Prima Mahlaktion

In Krefeld gibt es seit zehn Jahren das Projekt „Das tägliche Brot“

Brot Nachricht (c) Britta Sylvester
Brot Nachricht
Datum:
9. Mai 2017
Von:
Britta Sylvester
„Unser tägliches Brot gib uns heute“ – Christus hat genau gewusst, wie wichtig gerade diese Bitte war – und bis heute ist.
Brot Quadrat (c) Britta Sylvester
Brot Quadrat

Wie schwierig die Versorgung damit sein kann, zeigen Initiativen wie in Krefeld: Vor zehn Jahren wurde „Das tägliche Brot“, eine Ausgabestelle für Lebensmittel, in der Dionysiuskirche ins Leben gerufen. Initiator war der damalige Cityseelsorger Karl-Heinz Hermanns. Ein Plakat an der Kirchenmauer war der einzige Hinweis.

Rund 30 Menschen folgten der Einladung. Mittlerweile sind gut 450 bedürftige Krefelder registriert, haben eine sogenannte „Gästekarte“, die zum Einkauf am „Marktstand“ im Kirchenschiff berechtigt. Freitags beginnen Gemeindereferent Bernd Kaesmacher und ein vielköpfiges Team aus ehrenamtlichen Mitarbeitern und Ein-Euro-Jobbern mit Annahme und Sortierung der gelieferten Waren. Ein eigener Lieferwagen, angeschafft dank großzügiger und regelmäßiger Spenden, vereinfacht die Abholung der gespendeten Lebensmittel. Vieles wird auch gleich bis vor die Kirchentür gefahren. Was Krefelder Discounter nicht übrig haben, wird zugekauft. Für haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Salz, Konservendosen oder Zucker gibt es seit zwei Jahren ein eigenes Lager, der Vorrat an Aufschnitt und Käse liegt im Kühlschrank des Lagers. Selbst ein eigenes Kühlhaus verbirgt sich in den Räumen der Initiative, gleich links neben dem Altarraum.

Samstagvormittag um halb elf beginnen Kaesmacher und seine Helfer mit dem Aufbau, schleppen kistenweise Lebensmittel. Rund sechs Stunden dauern alleine die Vorbereitungen und das anschließende Aufräumen, ein anstrengender Job. „Nach so einem Samstag macht man abends nicht mehr viel anderes“, muss Bernd Kaesmacher grinsend zugeben, bevor er mit Elan wieder an die Arbeit geht. Alle Mitarbeiter und Helfer sind mit spür- und sichtbarem Engagement bei der Sache. Zeit für einen kleinen Plausch und einen flotten Spruch zwischendurch ist immer. „Ich mach‘ das hier ja ehrenamtlich, warum auch nicht? Das sind ja genauso Menschen wie wir, das hat sich ja keiner ausgesucht“, erklärt eine Mitarbeiterin und fügt hinzu: „Wir sind ja auch bedürftig.“

Um 13 Uhr empfängt „der Chef“, wie Kaesmacher genannt wird, die ersten Besucher. Ein ausgeklügeltes System sorgt für eine faire Bewältigung des Besucherstroms. Jede Gästekarte trägt eine Nummer, im wöchentlichen Wechsel beginnt die Ausgabe mit einem anderen Zahlenblock. Immer aber sind es die Gäste mit Handicap, die zuerst einkaufen dürfen. Noch vor den anderen Besuchern allerdings steht der Personaleinkauf auf dem Programm. Diejenigen Mitarbeiter, die ebenfalls bedürftig sind, also etwa Hartz-IV-Bezüge oder wenig Rente beziehen, zahlen als Erste ihren Obulus von einem Euro und dürfen dann „maßvoll“, wie Kaesmacher betont, für ihr eigenes tägliches Brot sorgen.