Mit gerade einmal 18 Jahren hat sich Jule Maletz, frischgebackene Abiturientin aus Eschweiler, auf eine Reise ins Unbekannte begeben. Im Rahmen eines Freiwilligendienstes unterstützt sie seit September das katholische Bildungszentrum in Tartu, Estland. Begleitet wird dieser mutige Schritt von Herausforderungen, persönlichen Erkenntnissen und einem stetigen Aufbruch zu neuen Erfahrungen.
Ihr Weg ins Ausland begann mit einem Flyer, der sie auf das Bonifatiuswerk aufmerksam machte – eine Organisation, die Freiwillige in europäische Diaspora-Gemeinden sendet. Was zunächst als Idee aufkam, wurde für Jule schnell zur Realität: Bewerbungen, Empfehlungsschreiben und Vorbereitungsseminare in Paderborn und Bonn ebneten ihren Weg nach Estland. „Das muss ein Zeichen sein“, dachte sie sich, als ihr Vater zufällig denselben Flyer entdeckte.
In Tartu ist Jule in einem Bildungszentrum tätig, das Kindergarten, Grundschule und Gymnasium vereint. Sie hilft dort im Deutschunterricht, unterstützt die Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung und leistet wertvolle pädagogische Arbeit mit den Schülern. „Man wird total wertgeschätzt von den Kindern“, erzählt sie. In ihrer Rolle ist sie dabei nicht nur eine Lehrende, sondern oft auch eine Mutmacherin und Vertrauensperson. Freitags wechselt Jule in den Kindergarten, wo sie spielerisch mit den Kindern den Tag gestaltet und auch selbst kulturelle Eigenheiten entdeckt.
Natürlich gibt es auch schwierige Momente, wie verstopfte Abflüsse, Heimweh oder Sprachbarrieren, die das Leben in der Fremde prägen. Besonders in Estland, wo sie durch die Sprachbarriere oft mit Händen und Füßen kommuniziert, erfährt sie den Wert von Hilfsbereitschaft und Mut, wenn Dinge einmal anders laufen. Doch diese Momente des Zweifelns gehören für sie ebenso dazu wie die freudigen Erlebnisse und die Schönheit der neuen Kultur.
Der Freiwilligendienst hat Jule nicht nur beruflich, sondern auch persönlich wachsen lassen. Sie spricht von einem neuen Selbstbewusstsein und einem Gefühl der Selbstständigkeit. Durch die Erfahrungen im Ausland sieht sie nun ihre eigene Heimat und Kultur mit anderen Augen. So bietet das Leben in Estland auch viele Denkanstöße, etwa zur digitalen Fortschrittlichkeit und zur Transparenz, die den estnischen Schulalltag prägt.
Jule ermutigt andere, ebenfalls den Schritt ins Ausland zu wagen. „Es ist auf jeden Fall für alle empfehlenswert, mal aus der eigenen Komfortzone herauszugehen.“ Die neue Perspektive auf das Leben in einem anderen Land und die persönliche Entwicklung, die dieser Schritt mit sich bringt, seien unbezahlbar. „Zu Hause wartet das Leben immer – aber die Erlebnisse, die einem eine solche Erfahrung ermöglicht, gibt es nur einmal.“
Wer einen Freiwilligendienst oder ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren möchte, kann sich informieren: Freiwillige Soziale Dienste im Bistum Aachen, www.fsd-aachen.de, oder beim Bonifatiuswerk, die ein Praktikum im Norden anbieten, www.bonifatiuswerk.de/de/aktionen/praktikum-im-norden/