So digital, so greifbar

Jugendliche näherten sich mit dem Entwickeln einer App dem Weltkulturerbe Aachener Dom

So einfach geht’s: Den QR-Code abscannen, dann kann die Schnitzeljagd beginnen. (c) Kathrin Albrecht
So einfach geht’s: Den QR-Code abscannen, dann kann die Schnitzeljagd beginnen.
Datum:
25. Sep. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 39/2018 | Kathrin Albrecht

In diesen Wochen feiern wir „40 Jahre Weltkulturerbe Aachener Dom“. 1200 Jahre alt ist diese Kathedrale, das Bauwerk und seine Geschichte prägen die Stadt. Touristen aus aller Welt besuchen den Dom. Doch ein Kulturerbe bedeutet auch Verantwortung, die von Generation zu Generation weitergegeben werden muss.

So sieht die Startseite des „Bound around the Dom“ aus. (c) Kathrin Albrecht
So sieht die Startseite des „Bound around the Dom“ aus.

Was können junge Menschen mit dem Dom und seiner Geschichte anfangen? Und wie begeistert man sie, Verantwortung für das Weltkulturerbe zu übernehmen? Diesen Fragen gingen in den vergangenen Wochen verschiedene Projekte nach. Die Dombauhütte auf dem Katschhof, ein Streetfoto-Projekt und zwei Schülerprojekte, eins vom Inda-Gymnasium und eins vom Kaiser-Karls-Gymnasium, gehörten dazu.

Auch der Fachbereich Jugendarbeit der Regionen Aachen-Stadt und Aachen-Land hatte dazu eingeladen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. 13 Jugendliche schrieben in diesem Projekt eine App fort, mit der Besucher Geschichten und Geschichte rund um den Aachener erleben können. Das Stichwort dazu lautet „Action Bound". Darunter versteht man eine Art virtuelle Schnitzeljagd. Vielseitig lassen sich auf diese Weise Stadtteile oder Bauwerke erkunden. „Bound around the Dom" hat die Aachener Gruppe ihre Schnitzeljagd genannt.

Die 17-jährige Julia Stahl gehört zur Gruppe dazu. Ihre Finger wischen immer wieder über das Display, während sie erklärt, wie der Action Bound funktioniert: „Start ist an der Dominformation. Dann wird man mit Richtungskarten herumgeführt. Zu bestimmten Punkten gibt es Infokarten oder Quizfragen, die man beantworten kann. Insgesamt ist der Rundgang 30 bis 45 Minuten lang."

Dass die Gruppe Besucher um den Dom herum- und nicht hineinführt, erklärt Anja Geilenkirchen (20) so: „ Wir wollten nicht unbedingt dazu ermuntern, dass alle mit gezückten Smartphones in den Dom laufen. Unser Bound ist als eine Art Einführung oder Hinführung gedacht, um Besucher neugierig zu machen und auch Hintergründe zum Dom zu erläutern, die man so vielleicht nicht kennt." So spielt sich die Schnitzeljagd auf dem Münsterplatz, dem Katschhof und dem Domhof ab. Kurioses lässt sich auch hier entdecken. Zum Beispiel den „Mann mit dem Schirm" bei der Figurenverzierung an der Annakapelle. Dort ist bei genauem Hinsehen eine Figur zu erkennen, die eine Art Schirm hält. Dieser Schirm symbolisiert die Aufgabe des Bischofs, der seine Gemeinde behütet.

Die App gewährt auch Einblicke in Bereiche, die dem normalen Besucher sonst verschlossen bleiben, wie im Fall der Taufkapelle. Der Dom-Bound macht auch den Innenraum sichtbar. Für die Projektteilnehmer war der Besuch beeindruckend: „Man kennt das ja nicht, man hat kein Bild davon. Am Ende war sie ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte, fast modern, schlicht", schildert Anja ihre Eindrücke. Bevor es für die Gruppe ans Programmieren ging, gab es in Köln beim Jugendfilmclub eine eintägige Einführung in das Programm.

„Da wir die App nicht komplett neu programmiert haben, sondern unseren Teil in etwas gebettet haben, was es schon gibt, war der technische Aufwand nicht so groß", erklärt Jaroslav Pich (16).

In verschiedenen Kleingruppen erarbeiteten sie Themen rund um die Plätze. Weitere Impulse gab eine Domführung. In vier Tages- und drei Abendsitzungen stellten sie die Folien für ihr Action-Bound-Projekt zusammen.

Selbstverständliches wieder bewusst wahrnehmen

Schritt für Schritt haben sie viele Details für ihre App zusammengetragen. Zum Beispiel, wie viele Quadratmeter Glas in der Chorhalle des Doms verbaut sind. Oder der Name der Rosen, die im Domhof wachsen. Und dass die Gussformen für die Eingangstore noch immer im Domhof vergraben liegen. „Es wird so viel greifbarer, man kommt der Sache viel näher durch diese Details", fasst Stephan Polte vom Fachbereich Jugendarbeit, der das Projekt geleitet hat, seine Eindrücke zusammen. Doch einiges, was sie an Material gesammelt haben, mussten sie auch weglassen. „Wir wollten die App nicht zu sehr überfrachten, es ging ja darum, einen ersten Einblick zu geben", erläutert Julia.

Was aber haben die Jugendlichen für sich selbst mitgenommen, nachdem sie sich so intensiv mit dem Aachener Weltkulturerbe auseinandergesetzt haben? „Man nimmt das überhaupt erst einmal wieder bewusst wahr", meint Anja, die selbst am Kaiser-Karls-Gymnasium zur Schule gegangen und praktisch jeden Tag am Dom vorbeigelaufen ist. „Man bekommt das immer von außen gesagt, wie toll das ist, der Dom und Karl der Große, für einen selbst ist das so selbstverständlich, aber man registriert das eigentlich gar nicht."

Durch das Projekt habe sie vieles erfahren, was sie vorher noch gar nicht wusste, und vieles auch neu entdeckt. Eine Erfahrung, die die anderen Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Projekt teilen.

Zur Festwoche wurde die App zur Nutzung freigeschaltet, doch sie soll auch darüber hinaus für Interessierte zugänglich bleiben. Schön wäre außerdem, wenn Schulklassen auf diese Weise den Aachener Dom entdeckten und sich von dort aus weiter mit dem Bauwerk und seiner Geschichte befassten.

Zum „Bound around the Dom" liegen in der Dominformation Informationsblätter aus. Per Scan des QR-Codes gelangt man direkt zum Beginn des Aachen-Teils.