Wenn die übernächste Bundestagswahl im Frühjahr 2029 stattfindet, wissen die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen neun, zehn und elf an der Bischöflichen Maria Montessori Gesamtschule in Krefeld, wie es geht mit Wahlzettel und -urne. Die rund 300 Mädchen und Jungen nehmen derzeit an der bundesweit stattfindenden Juniorwahl unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil. Es ist ein Probelauf mit absolut realem Prozedere.
„Es ist sehr gut, bei der Juniorwahl teilnehmen zu können und eine Stimme zu haben. Denn noch dürfen wir nicht wählen, können jetzt aber üben“, sagt Tim aus der 9d. Felix erklärt: „So können wir herausfinden, welche Stimme die anderen Jugendlichen und die Erwachsenen diesmal abgeben.“ Lena ergänzt: „Die Wahl wird hier gut gehandhabt, wir beschäftigen uns mit Politik.“ Tim würde am liebsten Angela Merkel wählen.
Vor dem Klassenraum befinden sich Wahlkabine und mehrere Stellwände. Daran hängen Plakate, auf denen beispielsweise der „Ablauf im Wahlraum“ oder die „Erst- und Zweitstimmern“ erklärt werden. Daneben werden Projekte aufgelistet, die die Schüler bereits erarbeitet haben: „Die Geschichte des Wahlrechts in Deutschland“, „Der Stimmzettel unter der Lupe“ oder: „Wie funktioniert die Briefwahl?“
Friederika hat sich darüber hinaus bereits mit dem Wahl-O-Mat beschäftigt und sich die Parteiprogramme angeschaut. „Ich bin politisch interessiert und habe auch durch die Medien viel mitbekommen.“ Entschieden, wem sie ihre Stimme gibt, hat sie noch nicht. „Ich habe aber eine Präferenz bei zwei Möglichkeiten.“ Auf den Stellwänden könnten sie nachsehen und viel lernen, berichten sie weiter. Lena findet, dass diesmal viel weniger Zeit blieb, dieses komplexe Thema ausführlich zu besprechen.
Susanne Gronau ist Lehrerin für Mathe und Technik und hier zuständig für die Demokratie-Erziehung. Sie macht die jungen Leute mit den demokratischen Spielregeln vertraut.
„Wir haben bereits an der Europawahl teilgenommen. Jetzt führen wir die vorgezogene Bundestagswahl durch. Von der Benachrichtigung bis zur Stimmabgabe“, sagt die Pädagogin. „Das Ergebnis der Juniorwahl wird am 23. Februar nach Schließung der Wahllokale veröffentlicht. Danach reden wir im Unterricht darüber.“
Bereits vor Ort war Landtagsabgeordnete Britta Oellers aus Krefeld-Fischeln. Sie stand den jungen Leute Rede und Antwort, gab Infos aus erster Hand. Der Landtag Nordrhein-Westfalen organisiert zusammen mit dem gemeinnützigen und überparteilichen Verein „Kumulus“ die Juniorwahl in NRW.
Zweitstimmen, Koalitionsbildung, Zusammensetzung des Bundestages, für die Teenager sind das keine Fremdworte. Sie wissen, warum die Wahl schon jetzt stattfindet und haben – natürlich – die Namen aller Spitzenkandidaten parat. Sie erklären, dass sie sich neben der Schule engagieren, beim DRK, ehrenamtlich im Sportverein und bei der kostenlosen Nachhilfe. Einige sind auch bei der Demo gegen rechts mitgegangen.
Für sie sei das Thema schwierig, sie habe sich bisher noch nicht dafür interessiert, da sie auch noch nicht wählen durfte, berichtet Felizitas. „Da ich jetzt die Möglichkeit habe, nutze ich die Chance. Ich denke, ich wähle, aber ich schwanke noch, wen ich wählen soll“, sagt sie.
Der Wahl-O-Mat zur Meinungsfindung war auch für Emil und Lotta eine Option. Beide haben sich schon früh mit den politischen Parteien auseinandergesetzt. Gioia hat sich mit den Eltern besprochen. Sie wird auch gemeinsam mit Zoey als Wahlhelferin bei der in realer Simulation durchgeführten Wahl in der Krefelder Maria-Montessori-Gesamtschule agieren.