Das Trio findet sich in Tönisvorst alle zwei Wochen im Projekt „4 Pfoten für Sie“ zusammen, dem Hundebesuchsdienst am Niederrhein, initiiert vom Alexianer-Krankenhaus in Krefeld. Seit letzten Herbst besuchen Petra Georg und Ricky die Seniorin regelmäßig. Gemeinsames Kaffeetrinken, Spaziergänge und das Blättern in alten Urlaubsfotos gehören dann ebenso zum Programm wie das ausgiebige Kuscheln mit dem Hund. „Der Körperkontakt tut einfach gut“, sind sich Hundebesitzerin Georg und Hundeliebhaberin Meyer einig. Dabei kommen sie ins Plaudern: „Meine Enkelin hat mit einer kräftigen Stimme und einer solchen Selbstverständlichkeit gesungen …“, berichtet Hildegard Meyer vom jüngsten Familienereignis, und sportlich sei sie auch. „Ganz die Oma“, sagt Petra Georg lachend, die durch gezielte Nachfragen zeigt, wie vertraut das Verhältnis auch nach den ersten Treffen schon ist. „Das ist eine freudige Stunde, wenn Petra und Ricky kommen. Da gibt es keine Probleme zu bewältigen. Ich bin froh, dass es das gibt.“
Geboren ist die Idee des Besuchsdienstes, der vor allem für Menschen mit Demenz gedacht ist, im Kölner „Alexianer“. Projektleiterin Änne Türke entwickelte die Idee vor acht Jahren, und inzwischen ist „4 Pfoten für Sie“ eine Marke. Rund 200 Menschen und ihre Hunde sind für den Besuchsdienst geschult und derzeit etwa 80 aktive Teams Einsatz. 2016 im Herbst wurde die gute Idee nach Krefeld ans Alexianer gebracht, wo Nadine Cujai mit Rebecca Deis die Koordinierung übernommen hat. Ihre Überzeugung: „Dieser Dienst ist für alle Beteiligten eine Bereicherung. Der an Demenz erkrankte Gastgeber erlebt wieder die intensive Emotionalität, die ein Hund auslösen kann, und der Hundebesitzer findet eine besonders sinnstiftende Form der Beschäftigung mit seinem treuen Begleiter.“
Aber das Projekt steht noch am Anfang. Petra Georg ist mit Ricky eines von 14 Teams, die sich ein Jahr lang auf den Einsatz vorbereitet haben. Noch nicht alle Absolventen haben einen Besuchspartner gefunden. Der erste Kontakt wird über das Alexianer-Krankenhaus hergestellt. Im Falle Hildegard Meyer war es die Schwiegertochter, die die Initiative übernahm. Dann wird sich im wahrsten Sinne „beschnuppert“ und entschieden, ob Mensch und Tier zusammenpassen. Hier war gleich klar: Die drei hatten sich gefunden. Obwohl Hildegard Meyer ja eigentlich keine typische Bewerberin war, denn sie ist keine Demenzpatientin. „Noch nicht“, sagt die Seniorin einigermaßen aufgeräumt, und schon entspinnt sich ein neues Thema, während Ricky neben ihr auf dem Sofa sitzt, aufmerksam abwartet, ob ein Leckerli für ihn abfällt.
Als Petra Georg von dem Projekt gelesen hatte, „habe ich sofort gedacht: Ja, das ist es!“ Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Ein Elternteil hat Demenz, sie weiß, wie das Leben mit einer Betreuung zu Hause ist, verbunden mit allen Sorgen und Gedanken. „Ich würde mir das auch wünschen, eine Entlastung“ und vor allem „jemanden, über den sich mein Vater freut“. Denn die neuen Impulse, die diese unbelasteten Begegnungen geben, sind für alle Beteiligten ein Gewinn. Und noch einen Grund gibt es: „Ich bin mit Tieren groß geworden und habe immer gedacht, wenn ich mal alt und krank bin und kein Tier mehr haben kann, dann fehlt mir was. Da habe ich jetzt schon immer etwas Angst vor“, gesteht sie.
Reichlich Lerntätigkeit hat sie für ihre neue Aufgabe auf sich genommen. Nachdem das erste Auswahlverfahren unter 30 Bewerbern überstanden war, galt es, den Gehorsam des Tieres und die Leinenführigkeit unter Beweis zu stellen, aber auch die Disziplin zu lernen. Drei lange Wochenenden lang. Wichtig ist etwa, dass der Hund kein Futter aufnimmt, das nicht „freigegeben“ ist. Hildegard Meyer erzählt, wie ihr einmal eine Tablette mit Opiat heruntergefallen war – da wäre es natürlich fatal, wenn der Hund sie „fände“ und fräße. „Nein ist nein und muss gezielt geübt werden“, betont Petra Georg, und da müssen auch Mann und Kinder mitmachen. Für den kleinen Wirbelwind Ricky ist sicher die größte Herausforderung, sich dem Tempo von Frau Meyer beim Spazierengehen anzupassen. Langsam muss es eben gehen. All das wurde in Rollenspielen geübt, ehe der Hundeführerschein und das Zertifikat als Alltagsbegleiter für Menschen mit Demenz abgelegt werden konnten.
Der Hundebesuchsdienst kann übrigens über die Pflegeleistungen als Entlastungsleistung abgerechnet werden. Angehörige von Menschen mit Demenz oder Betroffene, die besucht werden möchten, wenden sich an Nadine Cujai, Tel. 0 21 51/334 52 77, n.cujai@alexianer.de oder Rebecca Dies, Tel. 0 21 51/334 72 14, r.deis@alexianer.de