Ort, um die Seele frei zu singen

In der Pfarrei St. Christophorus Krefeld zieht das monatliche Freie Singen viele Menschen an

Singen tut gut, ist gesund. Das merken auch die Frauen und Männer beim Freien Singen. (c) Dirk Jochmann
Singen tut gut, ist gesund. Das merken auch die Frauen und Männer beim Freien Singen.
Datum:
16. März 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 11/2023 | Chrismie Fehrmann

Mit diesem Ansturm aufs „Freie Singen“ hatte Kantor Norbert Jachtmann in 
St. Christophorus selbst nicht gerechnet. Zum ersten Termin waren bereits 50 Leute gekommen. Beim zweiten stehen die Männer und Frauen sogar schon 20 Minuten vor Beginn vor der Türe. Nun sind noch erwartungsvolle „Mitgeschleppte“ darunter. 

Jachtmann hatte „die Nachfrage gespürt“, begründet er das Angebot. Er sei „angenehm überrascht“ gewesen, schmunzelt er. „Singen stärkt das Gemeinschaftsgefühl und schüttet Glückshormone aus“, sagt der Kantor, der auch als Chorleiter in der Gemeinde tätig ist. Im Kirchenchor zu singen, reicht vielen nicht. Sie kommen auch zu diesem Termin, der einmal im Monat freiwillig und ungezwungen stattfindet.

Dieter Butz gehört zu den Chorleuten und meint: „Singen macht Spaß, noch mehr singen noch mehr.“ Gitte Janßen erklärt: „Ich will den Chorleiter unterstützen.“ Aber: „Ich singe für mein Leben gern.“ Maren Molls ist neu im Kirchenchor. Nun berichtet sie, dass sie es sehr schön findet, sich hier die Seele frei zu singen. „Es ist auch ganz gleich, ob wir krumm oder gerade singen.“

Jachtmann bestätigt und lächelt: „Ich höre nicht kritisch hin.“ Dennoch gibt es zu Anfang stets Einsingübungen. Er bereitet die Abende vor, indem er die Texte aufschreibt, um sie per Beamer an die Wand zu werfen. „Ich setze die Lieder in einen thematischen Zusammenhang, der sich wie ein roter Faden hindurchzieht.“

So ging es am ersten Abend auf Reisen. Beispiel: „Ich war noch niemals in New York“ oder „Über den Wolken“. Diesmal geht’s um Tiere. „Disneys ‚Ich bin der König im Affenstaat‘ und ‚The Lion sleeps tonight‘ sind dabei.“

Auch die Musik selbst wird gefeiert

„Kirchenlieder können, aber müssen nicht sein“, sagt der Kirchenmusiker, der die Sängerinnen und Sänger am Flügel begleitet, gut gelaunt. Wobei das „Morning has broken“ wohl eher in die erste Kategorie gehört. Nicht zuletzt steht das Lied im österreichischen Gotteslob.

Auch die Musik selbst wird gefeiert: „Es tönen die Lieder“ spielt der Kantor in einer Swing-Version. „Viva la musica“ wird als Kanon gesungen. Apropos Kanon: „Bruder Jakob gibt es wirklich in der ganzen Welt.“ Jeder singt in seiner Sprache. Da kommt in Spanisch, Portugiesisch, Ukrainisch oder auch versuchsweise in Latein einiges zusammen, und alles zusammen klingt auch noch gut. Das babylonische Sprachengewirr lässt grüßen.
Nach der ersten halben Stunde gibt es glückliche Gesichter: „Ich bin das erste Mal hier. Singen macht mir Freude“, erklärt Vera Stockhausen. „Ich kann keine Noten. Dies hier ist das richtige Format für mich.“ Für Gisela Bertram ist es ebenfalls eine Premiere. „Meine Cousine Irene Schijen hat mich gefragt, ob ich mitkommen möchte. Beim ersten Mal ist sie superglücklich nach Hause gegangen. Ich spüre jetzt auch die Lebensfreude. Singen tut gut, ist gesund.“

Janine Reinsch ist mit ihrer 14-jährigen Tochter gekommen. Die Mutter sagt: „Wir wollen Spaß haben. Falsche Töne sind egal.“ Die Tochter bestätigt: „Ich singe gerne, kenne aber viele der alten Lieder hier nicht. Einmal im Monat ist das total cool und lustig hier.“ Und dann gibt Norbert Jachtmann wieder den Ton an und fordert die lächelnden Sänger auf: „Und nun lassen wir das Zwerchfell hüpfen. Locker stehen und los.“

Die nächsten Termine für das freie Singen in St. Christophorus an der Uerdinger Straße 627 sind: 23. März und 25. Mai, jeweils um 19 Uhr.