Rund um St. Michael

In Waldniel hat ein dreiköpfiges Team eine Video-Reihe zur Geschichte der Pfarrkirche und des Ortes gedreht

Das Team St. Michael: Josef Schmitz, Hermann-Josef Crynen und Karl-Heinz Schroers (v.l.). (c) Kathrin Albrecht
Das Team St. Michael: Josef Schmitz, Hermann-Josef Crynen und Karl-Heinz Schroers (v.l.).
Datum:
23. Juni 2025
Von:
Aus der Kirchenzeitung, Ausgabe 20/2025 |Kathrin Albrecht

Weithin sichtbar erhebt sich die neugotische Backsteinbasilika St. Michael über den Ort Waldniel. Mit der Entstehung der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) 2010 wurde St. Michael Pfarrkirche der neu entstandenen Pfarrei St. Matthias Schwalmtal, die sechs Kirchengemeinden zusammenfasste.

 Die 1883 geweihte Kirche ist auch Mittelpunkt der Videoreihe „Rund um St. Michael“, die die Besonderheiten der Kirche, aber auch Wissenswertes zur Geschichte des Ortes Waldniel zeigt. Verantwortlich für die Video-Reihe zeichnet das „Team St. Michael“: Hermann-Josef Crynen, Karl-Heinz Schroers und Josef Schmitz. Schroers ist der „Experte“ des Teams, hat auch ein Buch über die Geschichte der Kirche St. Michael verfasst. Doch eine Sache hat er bis heute nicht entdecken können: „Ich weiß nicht, wo sie in der Kirche den Teufel versteckt haben.“ Ansonsten gibt es kaum etwas, das er nicht über die Kirche weiß, die von den Waldnielern auch liebevoll „Schwalmtaldom“ genannt wird. 

Eine Kirche bauen, die niemals zu klein wird

Blick in die Pfarrkirche Waldniel. Die Barke ist ein Werk des Künstlers Jens Meyer. (c) Kathrin Albrecht
Blick in die Pfarrkirche Waldniel. Die Barke ist ein Werk des Künstlers Jens Meyer.

„Der damalige Pfarrer und Dechant Anton Mömken wollte eine Kirche bauen lassen, die niemals zu klein wird“, erzählt Schroers. Und er weiß auch, dass die Ausmalungen von 1903/04, die im Zuge der Restaurierungen zu Beginn der 1980er Jahre wieder hergestellt worden sind, nach dem Zweiten Weltkrieg grau überstrichen, die Säulen rot gestrichen waren. „Das war eine komplett andere Anmutung.“ Die Idee zur Video-Reihe entsprang vor drei Jahren aus der Frage, wie sich Menschen für die Kirche interessieren lassen.

Für die Reihe brachten die drei ihre Interessen und Talente zusammen, erzählt Hermann-Josef Crynen lächelnd. Schorers sein Wissen über die Kirche, Schmitz sein filmisches und fotografisches Talent, Crynen seine Erfahrung in der Pflege des Internetauftritts der Pfarrei und der Öffentlichkeitsarbeit. Den Auftakt machte ein rund dreiminütiges Video, das die Entstehung der Pfarrei St. Matthias vorstellt.

19 Videos sind über drei Jahre entstanden. Die einzelnen Teile sind jeweils um die zehn Minuten lang, ohne Sprecherkommentar, jedoch mit kurzen informativen Texten versehen. Oft sind die Videos durch das Orgelspiel des Kantors der Pfarrei St. Matthias, Stefan Lenders, untermalt. Josef Schmitz hat das meiste Material aus Kirche und Umgebung aufgenommen und ist auch für die Montage von Bewegtbild, Fotos und Ton verantwortlich. Per E-Mail tauscht sich das Team über die Entstehung der Videos aus. „Eine dicke Woche Arbeit steckt in einem Video“, sagt Josef Schmitz. Für die Dreharbeiten in der Kirche sei der Lichteinfall ganz entscheidend, erzählt er.

Das gilt vor allem für die Videos über die Kirchenfenster. Denen hat das Team zwei Videos gewidmet. Im ersten Teil erhalten Zuschauer einen Eindruck davon, wie die Kirche mit den alten, im Nazarenerstil gemalten und im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirchenfenstern aussehen könnte, indem die kolorierten Entwürfe in die Fenster hineinmontiert wurden.

Dem neogotischen Hochaltar aus dem Jahr 1892 widmete das Team ebenfalls eine Folge. (c) Kathrin Albrecht
Dem neogotischen Hochaltar aus dem Jahr 1892 widmete das Team ebenfalls eine Folge.

Nur zwei der alten Kirchenfenster sind noch im Original erhalten, das Cäcilienfenster im Turm, das innen nur über die Orgelbühne zu sehen ist, und das Marienchorfenster über der Taufkapelle. Beide stammen aus der Glasmalerei-Werkstatt Derix. Die Fenster, die die Besucher der Kirche heute kennen, wurden in den 1950er-Jahren vom Aachener Glasmaler Walter Benner entworfen. „Er hat auch Fenster für den Aachener Dom gemacht, sie befinden sich in der gotischen Chorhalle“, weiß Karl-Heinz Schroers.

Das „Highlight“ in der Reihe mit über 1000 Aufrufen ist die Folge über die alte Pfarrkirche St. Michael, die Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde. Sie befand sich auf dem alten Kirchhof, einen Steinwurf von der heutigen Kirche St. Michael entfernt. Eine Gedenktafel erinnert an den Standort der Kirche. Erhalten sind auch einige alte Grabsteine, denn der Kirchhof war auch der Friedhof der Gemeinde gewesen. Die Videos verweisen auch auf manche Kuriositäten, wie vertauschte Kirchenfenster oder ein auf dem Kopf stehendes Omega in der Darstellung der Dreifaltigkeit im geschnitzten Hochaltar, die Besuchern möglicherweise beim ersten Betrachten gar nicht so ins Auge fallen. 

Mit der 19. Folge schließt sich der Kreis

Die 19. und letzten Folge zeigt die Entstehung des neuen Pastoralen Raums Brüggen/Niederkrüchten/Schwalmtal. „Damit schließt sich ein Kreis“, sagt Hermann-Josef Crynen. Die Videos sind auf dem Youtube-Kanal von Josef Schmitz, Linden-Schwalmtal, aber weiterhin abrufbar. Im südlichen Seitenschiff der Kirche befindet sich eine Infotafel, von der aus Besucher per QR-Code direkt auf die Videos gelangen. Auch auf der Homepage der Pfarrei St. Matthias sind alle Folgen abrufbar.

Außerdem hat das Team ein interaktives Quiz rund um den „Schwalmtaldom“ erstellt. „Das entstand in Zeiten von Corona“, erzählt Crynen. Um die Videos auch langfristig zu sichern, hat das Team Kontakt mit einigen Archiven aufgenommen. Denn sie stellen auch für die Gemeinde interessante Zeitdokumente dar, sind die drei überzeugt. „Vielleicht ist die Video-Reihe ja eine Inspiration für andere Gemeinden, etwas über ihre Kirchen und ihre Geschichte zu machen“, meint Hermann-Josef Crynen.

Die Videos und das Quiz können auf der Homepage der Pfarrei St. Matthias Schwalmtal abgerufen werden: https://st-matthias-schwalmtal.de/gemeinde-michael-waldniel/index.html