Sozialer Perspektivwechsel

Die 22-jährige Kolumbianerin Pilar Acero absolviert in Gangelt und Wegberg ein Freiwilliges Soziales Jahr

Kolumbien Nachricht (c) Garnet Manecke
Kolumbien Nachricht
Datum:
1. März 2017
Von:
Garnet Manecke
Zum ersten Mal hat der Diözesanverband Aachen der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) eine Freiwillige aus Kolumbien für ein Jahr zu Gast.
Kolumbien Quadratisch (c) Garnet Manecke
Kolumbien Quadratisch

Pilar Acero arbeitet in einem Gangelter Kindergarten und hilft in der Jugendbildungsstätte St. Georg in Wegberg. Die 22-Jährige wurde durch den Incoming-Freiwilligendienst des DPSG-Bundesverbands und Adveniat vermittelt.

Das kleine gelbe Wörterbuch ist Pilars ständiger Begleiter. Immer wieder blättert sie darin, um die richtigen Worte zu finden. Dabei klappt die Kommunikation schon ganz gut: Im Kindergarten nutzt sie Hände und Füße und auch im Haus St. Georg füllt die Pantomime Lücken im Wortschatz. Und so kümmert sich die 22-jährige Studentin an vier Tagen in der Woche um die quirligen Vorschulkinder, während sie an einem Tag pro Woche dafür sorgt, dass im Haus St. Georg die Tagungsräume für die Gäste vorbereitet sind oder bei Arbeiten in den Außenanlagen hilft. Dass Jugendliche ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland absolvieren, ist heute ganz normal. Dass aber Jugendliche aus einem Land wie Kolumbien ins reiche Deutschland kommen, um sich sozial zu engagieren, ist noch ungewöhnlich. Erst seit 2015 bietet die DPSG diese Möglichkeit für Jugendliche aus den Partnerländern. Für Pilar ist das eine aufregende Erfahrung. „In Deutschland sehen die Häuser alle gleich aus, die Polizisten sind viel respektvoller zu den Menschen, es gibt Fahrradwege und alle halten sich an Verkehrsregeln“, ist der jungen Frau aufgefallen. „In Kolumbien drückt man einfach auf die Hupe und fährt auf die Kreuzung.“ Die ersten drei Monate ihres Aufenthaltes wurde sie in Essen bei Adveniat eingesetzt. „Hier halten die Autofahrer an einem Zebrastreifen an“, hat sie dort gesehen. „In Kolumbien machen sie das nicht.“

Als Älteste von vier Geschwistern studierte Pilar in ihrer Heimat Soziologie. Um ihr Studium zu finanzieren, arbeitete sie als Bürokraft bei einer Event-Agentur. Wenn sie wieder zurückgeht, will sie mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Deshalb ist sie auch nach Deutschland gekommen. „Ich hoffe, hier ein paar Sachen zu lernen, die ich zu Hause bei der Arbeit mit Kindern umsetzen kann“, sagt sie. Erste Erfahrungen in der Jugendarbeit hat sie bereits gesammelt, auch in Projekten zur Unterstützung von Binnenflüchtlingen hat sie sich engagiert.

Schon früh hat sie die gemeindliche Jugendarbeit kennengelernt. „Als Kind und Jugendliche bin ich in Gruppen gegangen“, erzählt sie. Später hat sie selbst Gruppen betreut und mit den Kindern in verschiedenen Aktivitäten und Projekten zu Themen wie Umweltschutz und Kinderrechte gearbeitet oder spielerisch die eigene Stadt erkundet. Noch bis September wird Pilar in der Region Heinsberg bleiben. Bis zu ihrer Rückkehr will sie auf jeden Fall noch intensiver Deutsch lernen. Auf ihre Familie und ihre Freunde in der Heimat freut sie sich schon jetzt. „Die vermisse ich“, sagt sie. Auch die Wärme ihres Heimatlandes sowie die vielen Früchte und die Fröhlichkeit findet sie in Deutschland so nicht. „In Kolumbien machen die Leute immer Spaß, sind temperamentvoller und man berührt sich viel mehr“, sagt sie. Dafür gebe es in Deutschland keine Gewalt auf den Straßen.