Sich tragen lassen

Im März findet zum 50. Mal die „Nacht der spirituellen Lieder“ statt

Lieder 2 Nachricht (c) www.pixabay.com
Lieder 2 Nachricht
Datum:
1. März 2017
Von:
Andrea Thomas
Damit hatten Alwine Deege und Abhiti Kunz beim Start 2004 nicht gerechnet, dass ihre Singnacht solche Kreise ziehen würde.
Lieder 1 Quadratisch (c) Andrea Thomas
Lieder 1 Quadratisch

 In Aachen und Umgebung ist die Beliebtheit auch nach 49 Veranstaltungen ungebrochen, und in zahlreichen Städten im deutschsprachigen Raum gibt es inzwischen Ableger.

Worin liegt die Faszination? Für die Initiatorinnen ganz klar: Menschen haben eine Sehnsucht nach Spiritualität („Dem Göttlichen in uns“, beschreibt es Alwine Deege) und suchen einen Rahmen, diese zu erleben und mit anderen zu teilen. Mit der „Nacht der spirituellen Lieder“ in der Aachener Citykirche St. Nikolaus erreichten sie auch Menschen, die sonst eher nicht in die Kirche gingen, so aber für sich einen neuen Zugang dazu finden könnten. „Für viele ist das auch so eine Art Gottesdienst. Sie fühlen sich von den Liedern getragen und inspiriert, leben ihren Glauben gemeinsam mit anderen“, schildert Alwine Deege, wie sie das empfindet.

 

Vier Stunden mal alles hinter sich lassen und einfach nur da sein

Schlüssel ist das gemeinsame Singen. „Jeder kann und darf hier singen, ohne Anspruch auf Perfektion, ganz aus dem Herzen heraus. Lieder lassen Weite zu“, sagt Alwine Deege, die wie ihre Kollegin Abhiti Kunz einen Singkreis in Aachen leitet. Diese ergänzt: „Die Energie, die durch das gemeinsame Singen entsteht, ist so dicht, dass man das Gefühl bekommt, sie anfassen zu können.“

Schön findet Abhiti Kunz auch das Verbindende. Da stünde der Professor neben der Reinigungskraft. Keiner wisse, was der andere mache, und das spiele auch keine Rolle. „In der Regel sind die Menschen vier Stunden einfach nur da, was sehr entspannend ist.“ Jede Singnacht folgt einem ähnlichen Ablauf: Die örtlichen Singkreise beginnen, dann stellen zwei Gastsänger ihre Lieder vor und singen gemeinsam mit allen, die an dem Abend gekommen sind. Alle sitzen um eine Mitte mit vielen Kerzen, die eine besondere Stimmung erzeugen. Gegen Ende werden die Stühle weggeräumt und es gibt einen Abschluss im Stehen, manchmal auch Tänze oder Bewegung zu den Liedern. Das Spektrum umfasst spirituelle Lieder aus verschiedenen Kulturen und Religionen, gesungene Mantras und Chants.

Von Aachen aus hat sich die Idee der „Nacht der spirituellen Lieder“ ausgebreitet. Es gibt sie inzwischen in mehr als 80 großen und kleineren Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Fast immer sind die Kirchen voll. Wer sie einmal erlebt habe, komme oft wieder, stellen die Organisatoren fest. Warum? „Weil Menschen hier alles hinter sich lassen, sich selbst befreit erfahren, ihre Stimme wiederfinden können“, sagt Abhiti Kunz. Mehr: www.nachtderspirituellenlieder.de

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