Raus aus der Komfortzone

Das Katechetische Institut Aachen baut stetig seine digitalen Dienste aus

Wie Fortbildung und Medien noch flexibler anbieten? Diese Frage beschäftigt  Alexander Schüller (r.) und Jean-Pierre Sterck- Degueldre. (c) Thomas Hohenschue
Wie Fortbildung und Medien noch flexibler anbieten? Diese Frage beschäftigt Alexander Schüller (r.) und Jean-Pierre Sterck- Degueldre.
Datum:
4. Apr. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 14/2023 | Thomas Hohenschue

Die Digitalisierung erfasst immer mehr Bereiche unseres Lebens und Arbeitens. Das nimmt kirchliche Einrichtungen nicht aus. Die Zeiten, in denen die Vernetzung von Rechnern und die Einführung von E-Mails für große Unruhe in den Belegschaften sorgten, liegen lang zurück. Tempo und Tiefe der Digitalisierung ziehen immer stärker an.

Diese Entwicklung mitzugestalten, als sich ihr bloß auszuliefern, ist das Credo des Katechetischen Instituts. Die Einrichtung des Bistums Aachen stellt immer mehr Dienste auf digitale Formate und Zugänge um. Und sie ergänzt ihre klassischen Angebote um elektronische.

„Schon immer sind wir dorthin gegangen, wo die Leute leben“, sagt Institutsleiter Alexander Schüller. Fortbildungen für Religionslehrerinnen und -lehrer zum Beispiel finden seit jeher nicht nur zentral an der Eupener Straße in Aachen statt. Regionalbeauftragte vernetzen die Frauen und Männer, fördern vor Ort den Erfahrungsaustausch. „Die Digitalisierung erweitert und vereinfacht unsere Möglichkeiten, sie noch besser zu unterstützen – in dem Moment, in dem sie Zeit haben, dort, wo es passt. Und sei es im heimischen Arbeitszimmer.“

Diese neue Wahlfreiheit kommt gut an, berichtet Alexander Schüller, weil sie den Bedürfnissen im verdichteten Alltag entgegenkommt. In den letzten Monaten führt das Katechetische Institut vor diesem Hintergrund immer mehr digitale Dienste ein. Zu den heute bereits klassischen Instrumenten wie einem Online-Katalog für die Buchausleihe und einer informativen Internetseite, jüngst verzahnt mit einem Facebook- und Instagram-Account, kommen weitere Angebote.

In Zusammenarbeit mit der Schulabteilung des Bistums Aachen entstehen zum Beispiel gut genutzte digitale schwarze Bretter. Auf diesen sind Anregungen und Materialien für Religionsunterricht oder auch für die Kommunion- und Firmkatechese in Gemeinden abrufbar. Einen ähnlich hohen Nutzwert hat der neue Newsletter des Katechetischen Instituts, der neben den nächsten Fortbildungen auch Buchbesprechungen und methodische Empfehlungen gebündelt präsentiert.

Eines ist bei aller Begeisterung klar: „Digitalisierung ist kein Allheilmittel“, wie Alexander Schüller betont. Präsenzveranstaltungen bieten die Chance, den Alltag beiseite zu lassen. Viele Kolleginnen und Kollegen können das aber nicht. Klassische Ganztagsformate werden kaum noch angenommen. Insofern ist es das Team des Katechetischen Instituts, das seine Komfortzone verlassen muss, um seinem Auftrag der Förderung von Religionspädagogik und Katechese gerecht zu werden.

Modernste Technik für neue Medien: Das Katechetische Institut des Bistums Aachen dreht zurzeit 360-Grad-Videos in Kirchen. So sollen Kirchenräume auf virtuelle Weise zugänglich werden, zum Beispiel im Religionsunterricht. (c) Thomas Hohenschue
Modernste Technik für neue Medien: Das Katechetische Institut des Bistums Aachen dreht zurzeit 360-Grad-Videos in Kirchen. So sollen Kirchenräume auf virtuelle Weise zugänglich werden, zum Beispiel im Religionsunterricht.

Einer, der gerne diese Komfortzone des Gewohnten verlässt, ist Jean-Pierre Sterck-Degueldre. Der Dozent sucht stets nach neuen Formaten für Fortbildungen und Lehrmitteln. Wie sein Kollege Rainer Oberthür engagiert er sich besonders im Bereich der bewegten Bilder. Videos sind heute mehr denn je ein beliebtes Medium. Sie sind, so die feste Überzeugung des Dozenten, auch bestens geeignet, religiöse Inhalte zu transportieren. Man muss es sich nur zutrauen.

„Einfach machen“, rät Jean-Pierre Sterck-Degueldre jedem, der sich auf dieses Feld begibt. Mit der Zahl der Versuche, komplexe Themen verständlich aufzubereiten, wächst auch die technische Qualität. Der Dozent überlegt sich vorher ein kleines Drehbuch, schreibt Texte. Als jemand, der schon immer gerne Musik gemacht hat, ist er gewohnt, ins Mikrofon zu sprechen. Er kommt vom Wort her und sucht sich anschließend die Bilder dazu. Fertig abgemischt, stimmt das Ergebnis.

Und das wird bei „Kompass“ abgelegt, dem Youtube-Kanal des Katechetischen Instituts. Dort sammeln sich immer mehr Erklärvideos an. Ziel ist gleich ein mehrfaches, wie Alexander Schüller berichtet. Zum einen kann sich dort jeder, der sich für Glaubensfragen interessiert, informieren und anregen lassen. Eine qualitativ wertvolle Quelle ist „Kompass“ im Vergleich zu manch dubiosen Plattformen, die im Netz zu finden sind, unterstreicht der Institutsleiter.

Zum anderen lassen sich einige Videos auch im Unterricht oder bei der Kommunion- oder Firmkatechese einsetzen, live, auf der Leinwand oder dem Bildschirm. Schülerinnen und Schüler können sie sich in Ruhe zu Hause, bei Hausaufgaben, anschauen. Und nicht zuletzt profitieren auch Lehrerinnen und Lehrer von der fachlich präzisen, aber einfachen Aufbereitung der theologischen Materie. Das wissen viele zu schätzen, wenn sie sich auf den aktuellen Stand bringen möchten.

Institutsleiter Alexander Schüller gefällt auch, dass „Kompass“ eine Plattform für Kooperation ist. Mit dem Media-Lab der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen dreht Jean-Pierre Sterck-Degueldre gerade 360-Grad-Videos von sakralen Räumen, die ebenfalls auf dem Yotube-Kanal präsentiert werden sollen. Bereits dort platziert sind Erklärvideos, die mit dem Bergmoser & Höller-Verlag realisiert wurden. Und viele andere Dinge sind denkbar. Die Digitalisierung vervielfältigt Möglichkeiten.