Ort zum Kraftschöpfen

Das Angebot von Frauenseelsorge und Schervierschwestern zur Heifa soll fortgeführt werden

Die Idee  hinter dem „Frauenkraftort“ zur Heiligtumsfahrt ist aufgegangen. Daran soll  angeknüpft werden. (c) Andreas Schmitter
Die Idee hinter dem „Frauenkraftort“ zur Heiligtumsfahrt ist aufgegangen. Daran soll angeknüpft werden.
Datum:
28. Juni 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 26/2023 | Andrea Thomas

Am letzten Heiligtumsfahrtssamstag in Aachen wurde es „weiblich“. Mit dem „Frauenkraftort“ setzten die Frauenseelsorge des Bistums und die Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus (Schervierschwestern) einen Kontrapunkt zur ansonsten in vielen Punkten sehr männlich geprägten Wallfahrt. Das Angebot soll zudem kein einmaliges bleiben, sondern der Anfang von etwas spannendem Neuen sein.

Ein Workshop des „Frauenkraftorts“ führte in das Resilienztraining „Capacitar“ ein. (c) Andreas Schmitter
Ein Workshop des „Frauenkraftorts“ führte in das Resilienztraining „Capacitar“ ein.

Männer müssen an diesem Tag (weitgehend) draußen bleiben. Nicht, weil die Damen grundsätzlich etwas gegen sie hätten, sondern weil der Garten des Klosters der Schervierschwestern in der Aachener Elisabethstraße ein Ort sein soll, wo Frauen unter sich sind, zusammen- und ins Gespräch kommen, wo sie Kraft schöpfen können. Wer mag, kann an einem der Workshops, die angeboten werden, teilnehmen.

Da gibt es die Möglichkeit, in Yoga oder das Resilienztraining „Capacitar“ hineinzuschnuppern, Kerzen zu gestalten oder gemeinsam zu singen. Wer die Stille sucht, findet sie bei den angebotenen Auszeiten in der Klosterkapelle oder auf einer Bank im üppig blühenden Rosengarten. Hier stehen außerdem Liegestühle zum Entspannen, Stehtische, um die sich Grüppchen von Frauen zwischen 20 und 70 Jahren scharen, angeregt ins Gespräch vertieft. Dazwischen trifft man immer wieder auf eine der Schwestern, die kühle Getränke oder „Stullen“ anbieten.

Rund 400 Frauen haben von Vormittag bis Nachmittag den „Frauenkraftort“ besucht. Ein voller Erfolg für die Organisatorinnen um die scheidende Frauenseelsorgerin des Bistums, Annette Lenders, und Sr. Magdalis und Verena Bauwens aufseiten der Schwestern. Nicht nur in reinen Zahlen, sondern vor allem in den Rückmeldungen. „Das ist wunderschön hier“, „Wie gut das tut in dem ganzen Trubel“, „Eine ganz besondere Atmosphäre“, hört man immer wieder an diesem Tag. Annette Lenders ist hochzufrieden. Einen schöneren Abschluss ihrer langjährigen Tätigkeit für Frauen im Bistum, sagt sie, hätte sie sich kaum wünschen können. Besonders weil das Projekt weitergehen soll. An den erfolgreichen Start bei der Heiligtumsfahrt wollen Frauenseelsorge und Schervierschwestern anknüpfen und auch zukünftig unter dem Thema „Frauenkraftort“ gemeinsame Angebote entwickeln und machen.

Den Anstoß gaben der 200. Geburtstag Franziska Scherviers 2019 und die da noch für 2021 geplante Heiligtumsfahrt. „Wir haben überlegt, wie sich unsere Ordensgründerin ins Heute transportieren lässt“, berichtet Verena Bauwens, die sich für den Orden um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kümmert.

 

Zeitgleich suchte Annette Lenders nach Räumen für ein Frauenangebot zur Heiligtumsfahrt. Da sei dann Frauenpower auf zwei Stellen zusammengekommen, und sie hätten beschlossen, die zu bündeln. Die Situation von Frauen in Kirche habe sich verändert, und sie hätten gemeinsam überlegt, wie sich neue Gruppen erreichen lassen.

Ein Schwerpunkt der Schwestern im Schervierkloster ist es, einen Ort für Spiritualität, Ruhe und zum Kraftschöpfen anzubieten. Etwas, das viele Frauen anspreche. Das hat nicht nur die starke Nachfrage nach den Workshops „Yoga“ und „Capacitar“ gezeigt. „Wir wollen Angebote schaffen, um Frauen zu stärken, ihnen außerhalb fester Strukturen einen Ort bieten, an dem sie Kraft schöpfen können“, sagt Verena Bauwens. Dazu gibt es bereits Ideen, sie seien aber offen für weitere und auch für weitere Partnerinnen. Der Grundstein ist erfolgreich gelegt.

Auf der Spur von Powerfrauen

Die Schwestern öffneten nicht nur ihr Kloster, sie waren auch gefragte  Gesprächspartnerinnen. (c) Andreas Schmitter
Die Schwestern öffneten nicht nur ihr Kloster, sie waren auch gefragte Gesprächspartnerinnen.

Starke Frauen stehen auch im Mittelpunkt einer Stadtführung, die im Rahmen der Heiligtumsfahrt Premiere hatte. Entstanden ist sie in Zusammenarbeit mit dem Aachen Tourist Service und konzipiert von Stadtführerin Sabine Mathieu. Es gibt bereits eine Stadtführung auf den Spuren von Franziska Schervier. Daran wollte der Orden anknüpfen und auch die anderen Aachener Ordensgründerinnen sowie weitere starke Aachenerinnen einbeziehen.

 

Und von ihnen gibt es reichlich. Auf dem Rundgang durch die Stadt werden die Lebensgeschichten der seligen Franziska Schervier und ihrer ebenfalls seliggesprochenen Freundinnen Clara Fey (Gründerin der Schwestern vom armen Kinde Jesus) und Pauline von Mallinckrodt (Gründerin der Schwestern der christlichen Liebe) ebenso lebendig wie die ihrer Lehrerin Luise Hensel und Apollonia Radermechers, der Gründerin des Ordens der Schwestern der heiligen Elisabeth, oder Augustes von Sartorius, die das Kindermissionswerk gegründet hat. Auch über nicht kirchliche, dafür sozial, politisch oder in der Wissenschaft engagierte und starke Frauen, die ihre Spuren in Aachen hinterlassen haben, erfährt man unterwegs Spannendes und Wissenswertes. Das Angebot soll, wie der Frauenkraftort auch, fortgesetzt werden.

Auf den Spuren starker Frauen in Aachen

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