Rasen sucht Mäher

Nachbarschaftshilfe – pfarrliche Projekte bringen Hilfesuchende und Hilfsbereite zusammen

Rasenmäher Nachricht (c) www.pixabay.com
Rasenmäher Nachricht
Datum:
6. Juni 2017
Von:
Andrea Thomas
Früher war nicht alles besser, nur anders.
Spülmaschine Quadrat (c) pixabay.com
Spülmaschine Quadrat

Da waren die Menschen vom Schulkind bis zum Senioren noch nicht so eingespannt in Terminkalender und Verpflichtungen, lebten die Generationen einer Familie noch am gleichen Ort und nicht verstreut über die halbe Republik, wussten die meisten noch, mit wem sie Tür an Tür wohnen. Wer Hilfe brauchte, wurde eher wahrgenommen. An Hilfsbereitschaft mangelt es uns auch heute noch nicht, doch manchmal brauchen wir jemanden, der uns zeigt, wem und wie wir helfen können. Vier Projekte aus den Gemeinden zeigen, wie das geht:

 

Vergissmeinnicht St. Josef, Herzogenrath-Straß

Gestartet ist das Unterstützungsnetzwerk „Vergissmeinnicht“ in der Pfarrei St. Josef in Herzogenrath-Straß offiziell vor drei Jahren. Die Ideenphase reicht deutlich länger zurück. Straß ist ein überschau- barer Sozialraum, der Ortsteil und das Gebiet der katholischen Kirchengemein-de sind identisch. Hier guckt man noch nacheinander und es fällt auf, wenn jemand aus dem Ortsleben „verschwindet“, man ihn länger nicht mehr im Gottesdienst oder beim Bäcker gesehen hat. Doch ein Selbstläufer ist das auch hier nicht mehr. Damit solche gewachsenen Strukturen nicht verschwinden, hat „Vergissmeinnicht“ sich zum Ziel gesetzt, das soziale Netz an manchen Stellen neu, an anderen wieder enger zu knüpfen. „Wenn jeder sich einbringt, mit dem, was er will und kann, dann bekommen wir ein Netz, durch das so schnell keiner mehr durchfällt“, sagt Eva Sommer, hauptamtliche Koordinatorin. Sie verwaltet eine über die Zeit gewachsene Kartei von Helfern und Hilfesuchenden und bringt sie zusammen. Dabei geht es oft um kleine Dinge, wie die Mülltonne vor die Tür stellen oder das einmal wöchentliche Nach-dem-Rechten-Sehen bei einer älteren Nachbarin.

Ein Schwerpunkt liege auf den Älteren im Quartier, sagt die examinierte Krankenschwester, insbesondere auch denen mit einer Demenz, denen das Angebot ermöglichen will, in gewohnter Umgebung bleiben zu können. „Vergissmeinnicht“ bringt sich aktiv im Projekt „Konfetti im Kopf“ ein, ist Beratungstelle zu dem Thema und versucht es in den generationenübergreifenden Austausch zu bringen. Doch auch die Jüngeren nutzen die Hilfe im Sinne von „Geben und Nehmen“. Zum Beispiel, wenn eine ältere Dame spontan einspringt und die Kinder für Schule und Kindergarten fertig macht, weil die Mama kurzfristig ausfällt oder hilft, die Zeit zwischen dem Arbeitsbeginn der Eltern und dem Start der Ferienspiele zu überbrücken. Darüber ergeben sich dann auch immer wieder neue „Knoten“ im sozialen Netz.

Kontakt: Eva Sommer, Tel: 0 24 06/9 79 78 81, E-Mail: kontakt@vergissmeinnicht-strass.de, Sprechzeiten: montags 15–17 Uhr und freitags 10–12 Uhr

 

Gregor hilft St. Gregor von Burtscheid

In der Aachener Pfarrei St. Gregor von Burtscheid ist Caritasarbeit eine feste Säule im Leben der Gemeinden. „Aber eher klassisch, wie für jemand einkaufen, ihn zum Friedhof begleiten oder kleine Hilfen, wenn jemand nach einem Krankenhausaufenthalt noch nicht wieder ganz fit ist, fehlten“, berichtet Christiane Boeck, eine der zurzeit drei ehrenamt- lichen Koordinatorinnen von „Gregor hilft“. Das Angebot schließt diese Lücke seit etwa zwei Jahren und hilft da, wo andere Dienste nicht immer greifen. Wer ein bisschen Zeit zu verschenken hat, kann sich ebenso melden, wie der, der Hilfe braucht. Das Koordinatorinnenteam bringt beide zusammen und sorgt auch dafür, dass keiner den anderen ausnutzen kann.

Die Resonanz ist gut. „Wir haben den Studenten, der abends Zeit hat und bei einem dementen Menschen bleibt, damit der Ehepartner mal was für sich tun kann, den, der gerne im Garten hilft und im Außengelände des Kindergartens mit anpackt, wenn die Eltern es nicht schaffen oder jemand, der mit einem älteren Menschen, der sich alleine nicht raus traut, eine Runde spazierengeht“, zählt Christiane Boeck auf. Zu den ehrenamt- lichen Helfern von „Gregor hilft“ zählen junge Leute ebenso wie noch fitte Ältere, frei nach dem Motto „noch kann ich helfen und wenn ich mal Hilfe brauche, dann weiß ich, wo ich sie finden kann“.

Kontakt: Koordinatorenteam, Tel: 02 41/96 10 10, E-Mail: gregor.hilft@st-gregor-von-burtscheid.de, Sprechzeiten: donnerstags 17–18 Uhr

 

IdeenReich St. Willibrord, Merkstein

Die Ehrenamtsbörse „IdeenReich“ der Pfarrei St. Willibrord Merkstein ist aus einer Initiative des Diözesanrates der Katholiken zur Stärkung ehrenamtlichen Engagements in den Gemeinden hervorgegangen und feiert in Kürze seinen vierten Geburtstag. Ein Team aus ehrenamtlichen Koordinatoren verwaltet auch hier Hilfsanfragen und -angebote. „Das sind meist kleine, alltägliche Dinge, wie ,kann mich jemand zur Kirche mitnehmen‘ oder einen Brief zur Post bringen, kleinere Reparaturen, zum Beispiel ein Jugendlicher, der lernen will, sein Fahrrad selbst in Ordnung zu bringen oder jemand der anbietet, beim Nähen zu helfen“, beschreibt Gaby Bayer-Ortmanns aus dem Koordinatorenteam, was „IdeenReich“ leistet. Schön sei, dass ihr Angebot inzwischen innerhalb der Pfarrei und im Stadtteil wahrgenommen werde und sich nicht nur Menschen, die Hilfe suchen sondern auch solche, die welche geben möchten, bei ihnen meldeten. Auch hier geht das Projekt quer durch die Generationen, hilft Jung Alt und umgekehrt. Gaby Bayer-Ortmanns Wunsch wäre, dass sich noch ein paar Leute mehr meldeten, die auf Anfrage ansprechbar seien, wenn jemand kurzfristig Unterstützung und Hilfe benötige.

Kontakt: Koordinatorenteam, Tel: 01 60/3 37 41 25, E-Mail: ideenReichMerkstein@gmx.de, Internet: www.ideenreichmerkstein.de

 

Generationenbrücke Jugend Kolping St. Marien, Baesweiler

Seit einem guten Jahr gibt es in der Pfarrei St. Marien in Baesweiler die „Generationenbrücke Jugend“. Sie tritt damit in die Fußstapfen der Baesweiler „Schülerjobbörse“, mit neuem Namen und neuem Träger, der 2016 gegründeten Kolpingfamilie Baesweiler im Kolpigwerk im Bistum Aachen, aber mit gleichen Inhalten. Auch hier geht es um „Nachbarschaftshilfe“, nur in einer etwas anderen Form. Die „Servicebrücke“ vermittelt Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren aus Baesweiler, die einen Taschengeldjob suchen, an Menschen, die Hilfe im Alltag brauchen. Sei es jemand, der den Rasen mäht oder den Garten von Unkraut befreit, Einkäufe übernimmt, Nachhilfe gibt oder den klassischen jugendlichen Babysitter.

Dabei achten die erfahrenen Mitarbeiter der „Servicebrücke“ darauf, dass Jugendschutzbestimmungen eingehalten werden und die jungen Helfer – auch mit Rücksicht auf ihre schulischen Verpflichtungen – nicht ausgenutzt werden, zum Beispiel als günstige Putzhilfe oder dass sie für Arbeiten im Haushalt herangezogen werden sollen, die sie in ihrem Alter nicht leisten können. Hauptauftraggeber sowohl der früheren „Schülerjobbörse“ als auch der neuen „Servicebrücke Jugend“ sind Senioren. Funktioniert die Zusammenarbeit wie abgesprochen, entstehen daraus oft Bindungen über die Generationen hinweg, die auch über den Taschengeldjob hinaus Bestand haben. Davon profitieren die Jugendlichen, deren eigene Großeltern oft nicht immer so präsent in ihrem Leben sind, wie das vielleicht noch bei ihren Eltern der Fall war, ebenso wie die Senioren, für die sie ein bisschen zu einem Ersatz für weit entfernt wohnende oder gar nicht vorhandene Enkelkinder werden. Langfristig soll so über die „Servicebrücke“ auch eine Generationenbrücke innerhalb Baesweilers entstehen.

Kontakt: Christa Peters, Tel: 0 24 01/3 96 16 77, Whats-App: 01 76/22 70 74 55, E-Mail: info@servicebruecke.de, Sprechzeiten: Mittwochs 17–18 Uhr, Nachbarschaftstreff Setterich, Hauptstraße 64

Rasenmäher Quadrat (c) www.pixabay.com