Romanbiografie

Eine bitterkalte Nacht und ein geteilter Mantel: So wird Geschichte geschrieben.

Günter Krieger hat sich für seinen jüngsten Roman eine historische Figur herausgesucht, die „immer noch modern ist“. (c) Stephan Johnen
Günter Krieger hat sich für seinen jüngsten Roman eine historische Figur herausgesucht, die „immer noch modern ist“.
Datum:
19. Nov. 2025
Von:
Aus der Kirchenzeitung, Ausgabe 31/2025 | Stephan Johnen

Was Martin von Tours, besser bekannt als Sankt Martin, 336 nach Christus in Amiens getan hat, ist legendär. Eine bitterkalte Winternacht. Ein römischer Soldat. Ein frierender Bettler. Ein geteilter Mantel als Geste der Barmherzigkeit. Eine Tat, die Geschichte schrieb und die bis heute jedes Kind kennt. 

Umso erstaunlicher war es für Günter Krieger, das es bislang keinen Roman über den populären Heiligen gab. „Die Person hinter der Geschichte hat mich schon als Jugendlicher interessiert. Martin bleibt als Kind seiner Zeit dennoch zeitlos. Er verkörpert Tugenden, die man heute nicht oft findet  – und sein Leben ist spannender, als er es selber gern gehabt hätte“, bringt der in Langerwehe lebende Autor auf den Punkt, warum er dem römischen Soldaten, Einsiedler, Mönch und späterem Bischof von Tours mit „Sankt Martin: Der geteilte Mantel“ einen christlich-historischen Roman gewidmet hat.

(c) 3-Burgen-Verlag

Über 30 Bücher, Geschichtenbände und Erzählungen hat der 60-Jährige mittlerweile veröffentlicht, den Grundstein für seinen Erfolg als Schriftsteller legte er 1999 mit dem historischer Kriminalroman „Teufelswerk“, der in Merode spielt. Die Hauptquelle für den neuen Roman bildet in erster Linie die Vita des Sulpicius Severus, der Martin noch persönlich kannte. „Mit Ach und Krach lässt sich das noch als historischer Bericht bewerten“, sagt Günter Krieger, der sich gründlich mit der Person des Heiligen, Einblicken in das frühe Mönchtum und den Geburtsstunden christlicher Traditionen, die bis heute fortleben, befasst hat. „Es war schon herausfordernd, wenn man bei all den Wundern, die Martin bewirkt haben soll, auch noch etwas glaubwürdig sein wollte“, sagt er.

So bewegt er sich zwischen historischer Treue und erzählerischer Freiheit, um den Weg vom Krieger zum Mönch, vom Einsiedler zum Bischof von Tours nachzuzeichnen und auszugestalten. 

„In einer Zeit, in der Macht und Reichtum als höchste Güter galten, lebte Martin radikal anders“, erklärt Günter Krieger sein Interesse an der historischen Figur. 

Martin war ein Mann, der Wunder wirkte, aber auf dem hartem Boden schlief. Ein Bischof, der sich von Soldaten verprügeln ließ, ohne seine Identität preiszugeben. Ein Heiliger wider Willen, dessen Demut authentischer war als alle zur Schau getragene Frömmigkeit. Günter Krieger: „Martin wäre lieber Mönch geblieben, doch die Realitäten haben ihn in andere Sphären gedrängt. Er hat sich damit abgefunden und sein Bestes gegeben, er hat nicht lamentiert, sondern sich an seinen Aufgaben festgehalten. Und der ehemalige Soldat wurde zum gewaltlosen Menschen, demütig und bescheiden, der zu vermitteln suchte.“

Die Erkenntnis während der Recherche zum Buch: „Es gab schon immer Reibereien, Streit unter Klerikern und drohende Kirchenspaltungen“, sagt Günter Krieger. „Die Traditionalisten wollen gar nichts ändern, den Liberalen geht alles zu langsam. Ich sehe mich da irgendwo in der Mitte“, sagt der gläubige Christ. Die zunehmende Spaltung von Gesellschaft und Politik bereitet dem Autor Sorgen. Vielleicht liegt hier – neben Kult und Folklore – ein Grund der zeitlosen Faszination, vielleicht braucht jede Zeit eine Stimme der Demut und bedingungslosen Nächstenliebe, einen Soldaten, der zu einem Beispiel der Barmherzigkeit wird.
Der Roman „Sankt Martin: Der geteilte Mantel – Ein Schwerthieb machte ihn zum Heiligen“ ist als Taschenbuch im 3Burgen-Verlag erschienen (ISBN 978-9925824717, 14,95 Euro).