Ein kostbares liturgisches Gefäß aus Elfenbein, das von Meisterhand auf beeindruckende Art bearbeitet wurde, ein junger Kaiser, der das von Karl dem Großen gegründete Kanonikerstift zum geistlichen Zentrum einer geplanten Kirchenlandschaft erheben lassen wollte, und ein von ihm verehrter Heiliger, der beim Missionsversuch kurz vor der ersten Jahrtausendwende das Martyrium fand – in welchem Spannungsfeld bewegen sich die Situla, Otto III., der von ihm geförderte Adalbertskult und das Aachener Marienstift?
Jürgen Hoffmann stellt in seiner Studie neue Überlegungen an zur Deutung des oberen Figurenfrieses der Aachener Elfenbeinsitula. Unter Einbeziehung aktueller Forschungen zur frühesten Ikonographie des heiligen Adalbert gelangt Hoffmann zu der Ansicht, dass es sich bei der Zentralfigur des genannten Frieses um den heiligen Adalbert handelt und nicht, wie bisher angenommen, um den heiligen Petrus. In vier Kapiteln – „Die Maßnahmen Ottos III. für das Marienstift“, „Der Kaiser als Förderer des Adalbertskultes – Textzeugnisse über Otto III. und Adalbert von Prag“, „Die verschiedenen Perspektiven in der Darstellung des hl. Adalbert“, „Überlegungen zum frühesten Bildzeugnis des heiligen Adalbert“ – begründet er seine These: für Hobby- und Berufshistoriker eine spannende Lektüre.
Jürgen Hoffmann: Die Elfenbeinsitula im Domschatz zu Aachen im Kontext des von Otto III. geförderten Adalbertskultes, 240 S., 38 s/w-Abb., Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2018, Preis: 29,– Euro