Orte, die Kraft spenden

Das Projekt „Wir können mehr“ unterstützt junge Geflüchtete, (nicht nur) beruflich in Aachen anzukommen

Yazan verbindet die (Brot-) Körbe mit seiner Heimat Syrien. (c) SKM Aachen/Yazan
Yazan verbindet die (Brot-) Körbe mit seiner Heimat Syrien.
Datum:
17. Nov. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 47/2020 | Andrea Thomas

Einen guten Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder ein Studium zu schaffen, das ist nicht immer einfach, besonders nicht in einem fremden Land. Hier setzt das Projekt „Wir können mehr“ des Katholischen Vereins für soziale Dienste in Aachen (SKM) an, das junge 
Geflüchtete auf diesem Weg begleitet und unterstützt.

Gestartet ist „Wir können mehr“ im vergangenen Jahr mit dem Ziel, „die Teilhabechancen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Fluchterfahrung zu verbessern“, erläutert Mandy Henkes, die das Projekt mit ihrer Kollegin Johanna Meiers leitet. Dazu gehören Beratung und pädagogische Begleitung bei Bewerbungen oder Fragen während der Ausbildung, Bildungsangebote wie Sprachkurse, aber auch Freizeitangebote und Workshops. Zudem ist das Projekt Ansprechpartner für Unternehmen, die junge Geflüchtete einstellen wollen und gut vernetzt mit der Handwerks- sowie der Industrie- und Handelskammer.

„Was uns auszeichnet ist, dass wir mehr sind als nur eine Berufsberatung und -begleitung“, sagt Mandy Henkes. Die Hürden, denen sich die jungen Leute gegenüber sehen, sind vielfältig, von fehlenden sozialen Netzwerken bis zu ihrem Aufenthaltsstatus. Rund 150 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 17 und 25 Jahren hatten seit dem Start im vergangenen Jahr bereits Kontakt mit dem Projekt, mal nur über eine Veranstaltung, mal über einen Sprachkurs oder über eine längere Begleitung. Die Corona-Pandemie macht auch das, wie so vieles dieser Tage, nicht unbedingt leichter.

Umso mehr hat es Mandy Henkes und Johanna Meiers gefreut, dass ihr Foto-Workshop „Meine Kraft-Orte in Aachen“ mit der Fotografin Agnes Bläsen im Sommer trotzdem möglich war. Zwar mit nur vier Teilnehmern, in etwas anderem Rahmen und nur an einem Tag. Doch dafür  sei es für alle eine besonders intensive Erfahrung gewesen. Zum einen hätten sie unter Anleitung der Fachfrau Fotografiekenntnisse erworben und einiges über Bild- und Motivauswahl gelernt. Zum anderen hätten sie eine neue Perspektive auf Aachen und auf Orte und Dinge, die ihnen Kraft geben, entwickelt. Nach einem Streifzug mit der Kamera vornehmlich durch die Innenstadt, wurde in der Gruppe ausgewertet. „Das waren sehr beeindruckende und wertschätzende Rückmeldungen“, erzählt Johanna Meiers. 
Für Menschen mit Fluchterfahrung sei es nicht immer einfach und eine große Herausforderung, sich hier ihre persönlichen Orte und Räume zu schaffen.

Das wird auch in den Bildern deutlich, die die jungen Leute am Ende auswählen. So hat Adama (17) einen knorrigen, alten Baum fotografiert. „Die vielen Äste erinnern mich an meine Familie. Meine Familie mit ihren vielen Generationen“, schreibt die junge Frau dazu. Abdoulaye (19) empfindet unter anderem den Aachener Dom als Kraftort, weil „er ist ein Symbol für die Religion und die Geschichte der Menschen“. Yazan (17) haben die Körbe an der Wand eines Restaurants an seine Heimat Syrien erinnert, wo darin Brot und Fladenbrot serviert werde. Khalil mag den Elisengarten mit seinen Blumen, „weil ich da meine Ruhe habe mit der Schönheit der Natur“. Hierher kommt er auch gerne mit Freunden. Besonders stolz sind sie, dass ihre Bilder im Oktober eine Woche in der Aachener Citykirche ausgestellt waren. Außerdem sollen sie auf den Social-Media-Kanälen des SKM präsentiert werden. 

Infos zum Projekt:
 www.wirkoennenmehr-skm.de 

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