Der in Neapel Geborene wurde mit 30 Jahren päpstlicher Kapellmeister an St. Peter in Rom, ging aber schon 1719 als Cembalist nach Lissabon und später nach Madrid, wo er bis zu seinem Tode tätig war. Der sehr fleißige Komponist schrieb allein etwa 555 Sonaten für Klavier, jedoch nicht im strengen „gelahrten“ kontrapunktischen Stil, sondern stärker ausgerichtet auf eine galante Darbietung mit eher effektvollen Elementen wie weiten Sprüngen, übergreifenden Händen, virtuosem Laufwerk, Trillerketten und anderes mehr. Zärtlich-verträumte oder gar leidenschaftliche Abschnitte genoss das Publikum als willkommene Gegensätze. Allenthalben schwärmte man von Scarlattis Werken und seinem Spiel. Selbstverständlich wandelte sich sein Stil in den verschiedenen Zeitaltern seines Lebens. Einige aus der Fülle seiner verschiedenartigen Akzente erleben wir in unserer heutigen Einspielung, für die Angela Hewitt 16 seiner Sonaten ausgewählt hat. Die hervorragende Pianistin hat sie zu Werkgruppen zusammengestellt und selbst Einführungen verfasst, in denen sie auf die Besonderheiten jeder Sonate hinweist, aber auch auf das, was sie verbindet. Ratsam wäre es deshalb, jeweils solch eine Gruppe im Zusammenhang zu hören. Wer immer nur eine Sonate hört, hat am Ende 16 interessante „Persönlichkeiten“ kennengelernt, und auch das hat seinen Reiz.
D. Scarlatti: Sonaten für Klavier, Hyperion CDA 67613, zirka 76 Minuten, Preis: 19,99 Euro