Schwein steckt auch im Leim

Wie Nutztiere geschlachtet und vermarktet werden, zeigten die Macher des Projekts „Schwein haben“

Bio-Metzger Niko Lales und Fleischermeister Peter Dreßen (v. l.) erklärten, wie eine Schlachtung abläuft und warum die Tiere vorab zur Ruhe kommen müssen. (c) Eva Weingärtner
Bio-Metzger Niko Lales und Fleischermeister Peter Dreßen (v. l.) erklärten, wie eine Schlachtung abläuft und warum die Tiere vorab zur Ruhe kommen müssen.
Datum:
1. Juni 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 22/2022 | Garnet Manecke

Wer Fleisch isst, muss sich bewusst machen, dass dafür ein Tier sterben musste. Eine Salami sieht eben nicht mehr aus wie ein Schwein. Dieses Bewusstsein wollen die Katholikenräte Heinsberg und Mönchengladbach mit ihrer Aktion „Schwein haben“ schärfen. Deshalb luden sie zwei Fleischer ein, von ihrem Beruf zu erzählen.

Der Titel „Ran an den Speck“ sollte wörtlich genommen werden. Denn zum einen ging es darum, welche Teile eines Schweins nach der Schlachtung für den Verzehr weiterverarbeitet werden. Und zum anderen ging es um das Konsumverhalten von Fleischessern und ihre Vorliebe für Würstchen, Kotelett und Filet. „Schlachtung und Vermarktung“ war das Thema des Informationsabends, zu dem die beiden Katholikenräte der Regionen Heinsberg und Mönchengladbach sowie die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) eingeladen hatten.

Der Abend ist Teil des Projekts „Schwein haben“, in dessen Verlauf der Umgang mit Tieren bei der Fleischproduktion sowie der Konsum kritisch hinterfragt werden. Peter Dreßen, Fleischermeister und Inhaber einer Fleischerei, sowie Niko Lales, Metzger in der Hofschlachterei des Biohofs Stautenhof in Willich, erklärten, wie die Schlachtung eines Schweins abläuft und welche Teile des Tieres von den Kunden bevorzugt werden. Kaum überraschend: Innereien, Füße, Ohren und Schwanz werden kaum nachgefragt und daher vor allem bei der Produktion von Tierfutter verarbeitet.

Das spiegelte sich auch bei den Bestellungen am Ende des Abends wider. Denn die Schlachtung des Schweins Frieda, das von der Geburt bis zum Tod mit dem Projekt begleitet wurde, steht bevor. Auch im Auditorium fanden sich für diese Teile erst nach anfänglichem Zögern Abnehmer. Und auch hier, nach den Vorträgen, wurden die Ohren des Schweins nicht für die eigene Suppe, sondern für den Napf des Hundes bestellt.

Das Wissen über die Herstellung  alltäglicher Lebensmittel ist gering

„Wir wollten dazu beitragen, darüber nachzudenken, wie wir mit Nutztieren umgehen“, sagt Hans-Peter Katz, Vorsitzender des Katholikenrats der Region Mönchengladbach. Deshalb ist die Veranstaltungsreihe des Projekts mit der Schlachtung von Frieda auch noch nicht zu Ende. Es wird weitere Themenabende über die Produktionsbedingungen in der Fleischindustrie, das Konsumentenverhalten und die Bewahrung der Schöpfung geben. Bis in den Januar kommenden Jahres soll es Informationsveranstaltungen geben. „Es lohnt sich, diese Arbeit zu machen“, sagt Katz. „Wir haben festgestellt, dass das allgemeine Wissen über unsere alltäglichen Lebensmittel sehr gering ist.“

Dieses Defizit betrifft auch den Vorgang der Schlachtung. „Schweine sind Angsttiere“, hatte Bio-Landwirt Christoph Leiders bei einer Veranstaltung im März erklärt. „Sobald etwas ungewohnt ist, bekommen sie Angst.“ Das sollte nicht nur aus Gründen des Mitgefühls vermieden werden: Bei Angst stoßen die Tiere Adrenalin auwww.projekt-schwein-haben.des, was sich negativ auf die Fleischqualität auswirkt. Bevor es zum eigentlichen Tötungsvorgang kommt, werden sie mit einem Stromstoß betäubt. Ein Stich in die Halsschlagader tötet die Schweine. Die Tiere bluten aus. Etwa 20 Sekunden dauere das, sagt Metzger Lales. Ohne Betäubung ist in Deutschland das Schlachten generell verboten.

Verwertet wird das ganze Schwein und das nicht nur für Lebensmittel und Tierfutter. Auch in Fertigbackwaren, in Shampoo, Seife und Waschmittel, für Pinsel und Pflanzendünger, Schmierstoffe, Frostschutzmittel oder Süßigkeiten werden  Bestandteile vom Schwein verwendet.

www.projekt-schwein-haben.de