet, bringt eine andere Kraft in Umlauf, als nur die Sorge um sich selbst.“Und weiter: „Ich freue mich, dass die Konfliktsituation mit Maria Frieden beigelegt ist. Katholisch sein kann viele Formen haben. Man soll nicht übereinander richten. Jeder soll leben, was er vom Evangelium verstanden hat und nach Gerechtigkeit, Glaube und Liebe streben.“

Nach dem Gottesdienst steht Bischof Dieser lächelnd zum Gespräch bereit. Er nimmt sich Zeit für alle, die ihn umringen, auf dem Weg nach gegenüber, wo rund 100 Obdachlose und Suchtkranke auf ihr gespendetes Mittagsmahl warten. Der Geistliche will sie bedienen und teilt Suppe, Brot und Obst aus. Vorsichtshalber mit einer roten Schürze über dem Bischofs-Gewand.

In Deutschland wohl einmalig ist der regelmäßige Gottesdienst mit den Ärmsten der Armen von Pfarrer Joachim Schwarzmüller, bei dem über 200 Obdachlose und Suchtkranke aus der Stadt nach St. Johann Baptist kommen. Er hält mit ihnen einen Anbetungsgottesdienst und erteilt jedem Einzelnen danach den eucharistischen Einzelsegen.