Pilgern durch die Heimat

Firmvorbereitung 2.0 in der Pfarrei St. Augustinus Krefeld-Oppum ist auch Wegbegleitung

Die Katecheten Stephan Cordes (l.) und Matthias Imdahl. (c) Ann-Katrin Roscheck
Die Katecheten Stephan Cordes (l.) und Matthias Imdahl.
Datum:
30. März 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 13/2021 | Ann-Katrin Roscheck

Ostern ist Aufbruch. Die Firmung ist Aufbruch in die Welt als erwachsener Christ. Die Katecheten Stephan Cordes und Matthias Imdahl bereiten in der Pfarrei St. Augustinus Krefeld-Oppum seit rund einem Jahrzehnt Firmlinge auf die Firmung vor und haben pandemiebedingt ihre Kreativität in die Waagschale geworfen.

Pilgern zum Kruzifix an der Schutzengelkirche. (c) Ann-Katrin Roscheck
Pilgern zum Kruzifix an der Schutzengelkirche.

Cordes und Imdahl engagieren sich nicht nur in der Firmvorbereitung, sondern sind auch Teil der St.-Matthias-Bruderschaft, die in jedem Jahr mit Jugendlichen nach Trier pilgert. Aus den eigenen Erfahrungswerten heraus entwickelten sie die Idee, eine Pilgertour unter freiem Himmel anstelle des üblichen Firmvorbereitungskurses im Gemeindehaus zu setzen – ganz coronakonform. „Wir müssen uns immer die Frage stellen, welche Bedeutung die Firmung für Jugendliche hat“, erklärt Imdahl. „Für mich ist es wichtig, vor allem die Tür zur Kirche zu öffnen.“

Das, was die Jugendlichen in der Firmvorbereitung von Kirche erfahren, sei im weiteren Leben ausschlaggebend dafür, ob sie sich auch zukünftig in der Institution Kirche und im Glauben wiederfänden. „Wir drücken ein kleines Senfkorn in den Boden und hoffen, dass die Saat am Ende aufgeht“, führt Imdahl aus. „Haben die Firmlinge das Gefühl, hier einen Anknüpfungspunkt zu finden, haben wir unser Ziel erreicht. “
Das Pilgern, sind sich Cordes und Imdahl sicher, eignete sich dafür sehr gut. Denn eine Pilgertour verhält sich ähnlich wie das Gefühl des eigenen Glaubens: Die Jugendlichen befinden sich auf dem Weg.

Die Katecheten konzeptionierten eine Strecke durch das Stadtviertel, die untermalt mit Texten aus dem Buch Tobit Impulse für den Glaubensweg geben sollte. Wanderten die Firmlinge gemeinsam mit ihrem Firmpaten, sammelte sich die Gruppe auch immer wieder, um gemeinsam Textstücke zu lesen. „Die Rückmeldungen waren so positiv, dass wir überlegen, auch im nächsten Zyklus die Firmvorbereitungen in Form einer noch größeren Pilgertour anzubieten“, beschreibt es Cordes. Bis dahin stellen die Katecheten anderen Gemeindemitgliedern die schon fertige, rund sechs Kilometer lange Tour im Internet mit Begleittexten zur Verfügung. „Egal ob mit Kindern, als Paar oder auch alleine, jetzt gerade während Corona ist Pilgern die perfekte Zeitbeschäftigung“, erklärt Imdahl. „Und am Ende, so wünschen wir es uns, bleibt das Gefühl, dass wir in dieser Zeit auf 
unseren Wegen nicht alleine sind.“


Oppumer Pilgertour im Praxistest 

Wir treffen uns vor der Kirche zu den Heiligen Schutzengeln in Krefeld-Oppum.

Tobias ist der Sohn von Tobit. Seine Familie wurde verbannt, und obwohl sie alles verloren hat, ist ihr Auftreten durch Barmherzigkeit und Nächstenliebe geprägt. Als Tobit erblindet, bittet er seinen Sohn, Geld, das er bei einem Mann hinterlegt hat, zurückzuholen. Er betet zu Gott und hofft, dass Tobias’ Reise gut gehen wird. Auch Sara, eine Frau, die sieben Mal verheiratet war, und der ihre Ehemänner immer unmittelbar nach der Hochzeit von einem Dämon genommen wurden, richtet ihr Gebet an Gott. 

 

Von der Schutzengelkirche laufen wir weiter zum Tennisplatz am Fungendonk.

Auf dem Weg reden wir darüber, warum es wichtig ist, einen Begleiter an seiner Seite zu haben, und an welchen Stellen wir uns Begleitung im Leben wünschen.
Gott erhört das Gebet der beiden und sendet den Erzengel Raphael zu Hilfe. Unter der Führung des Erzengels, der sich in Menschengestalt Tobias als Begleiter anbietet, macht sich Tobias auf nach Medien, um das Geld des Vaters zurückzuholen.

 

Vom Tennisplatz laufen wir den Fungendonk entlang zu St. Karl Borromäus und stellen uns vor dem Brunnen auf. Wir halten inne, sprechen über das Wasser als Symbol der Taufe und gehen anschließend links an der Kirche vorbei über die Wiese zum Spielplatz hinter der Auferstehungskirche.

Tobias erlebt viel auf seiner Reise. Unter anderem zeigt ihm Raphael, in menschlicher Gestalt Asarja genannt, wie er im Fluss Tigris einen großen Fisch fangen kann. Die Leber des Fisches soll ein Heilmittel für diejenigen sein, die von einem bösen Geist verfolgt werden. Eine Salbung mit der Galle kann kranke Augen heilen.

 

Vom Spielplatz an der Auferstehungskirche gehen wir weiter in Richtung Pax Christi. Wir passieren die Kleingärten zum Berufsbildungszentrum, überqueren die Untergath und laufen zur Endhaltestelle Bökendonk. Dabei sprechen wir darüber, was der Text in uns auslöst.

Tobias trifft in Medien auf Sara und erfährt, dass Sara für ihn bestimmt sein soll. Er besiegt den Dämon, nimmt Sara zur Frau und findet neue Freunde. 

 

Vom Bökendonk nehmen wir den Fußweg Richtung Weiden und laufen zur Rückseite des Botanischen Gartens.

Gemeinsam mit Sara und Raphael reist Tobias zurück zu seiner Familie und heilt mit der Galle des Fisches des Vaters kranke Augen. Nur durch Tobias’ Mut und durch die Kraft, die Raphael als Begleitung dem Reisenden schenkte, konnte das Vorhaben gelingen. 

 

Wir folgen den Wegen des Schönwasserparks in Richtung Pax Christi. Im Garten der Kirche steht ein Skulpturengarten. Hier betrachten wir die Himmelstreppe. Welche Bedeutung hat diese? Wo führt sie hin? Was stellt die Skulptur für meinen Glaubensweg dar?

Tobias und Tobit beraten, welchen Lohn sie Raphael für seine Hilfe zahlen können. Aber Raphael offenbart sich: Er gibt seine Identität als Engel Gottes preis und erklärt, dass Gott ihn sandte, um den Barmherzigen zu helfen.

 

Wir folgen dem Schönwasserpark zurück zur Schutzengelkirche und fragen uns auf dem Weg, welche Alltagsengel unser Leben prägen.

 

Die ausführliche Fassung der Pilgertour finden Sie online auf https://familien-in-krefeld-sued.de, Stichwort „Point f. Erwachsene“, „Pilgern mal anders“.