Segen, weil damit zum Beispiel Menschen miteinander Kontakt halten können, die über weite Distanzen getrennt sind, oder Hilfsaktionen schneller bekannt gemacht werden können. Der Missbrauch und die sexuelle Gewalt gegen Kinder ist die andere Seite der Medaille, der Fluch. Julia von Weiler, Geschäftsführerin von Innocence in Danger, beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit der Prävention von sexueller Gewalt an Kindern und der Hilfe für die Opfer. Wenn man ihr zuhört, wie sich Täter organisieren und wie ganze Gruppen strukturiert sind, dann möchte man am liebsten rufen: „Verbietet das Internet!“ Man bekommt den Hauch einer Ahnung, wie hilflos die Kinder sind – und wie hilflos auch Erwachsene vor dieser Situation stehen. Aber es nutzt nichts, jetzt in Panik zu verfallen. Vielmehr sollte man da auf den ersten Rat von Julia von Weiler hören: Ruhe bewahren und den Kindern zuhören. Die Nutzung des Internets ist eine Realität, die in unserem Leben immer mehr Raum einnimmt. Wir müssen damit umgehen und Kindern beibringen, damit kritisch umzugehen. Dazu gehört, dass sie nicht alleine im Internet rumdaddeln, ohne dass Eltern prüfen, wo sich ihre Kinder bewegen. So wie wir uns in der realen Welt dafür interessieren, wer die Freunde unserer Kinder sind, so sollten wir uns auch in der virtuellen Welt dafür interessieren. Wer jetzt „Vorsicht, Helikoptereltern!“ ruft, vergisst, dass man den Kindern dabei schrittweise immer mehr Eigenverantwortung geben kann. Altersgerecht, so wie man das in anderen Bereichen auch macht.
Die Autorin ist Redakteurin für die KirchenZeitung in der Region Mönchengladbach/Heinsberg.