Es war ein Zufall, der Pfarrer Andreas Rose aus dem Ruhrgebiet in die Rureifel nach Heimbach führte. Mit 25 Jahren wurde der Seelsorger im Bistum Essen schon als
junger Mann Pfarrer, er machte zwei Strukturreformen mit, inklusive aller Zusammenlegungen von Pfarrgemeinden, Kirchenschließungen und Immobilienverkäufen. „Das Bistum Essen ist flächenmäßig klein und besteht nur aus Großstädten. Viele anderswo gestarteten oder noch anstehenden Reformen haben wir schon längst hinter uns“, sagt er. Doch er habe einen Ort gesucht, an dem er wieder „mehr Seelsorger sein kann“ – und nicht Manager, Immobilienverwalter. Fündig wurde er in Mariawald, auf dem Wilden Kermeter, hoch über dem Rurtal – in einem ehemaligen Kloster.
Der Ort, an dem 2018 die letzten Brüder Deutschlands einziges Trappistenkloster verließen, hat eine über 550-Jahre währende monastische Geschichte, „eine besondere Beziehung von suchenden Menschen in der Natur mit Gott“, formuliert es Pfarrer Rose. Der Ort sei besonders, ein Kraftort mit seit Jahrhunderten „bebeteten Mauern“. Und zugleich sei Mariawald ein Fleck Erde mit unbeschreiblicher Atmosphäre, geprägt von Ruhe und Stille. Selbst zu Hochzeiten, wenn im Sommer der Wanderparkplatz vor der Klostermauer übervölkert ist und die Motorradfahrer aus der Euregio durch die Serpentinen der Eifel jagen, herrsche im Gemäuer, im Kreuzgang, im Innenhof, für manche Menschen schier unfassbare Stille. „Mir hat jemand den Tipp gegeben, dass das Kloster leer steht, es ein neues Konzept, aber noch keinen Geistlichen Leiter gibt“, blickt Andreas Rose zurück. Er bewarb sich – mit Erfolg.
Seit dem Jahr 2022 wird das alte Kloster in ein offenes Gästehaus und ein geistliches Zentrum umgebaut. Bereits zum 1. Januar 2021 hatte der Trägerverein des Klosters die Gebäude, die Grundstücke und die Klosterbetriebe im Rahmen eines Erbpachtvertrages an die neu gegründete „Kloster Mariawald GmbH & Co. KG“ übertragen. Wie im Kloster Steinfeld übernahmen damit Wolfgang Scheidtweiler und Pater Lambertus Schildt SDS als Geschäftsführer die Geschicke der Weiterentwicklung. Die „Kloster Mariawald GmbH & Co. KG“ führt seitdem die Gastronomie, den Klosterladen, die Likörproduktion und den Online-Versand weiter – und baut ein Seminarzentrum und den Gästebereich mit Übernachtungsmöglichkeiten neu auf.
Die Arbeiten haben sich zwar etwas verzögert, aber auch die Gasthausbrauerei nimmt mittlerweile erkennbar Züge an. Eine rein profane Nutzung des ehemaligen Trappistenklosters ist jedenfalls von Anfang an ausgeschlossen.
Als Seelsorger vor Ort ist Andreas Rose zuständig für das, was spirituell und geistig passiert – und wie es stattfindet. Und das, was noch passieren kann, wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind und auch mehr Platz für neue, zusätzliche Angebote besteht.
Beauftragt wurde er dafür von den Bistümern Aachen und Essen. „Ordensgemeinschaften gibt es ja kaum noch, aber es ist wichtiges Anliegen der Gesellschaft und des Trägervereins, hier weiterhin einen Ort des Glaubens zu haben“, erklärt Andreas Rose. Mariawald ist aus seiner Sicht perfekt dafür geeignet, auch mit alternativen Konzepten Kirche und Glauben zu vermitteln. Zum einen sei die Lage ideal, mitten im Nationalpark Eifel gelegen, zum anderen sei Mariawald ein Ort mit Tradition, der schon für Generationen eine Anlaufstelle war: Pilger, Wanderer, Motorradfahrer, Wochenendtouristen... Andreas Rose: „Hier kommen alle vorbei, es ist die einzige Anlaufstelle im Wald.“ In den vergangenen Wochen und Monaten hatte er zu Tausenden Menschen Kontakt, auch zu denen, die nie ein Kloster besucht hätten oder eine Kirche betreten.
„Es ist toll ist, wie vielen Menschen ich hier schon begegnet bin. Oft sind es nur kurze Begegnungen und Gespräche, die aber die Chance bieten, Kontakt zu Glaubensfragen zu bekommen. Dieses Passagäre ist ja auch sehr biblisch“, sagt der Geistliche Leiter von Mariawald. Er bietet jeden Tag Kloster- und Kirchenführungen an (und steht darüber hinaus gerne bereit, wenn sich Gruppen frühzeitig anmelden), im Wechsel mit dem Rektor der Klosterkirche, Pfarrer Dr. Christian Blumenthal, feiert er regelmäßig Gottesdienste.
Die größte Chance aber für einen Dialog sieht er in den täglichen „Zufallsbegegnungen“, die die Chance bieten, als Kirche wieder eine greifbare Präsenz auszusenden. „Wenn es eine Zukunft geben soll, muss es neue Orte geben“, sagt Andreas Rose. Oder neue Konzepte für alte, bewährte Orte wie das Kloster auf dem Kermeter. „Mariawald ist mehr als Erbsensuppe“, bringt es der Seelsorger auf den Punkt. Und die Erbsensuppe immerhin ist für viele Eifeler und Besucher seit Generationen legendär – wenn auch ebenso schlicht wie alles aus dem Wirkungskreis der Trappisten, wo für Verschwendung und Prunk kein Platz war.
Andreas Rose bietet neben Führungen „Einkehrtage“ an. Diese lassen viel Platz für Stille und Besinnung und schließen mit einem Abschlussgespräch. Mögliche Termine: 18.1., 8.2., 8.3., 12.4., 10.5., 14.6. Anmeldungen (Kostenbeitrag 30 Euro/Azubis und Studierende 20 Euro) per E-Mail: a.rose@kloster-mariawald.de. Die Gastronomie ist mittwochs bis samstags von 11 bis 17 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Klosterladen Montag bis Samstag von 11 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr.