Sinn-Sucher

Pfarrer Hans-Georg Schornstein ist für Menschen ansprechbar

Pfarrer Hans-Georg Schornstein (c) Andrea Thomas
Pfarrer Hans-Georg Schornstein
Datum:
26. Feb. 2019
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 09/2019 |Andrea Thomas
Hans-Georg Schornstein ist „ansprechbar“. Im ursprünglichen Sinne des Wortes und im übertragenen als Gesicht eines niedrigschwelligen, offenen Gesprächsangebotes gleichen Namens.

Aber er ist noch viel mehr: „Schon ein Optimist“, wie er selbst sagt, aber auch einer, dem Zweifel nicht fern sind, einer, der gut zuhört, aber auch selbst was zu sagen hat. Der Berufswunsch Priester sei schon in seiner Jugend da gewesen, erzählt er. Allerdings habe er da ein Priesterbild gehabt, das ihm heute fremd sei: „Asketisch, sehr fromm, ausgesondert aus der Gemeinschaft, ich hatte das Gefühl, die Leute missionieren zu müssen“, erinnert sich der 62-Jährige. Das habe sich im Studium und seiner Priesterzeit schnell geändert. Heute ist es ihm wichtig, auf Augenhöhe mit den Menschen zu sein. Er will zeigen, „wie Kirche heute auch ist“. Weg vom klassischen Missionieren, aber im Ergebnis „höchst missionarisch“, indem er sein Gegenüber ernst nimmt, ihm nichts aufdrängt. „Gott ist überall, also längst da. Ich muss ihn nicht zu den Menschen bringen.“ Allenfalls ihn ihnen wieder nahe bringen. Da gebe es manchen Schutt abzubauen, weiß er aus vielen Gesprächen. Und hat so manchem helfen können, auch aufgrund eigener Lebens- und Glaubenserfahrungen. „Das könnte ich anderen aber nie vorgeben“, sagt er und zitiert aus dem 2. Korintherbrief: „Wir sind nicht Herren eures Glaubens, sondern Diener eurer Freude.“ Gott in seinem Leben finden könne nur jeder für sich.

 

Schule des Zweifels

Dazu gehöre auch zu zweifeln. Schon als Jugendlicher habe ihn die Frage nach dem Sinn des Lebens beschäftigt, was sich in Studium und Priesterseminar noch verstärkte. Die Frage „Kannst du dir vorstellen, dass dein Glaube hält?“ habe ihn sehr beschäftigt, erzählt Schornstein. Die „Schule des Zweifels“ ist für ihn eine wichtige theologische Disziplin, „weil sich da Glaube reibt und formt“. Der Glaube sei nichts Starres, sondern entwickele sich weiter. Nach seiner Weihe 1981 war er Kaplan in Mönchengladbach, wo er auch viel mit jungen Menschen und ihren Fragen an das Leben und ihren Glauben zu tun hatte: Was ist der Kern der Botschaft? Worauf kommt es an? Nächste Station ist Viersen-Dülken. Eine schwere Erkrankung stellte in dieser Zeit seinen Glauben erneut auf die Probe. Sie habe ihn an Grenzen geführt, aber auch weitergebracht. Halt geben dem bekennenden Alemannia-Fan auch die Verwurzelung in seiner Familie und ein stabiler Freundeskreis.

1988 übernimmt er seine erste Gemeinde in Roetgen und Rott, weitere kommen hinzu. 1998 außerdem für zehn Jahre das Amt des Regionaldekans für Aachen-Stadt. „In der Zeit bin ich politischer und gesellschaftskritischer geworden“, sagt Schornstein. Es sei ihm wichtig, für Menschen ansprechbar zu sein, doch gehetzt zwischen Terminen sei das nicht immer so gelungen, wie er sich das gewünscht habe. Das ändert sich 2013 mit seiner Entbindung von der Gemeindeleitung. Neue Räume entstehen. Aktuell ist er neben „Ansprechbar“ als Pfarrvikar in der GdG Aachen-Nordwest und im Beratungszentrum des Bistums tätig. „Aufgaben können sich verändern, aber darum bin ich nicht weniger Priester“, sagt er. Und das ist er weiterhin gerne, trotz aller Schwierigkeiten, in denen Kirche derzeit steckt. Glaube sei nicht gleich Kirche, aber er brauche auch einen Nährboden. Da müsste Kirche sich noch mehr öffnen, Menschen auch an anderen Orten begegnen – und vor allem auf Augenhöhe.