Pastorale Räume statt GdG

Die Regionen werden bald neu strukturiert sein. Die Gespräche dafür laufen auf allen Ebenen

St. Gertrud in Havert (Selfkant) gehört bald zu einem pastoralen Raum. (c) Garnet Manecke
St. Gertrud in Havert (Selfkant) gehört bald zu einem pastoralen Raum.
Datum:
16. März 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 11/2023

Das Bistum wird sich verändern, daran besteht kein Zweifel. In Zukunft werden die Gemeinden nicht mehr in Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) organisiert, sondern in pastoralen Räumen. Was das konkret heißt und wie das umgesetzt werden kann, wird derzeit auch in den Regionen Heinsberg und Mönchengladbach auf allen Ebenen diskutiert.

In der letzten Versammlung des Katholikenrats der Region Heinsberg war die neue Organisationsstruktur der pastoralen Räume Thema. „In der Region Heinsberg rufen wir das Pastoralteam nun dazu auf, die Thematik in den zehn GdG zu beraten und Vorschläge zu den pastoralen Räumen zu machen“, sagt Vorsitzender Lutz Braunöhler. Der pastorale Raum sei die Planungsebene, ein Zentrum der strukturellen Hilfe für die Orte von Kirche, in denen das eigentliche Geschehen stattfinde. Nur: Was sind Orte von Kirche? Darüber wird noch in den Leitungsgremien, unter haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden diskutiert.
Schon der Zuschnitt der pastoralen Räume birgt so manches Potenzial für leidenschaftliche Diskussionen. Das ist die Erfahrung der Zusammenschlüsse der Gemeinden zu Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) vor 13 Jahren. Der Prozess dauerte vom ersten Impuls des damaligen Bischofs Heinrich Mussinghoff 2000 bis zu seinem Abschluss zehn Jahre. Er war mit Verlustängsten und Emotionalität verbunden, aber auch mit der Freude auf eine neue Gestaltung.

Mit diesen Ängsten und Abwehrreaktionen müssen die Verantwortlichen wieder rechnen. Allein: Es wird nichts nützen. Die Kirche verliert Mitglieder, die Besucherzahl zu den Gottesdiensten ist überschaubar. Junge Priester gibt es nur wenige. Wer also vor Ort noch Kirche erleben will, muss etwas verändern. Dabei geht es in den pastoralen Räumen um Verwaltungs- und Leitungsstrukturen. Die sollen es ermöglichen, dass sich vor Ort neue Formen von Kirchen bilden können, die durch den Strukturrahmen Unterstützung und Sicherheit bekommen.

Das Bistum hat für die Region Heinsberg drei Modelle zur Diskussion gestellt

Grundlage für die Überlegungen und Gespräche in den kommenden Wochen sind die Vorschläge aus dem Bistum Aachen. Die sehen für die Region Heinsberg mit ihren zehn GdG und Pfarreien drei Modelle vor: mit sechs pastoralen Räumen (Wassenberg/Wegberg, Erkelenz, Hückelhoven, Geilenkirchen/Übach-Palenberg, Heinsberg/Heinsberg-Oberbruch, Selfkant/Gangelt mit Waldfeucht), sieben (ohne die Zusammenlegung von Wegberg und Wassenberg) oder acht (Wegberg, Wassenberg, Erkelenz, Hückelhoven, Heinsberg, Heinsberg-Oberbruch, Selfkant/Gangelt, Geilenkirchen/Übach-Palenberg).

Für die Region Mönchengladbach mit ihren zwölf GdG und Pfarreien sieht der Vorschlag aus Aachen sieben pastorale Räume vor: Nordwest (Hardt, Venn, Holt und Hehn), West (Rheindahlen, Günhoven, Pongs, Hockstein, Ohler, Wickrath, Wanlo und Wickrathhahn), Mitte-Nord (Mönchengladbach-Innenstadt, Eicken, Neuwerk, Bettrath und Uedding), Rheydt-Mitte (Rheydt-Innenstadt, Geneicken, Lürrip, Hermges, Pesch und Hardterbroich), Ost (Geistenbeck, Kamphausener Höhe, Odenkirchen, Giesenkirchen, Schelsen, Meerkamp und Mülfort), Jüchen (Jüchen, Hochneukirch, Neuenhoven und Garzweiler) und Korschenbroich (Korschenbroich, Kleinenbroich, Herrenshoff, Liedberg und Pesch).

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass diese Vorschläge vor Ort verändert werden könnten. Der Katholikenrat in der Region Heinsberg kritisiert das Modell der sechs pastoralen Räume. Die GdG Geilenkirchen und Übach-Palenberg seien kommunal und in ihren sozialen Räumen unterschiedlich ausgerichtet, lautet ein Argument. Auch in der Zusammenlegung von Wassenberg und Wegberg sieht er wegen der unterschiedlichen Entwicklung der beiden GdG in den vergangenen zehn Jahren wenig Anknüpfungspunkte.

Die Verantwortlichen in den Gemeinden stehen vor der Herausforderung, bei der Neuorientierung sinnvolle Vernetzungen zu finden und mit den Nachbarpfarreien ins Gespräch zu kommen. Bei aller Freiheit ist dabei der vom Bistum vorgegebene Rahmen zu beachten. In Städten sollen die pastoralen Räume 20 000 Katholiken umfassen, im ländlichen Raum 15 000. Dazu sollen historisch gewachsene Strukturen, Ressourcen und Sozialräume beachtet werden. Auch kommunale Grenzen sollen als Orientierung gelten.
Dafür bleiben noch die restlichen Monate 2023 Zeit. Bis 31. Dezember sollen die Entscheidungen gefallen sein. Die Beratungen müssen daher zügig und zielorientiert geführt werden.

In den Regionen gibt es derzeit nur zwei GdG, die gelassen auf diese Frist schauen können: Die GdG Korschenbroich und die GdG Jüchen bleiben auch in der neuen Struktur der pastoralen Räume unverändert erhalten. Sie werden dann nur nicht mehr GdG genannt.

Wie werden die neuen pastoralen Räume aussehen?

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