Ostern etwas anders feiern

Für das höchste Fest der Christinnen und Christen werden vielerorts neue Ideen entwickelt

Die Natur blüht im Frühling wieder auf. Das Leben geht weiter. (c) Garnet Manecke
Die Natur blüht im Frühling wieder auf. Das Leben geht weiter.
Datum:
28. März 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 13/2024 | Garnet Manecke

Für die Christen ist Ostern das höchste Fest im Jahr. In den Gottesdiensten herrscht eine besondere Stimmung. In der Karwoche empfinden die Gläubigen die Leiden Jesu nach, sie wachen zusammen in der Osternacht und feiern das neue Leben der Auferstehung an den Ostertagen. Nicht immer folgen sie dabei der traditionellen Liturgie, sondern finden auch neue Formen. Einige Beispiele aus den Regionen.

Gedruckt ist der Doppelpunkt eher Normgröße, doch in seiner Bedeutung ist er wesentlich größer. „Danach gibt es immer ein Weiter“, sagt Christoph Simonsen, Citykirche-Seelsorger in Mönchengladbach. In diesem Jahr wird das Osterfest etwas anders gefeiert. Die Tage stehen unter dem Motto „leben :“. Das Leerzeichen unterstreicht die Bedeutung des Doppelpunktes: Hier ist nichts zu Ende, sondern es gibt eine Zukunft, auf die wir alle hoffen und auf die wir uns auch freuen können.

Eröffnet werden die Ostertage am Gründonnerstag mit einer klassischen Vernissage. „Ostinato“ heißt die Ausstellung der beiden bildenden Künstler Freddie Soethout und Sybille Pattscheck. Ab 20 Uhr sind am 28. März ihre Werke in der Citykirche zu sehen. Voluminöse Farben, die in heißem, gebleichtem Bienenwachs gelöst und aufgetragen werden auf Acrylglaskörper, prägen die Arbeiten von Sybille Pattscheck. Farbpigmente machen das möglich. Ihrer Arbeit ist eine Skulptur von Freddie Southout beigestellt. Einem Schiff gleichend, aber eher einem Farbenmeer ähnelnd: fliehende Formen aus Tupfern und Linien, die Schiff und Meer eins werden lassen.

„Ostinato“ bezeichnet in der Musik eine rhytmische oder melodiöse Einheit, die immer wiederholt wird und so dem Stück Struktur gibt. Darein werden andere Melodien quasi eingeflochten. Ein sehr populäres Beispiel dafür ist Maurice Ravels Komposition „Boléro“. In der Citykirche Mönchengladbach werden die Percussionisten Vanessa Porter und Emil Kuyumcuyan spielen. „Die Instrumente bekommen wir von der Musikschule Mönchengladbach. Sie sind so groß, dass zehn Mann sie hierhin schleppen müssen“, sagt Simonsen. Er selbst wird eigene Texte lesen. Gedanken, die er zu Liedtexten von Reinhard Mey, Konstantin Wecker, den Beatles und John Lennon verfasst hat. „Ich habe Lieder gewählt, bei denen ich finde, dass deren Inhalte gut in diese Zeit passen“, sagt Simonsen. Die Lieder selbst werden aber nicht zu hören sein. Der Seelsorger rechnet damit, dass die Veranstaltung bis etwa 24 Uhr gehen wird.

Auf der Website der Citykirche gibt Simonsen den Lesern noch einige Gedankenanregungen mit. Für Karfreitag etwa werden die Fragen gestellt, warum Menschen Lust am Töten haben, warum sie so leicht zu beeinflussen sind oder ein System Freude daran hat, Wehrlose bloßzustellen und Geradlinige auszustoßen.
Für den Karsamstag wird den Gläubigen als Gedankenanstoß mitgegeben, ob nach dem Tod wirklich alles vorbei ist und warum man eigentlich leben sollte, wenn der Tod das Ziel ist. Die Frage nach dem Warum schließt auch die Frage nach dem Glauben mit ein: „Warum glauben, wenn nicht zu glauben am Leben nichts ändert?“

„Ostern ist der Christinnen und Christen von Gott geschenkte Doppelpunkt“, sagt Simonsen. „Ich freue mich auf dieses Ostern, weil wir den Menschen ein Stück Ermutigung geben können. Die Leute haben derzeit viel zu tragen, aber es gibt immer ein Weiter, immer einen Doppelpunkt, hinter dem noch etwas kommt.“
Neben der Citykirche bieten auch andere Orte in den Regionen Mönchengladbach und Heinsberg besondere Gottesdienste und Veranstaltungen an. Die Jugendkirche JIM in Mönchengladbach (Albertusstraße) lädt zur Karfreitagsliturgie der tamilischen Gemeinde (14.30 Uhr) ein. Um 18 Uhr folgt die Kreuzwegandacht der kroatischen Gemeinde. In der Münsterbasilika wird eine speziell auf Kinder zugeschnittene Karfreitagsliturgie angeboten (11 Uhr). Auch am Birgelener Pützchen in Wassenberg wird es einen Kreuzweg für Familien und Kinder um 15 Uhr geben.

Die Gemeinschaft der Gemeinden Jüchen wird zu Ostern den Tagebau, von dem die Orte auf dem Jüchener Land besonders betroffen waren, mit einbinden. Zur Nacht des Wachens in Garzweiler lädt die GdG für die Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag ein. Die Nacht beginnt mit der Feier des Letzten Abendmahles am Gründonnerstag um 20 Uhr in der Kirche St. Jakobus Jüchen. Danach führt ein meditativer Spaziergang nach Garz-
weiler in die Kirche St. Pankratius. Dort erwartet die Teilnehmenden ein offenes Angebot, die Nacht auf den Karfreitag wachend mit Jesus zu verbringen.

Neben Musik und geistlichen Impulsen gibt es auch kreative Angebote wie Bibelteilen und Kerzen-Verzieren oder das Schreiben eines „Briefes an Gott“. Die Teilnehmer sind eingeladen, die ganze Nacht in der Kirche zu verbringen und der alten Tradition der „Ölbergwache“ nachzuspüren. „Diese Nacht ist wie ein einziger, durchgehender Gottesdienst, der mit einem bescheidenen Fasten-Frühstück am Karfreitagsmorgen endet“, sagt Gemeindereferent Alexander Tetzlaff, der die Nachtwache zusammen mit Gemeindeassistent Denis Birke organisiert. Wer möchte, kann auch ein seelsorgliches Gespräch führen.

Als Fest der Wiederauferstehung wird an Ostern auch das neue Leben gefeiert. Spiegelbild dessen ist der Frühling, in dem nun die Natur wieder zu neuem Leben und in neuem Licht erwacht. Sinnbild dafür sind die Osterglocken, die in Parks und am Straßenrand viele Beete zieren. Wie goldene Bänder ziehen sich die gelben Narzissen oft durch die Natur, tauchen unverhofft in einem Waldstück auf oder säumen Teichufer und Wegesränder. Auch im Nikolauskloster in Jüchen erwacht die Natur im Klostergarten wieder und bildet den Rahmen für den Gottesdienst am Ostersonntag unter freiem Himmel.

Spezielle Angebote für Kinder  und Familien in den Gemeinden

Für Kinder gibt es spezielle Angebote für die Osternacht. So lädt die GdG St. Marien Wassenberg zur Osternachtfeier in St. Johann Baptist Myhl am Karsamstag ein (ab 18 Uhr). In der Franziskanerkirche Mönchengladbach, Bettrather Straße, findet um 15 Uhr eine Kleinkinderosternacht statt.

Wer lieber mit sich, der Natur und Gott alleine ist, dem sei der Pilgerpfad Blickweite rund um Havert im Selfkant empfohlen. Den Kirchturm im Blick, umgeben von Natur mit verschiedenen Impulsstationen führt er um den Ort herum.

Wer möchte, kann sich schon vor dem Start bei Facebook in der Gruppe „10 minutes to God!“ einen Impuls von Pfarrer Roland Bohnen, Leiter der GdG St. Servatius Selfkant, mit auf den Weg geben lassen. Täglich wird ein kleiner Video-Clip mit einem Tagesimpuls des Geistlichen veröffentlicht, auch außerhalb der Osterzeit.