Seit gut einem halben Jahr leitet Stefanie Fritz-Begas die Einrichtung „Jugend und Wohnen“ des Caritasverbands Heinsberg. Schon früh begeisterte sie sich für die Pädagogik und entschied sich, Kinder und Jugendliche mit Schwierigkeiten zu unterstützen. Dabei arbeitet sie nicht nur mit den Minderjährigen. Bei ihrer Arbeit hat sie die ganze Familie im Blick.
Es gab einmal eine Zeit, da galten Kinder, die in einem Heim lebten, pauschal als „schwer erziehbar“. Das Schicksal war ein gesellschaftlicher Makel – unabhängig von den Hintergründen. Ob ein oder beide Elternteile gestorben waren, die Kinder alleine vor einem Krieg flüchten mussten, sie zu Hause Gewalt ausgesetzt waren oder Vernachlässigung Schritt für Schritt zu Verwahrlosung und Überforderung führte: Oft fanden sich die Kinder dem gesellschaftlichen Vorwurf ausgesetzt, dass sie „schuld“ an ihrem Schicksal seien.
Wie sehr Mädchen und Jungen darunter leiden, weiß Stefanie Fritz-Begas nur zu gut. Schon direkt nach ihrem Studium an der Katholischen Fachhochschule in Aachen hat die Diplom-Sozialpädagogin mit Mädchen gearbeitet, die in Wohngruppen lebten. Erst als Berufspraktikantin im Rahmen ihrer Ausbildung, später leitete sie eine Wohngruppe in Dremmen. Damals wie heute hat sie erfahren, dass jeder ihrer Schützlinge schon in jungen Jahren schwere Päckchen zu tragen hat. Gerade deswegen ist es Fritz-Begas wichtig, ihnen zu helfen, die Last zu schultern und trotzdem ein gutes Leben führen zu können.
„Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Schutzraum, ein Zuhause auf Zeit oder die Verselbstständigung in eine Wohnung zu ermöglichen, ist seit meinem Berufspraktikum das, was ich mit voller Überzeugung tue“, sagt die Mutter eines Sohnes. Dabei geht es nicht darum, die Kinder von ihren Familien zu isolieren. Es gibt Situationen, in denen die Eltern überfordert sind und sich nicht um ihre Kinder kümmern können. Bei einer schweren Erkrankung zum Beispiel. Oder weil sie selbst noch halbe Kinder waren, als sie Eltern wurden. Ziel der Arbeit Fritz-Begas’ist es immer, die Familien wieder zusammenzubringen.
Dafür brauchen die Kinder und Jugendlichen im Heim eine stabile Basis. Während ihres Heimaufenthalts werden sie in ihrer geistigen, psychischen und physischen Entwicklung gefördert. Dazu gehört auch therapeutische Hilfe. Sollte eine Rückkehr in die Ursprungsfamilie nicht möglich sein, wird eine Alternative gesucht. Wichtig ist, dass das Kind auf seinem Weg gefestigt und unterstützt wird. „Der Aufbau eines stabilen sozialen Umfelds ist eine der Grundlagen“, sagt Fritz-Begas.
In ihrer neuen Position als Leiterin der Einrichtung ist die gebürtige Würselenerin für 87 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in acht Wohngruppen, vier Trainingswohnungen und der Erziehungsstellenberatung verantwortlich. Dazu kommen 76 Mitarbeitende im pädagogischen Dienst, der Verwaltung und der Hauswirtschaft. Zu ihrer Leitungsfunktion behält sie die Erziehung der Jungengruppe und die Arbeit in den Trainingswohnungen, in denen ihre Schützlinge Alltagskompetenzen lernen.