Solidarisch mit allen Frauen

Der Weltgebetstag der Frauen am 1. März stellt Organisatorinnen vor große Herausforderungen

Statt eines künstlerisch gestalteten Titelbildes  gibt es im  Material für die deutschen Vorbereitungsgruppen ein neutrales Motiv mit Oliven-zweigen als Friedens- symbol. (c) WGT/Kathrin Schwarze
Statt eines künstlerisch gestalteten Titelbildes gibt es im Material für die deutschen Vorbereitungsgruppen ein neutrales Motiv mit Oliven-zweigen als Friedens- symbol.
Datum:
20. Feb. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 08/2024

Seit 2020 organisieren die beiden Frauenseelsorgerinnen Annette Jantzen (Aachen-Stadt und -Land) und Petra Graff (Düren) einen vorbereitenden Workshop zum Weltgebetstag der Frauen für Multiplikatorinnen aus ihren Regionen. In diesem Jahr war dies eine besondere Herausforderung, denn die Materialien zum Weltgebetstag kommen aus Palästina und stehen unter dem Thema „… durch das Band des Friedens“. 

Annette Jantzen (l.) und Petra Graff vor dem Titelbild des WGT 2023 aus Taiwan.  In diesem Jahr wurde das Titelbild wegen  Äußerungen der Künstlerin zum Israel-Palästina-Konflikt zurückgezogen. (c) Andrea Thomas
Annette Jantzen (l.) und Petra Graff vor dem Titelbild des WGT 2023 aus Taiwan. In diesem Jahr wurde das Titelbild wegen Äußerungen der Künstlerin zum Israel-Palästina-Konflikt zurückgezogen.

Der Weltgebetstag wird überwiegend ehrenamtlich getragen. Er ist eine internationale Basisbewegung und zugleich ein Hilfswerk. Das internationale Weltgebetstagskomitee entscheidet mit einigem Vorlauf, aus welchen Komitees die Gottesdienste für die nächsten Jahre kommen. Damit verbinden sich dann auch Projekte im jeweiligen Land, die mit der Kollekte unterstützt werden. 

„Die Liturgie, wie sie von Frauen aus Palästina erarbeitet und für Deutschland übersetzt wurde, hatte schon vor dem 7. Oktober 2023 Fragen aufgeworfen, die seitdem allerdings drängender geworden sind", unterstreicht Annette Jantzen. Im Ergebnis wurde das offizielle Weltgebetstagsbild nach dem Pogrom im vergangen Jahr offiziell zurückgezogen, da die Künstlerin Halima Aziz den Hamas-Terror in den sozialen Netzwerken begrüßte.

Polarisierende Effekte vermeiden

Die ursprüngliche Gottesdienstvorlage wurde vom deutschen Weltgebetstagsko-
mitee inzwischen überarbeitet. Dies sei behutsam, angemessen und transparent ausgefallen, sagt Annette Jantzen. Es gebe einige Einordnungen und zwei zusätzliche Fürbitten. „Die Stimmen der palästinensischen Frauen sind nicht zensiert worden, die Überarbeitung ist jedoch so, dass polarisierende Effekte in der deutschen Diskussion vermieden werden.“

Natürlich: Beten sei nie neutral. Es drücke immer ein Interesse oder ein persönliches Anliegen aus, erläutern die Frauenseelsorgerinnen. Schwierig werde es, wenn damit politische Forderungen mitgetragen würden, die manche Beterin gar nicht übersehen könne. Die ursprüngliche Vorlage sei nicht frei von strukturellem Antisemitismus gewesen. Das Judentum wurde beispielsweise als Herkunft des Christentums verschwiegen und Jesus als aus dem palästinensischen Volk kommend beschrieben.

Auch Fürbitt-Gebete, die ausschließlich für ein Ende der israelischen Besatzung bitten, empfindet die Theologin Annette Jantzen als nicht angemessen in einem Land, in dem es eine Auseinandersetzung zwischen Hamas und Autonomiebehörde gibt und in dem Frauen in den regierenden Organisationen kaum präsent sind. Den Frauen in Palästina werde nicht nur damit zu helfen sein, dass sich das Verhältnis zu Israel ändert.

Im Workshop, an dem gut 25 Frauen teilnahmen, wurde die politische Situation aus historischer Sicht in den Blick genommen sowie die Landverteilung zwischen Palästina und Israel, um das Verständnis für die komplexe Lage dort zu fördern. Denn mal eben so erklären könne man die vielschichtige Problematik nicht. Es solle stattdessen deutlich werden, dass es nicht um einfache Parteinahmen wie „Ich bin für Israel“ beziehungsweise „Ich bin für Palästina“ oder „Die müssten doch einfach nur einmal …“  geht. Die Lage sei kompliziert und „es gibt sehr viel Grau“, beschreibt es Annette Jantzen. Vielmehr gehe es darum, den Fokus auf die internationale Solidarität der Frauen zu legen, gegen Frauendiskriminierung in Palästina einzutreten und das Leid israelischer Frauen und Mädchen im Süden Israels zu sehen. 
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nformieren und Unsicherheiten abbauen

„Solidarisch bleiben, mit Frauenanliegen und nicht mit den Anliegen der einen oder anderen Gruppe, das ist unser Ziel“, bekräftigt die Frauenseelsorgerin. Denn das ist es, was der Weltgebetstag will: Er will Frauen um die ganze Erde im Gebet zusammenbringen und Frauensolidarität ausdrücken. Für alle Frauen, die Gewalt erfahren oder unfrei in ihrer Lebensgestaltung sind. Auch in diesem Konflikt.

„Bei den Ehrenamtlichen, die vor Ort den Weltgebetstag vorbereiten und gestalten, gab es große Unsicherheiten“, weiß Petra Graff zu berichten. Denn die meisten Frauengruppen übernehmen in der Regel den Gottesdienstvorschlag und waren verunsichert. Sie hatten die Sorge, dass Fragen oder Anfeindungen an sie gerichtet sein könnten, zu denen sie nicht sprachfähig seien. Deshalb war es den Frauenseelsorgerinnen ein Anliegen, die teilnehmenden Frauen ausreichend zu informieren. „Damit sie mit dem, was im Gottesdienstvorschlag steht, mitgehen können“, wünscht sich Petra Graff.

Außerdem wurden mit den teilnehmenden Frauen in der Weltgebetstagswerkstatt auch weitere Ideen und Möglichkeiten für die Liturgie erarbeitet. So werden einige Gruppen nur Teile der Liturgie übernehmen und sie um ein Friedensgebet oder Friedenslieder ergänzen. Wichtig waren der gemeinsame Austausch und die Vernetzung. Es tue gut, im Beten weit zu werden und auf gemeinsame Hoffnungen zu schauen. „Diese Offenheit wollen wir den Frauen weitergeben“, bekräftigt Petra Graff.   

Infos und Stellungnahme des deutschen WGT-Vorstands: www.weltgebetstag.de