Die Torte ist mit einer weißen Creme überzogen, ihr Rand mit weißen Rosetten garniert – ganz so, wie es sich für eine Geburtstagstorte gehört. 40 Jahre ist es her, dass die „Schule des Friedens“ von Sant‘Egidio in Mönchengladbach gegründet wurde. Zur Feier des Tages dürfen das jüngste Kind, der sechsjährige Argiris, und Nicole Waur (53) als ältestes „Kind“ der Friedensschule die Torte anschneiden. Der Applaus der Gäste ist den beiden dabei sicher.
„Wir wollten die Welt besser machen und gerechter für die Schwächsten: die Kinder“, sagt Manuela Brülls zu den Anfängen der Friedensschule in Mönchengladbach. „Wir fanden es unfair, dass so viele Kinder nicht dieselben Chancen haben.“ Die Kinder der Friedensschule wurden in Familien geboren, die von Armut betroffen sind, Fluchterfahrungen haben oder die aus anderen Gründen Hilfe benötigen. „Jedes Kind hat eine besondere Kraft, Freude zu teilen und Liebe zu geben“, sagt Manuela Brülls. In 40 Jahren konnte sie das oft sehen.
„Seid willkommen bei uns“ heißt das Lied der „Schule des Friedens“, die nach dem Zeichen von Sant‘Egidio auch „Regenbogenschule“ genannt wird. Andere Menschen willkommen zu heißen und in ihrer Mitte aufzunehmen, liegt in der DNA der Gemeinschaft. In der Regenbogenschule lernen die Kinder von Anfang an, wie kulturelle Unterschiede und andere Perspektiven friedlich zusammenfinden.
Anfangs seien sie zu den Familien in die Stadtviertel gegangen, hätten an Türen geklopft und sich bei den Familien vorgestellt. „Wir haben wunderbare Menschen kennengelernt und ihre Geschichten erlebt“, berichtet Gabriele Brülls. Mit ihrer Schwester gehört sie zu den Gründungsmitgliedern der Friedensschule.
Eigene Räume für die Hausaufgabenhilfe, Spiele und Gespräche hatten sie noch nicht. Das fand in den Wohnungen der Familien, in Kirchenräumen oder Pfarrheimen statt. „Wo Platz war“, berichtet Brülls. Die ersten eigenen vier Wände war ein Container, der auf ein Grundstück vor das Jugendheim in Venn gestellt wurde. Heute ist die Gemeinschaft in Räumen des Franziskanerklosters im Zentrum von Mönchengladbach beheimatet. Hier findet neben der Regenbogenschule auch der Franziskustisch statt.
In 40 Jahren haben die ehrenamtlich engagierten Frauen und Männer viele Mädchen und Jungen heranwachsen sehen und ihre Entwicklung verfolgt. Einige sind als Kinder in die Regenbogenschule gegangen und haben sich mit zunehmendem Alter selbst um die Jüngeren gekümmert. Viele haben hier Ermutigung bekommen, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Unter den Gästen waren einige „ehemalige“ Kinder, die inzwischen selbst Familien gegründet haben und die „Enkel“ der Friedensschule mitgebracht haben.
„Unsere Träume wären so nicht möglich gewesen, ohne die, die diese Träume schon vor uns gehabt haben“, sagt Gabi Brülls. „Unsere Freunde von Sant‘Egidio in Rom.“ Evelina Martelli ist aus Rom angereist, um mit den Freundinnen und Freunden in Deutschland zu feiern. Auch von Sant‘ Egidio Belgien sind einige Vertreterinnen zur Feier gekommen.
Erinnerungen werden in den Gesprächen und mit der Bildergalerie wach, die gezeigt wird. Die spiegelt die Vielfältigkeit des Engagements wider. Da wird miteinander gelernt, gespielt und musiziert. Die Kinder zeigen da der Welt, wie Frieden geht.