Ohne Frauen läuft es nicht

Vier Ehrenamtliche aus den Aachener Regionen erzählen, warum sie sich in und für Kirche engagieren

Frauen in Kirche Nachricht (c) www.pixabay.com
Frauen in Kirche Nachricht
Datum:
28. Mai 2018
Von:
Andrea Thomas
Die Kirche ist weiblich – nicht nur grammatikalisch. Frauen engagieren sich in vielfältiger Weise ehrenamtlich in den Gemeinden und prägen so kirchliches Leben vor Ort.
Caren Leuchter (c) Andrea Thomas
Caren Leuchter

Wir stellen vier von ihnen vor: Warum sie sich in Kirche engagieren, wie sie sich wahrgenommen fühlen und was sie sich für die Zukunft der Kirche wünschen.

 

GdG-Rats-Vorsitzende

Ins kirchliche Engagement und die Arbeit im Gemeinderat ist Caren Leuchter vor über 30 Jahren „reingerutscht“, wie viele Frauen als Kommunionkindmutter. Über die Jahre ist das immer weiter gewachsen, acht Jahre war sie im Vorstandsteam, dann ein paar Jahre Teil einer Doppelspitze und seit vergangenem November leitet sie den GdG-Rat allein. Dazu käme, was so anfalle: Öffentlichkeitsarbeit, die Redaktion des Pfarrbriefes und Organisatorisches in vielen pfarrlichen Bereichen, wie zum Beispiel dem monatlichen Seniorennachmittag in Peter und Paul. „Ich verstehe mich als Vermittlerin zwischen dem Pastoralteam und den Gemeinden“, sagt sie. Gehe es um Kirche, sei sie für viele die Ansprechpartnerin, was sie als große Anerkennung für ihr Engagement empfindet. Auch im Pastoralteam fühlt sie sich unterstützt, als Ehrenamtliche und auch als Frau. Insgesamt wäre es nur schön, wenn es mehr Ehrenamtliche geben würde, da die meisten, besonders die engagierten Frauen, von denen es einige in den Eschweiler Gemeinden gebe, in mehr als einem Bereich eingebunden seien. Ihr Anliegen, bei allem, was sie in der Pfarrei tut, ist es, Menschen dafür zu begeistern, Kirche wieder mehr in ihr Leben zu integrieren. So präsentiere sich die Pfarrei seit ein paar Jahren mit einem Programm auf dem Weihnachtsmarkt und ernte immer wieder Erstaunen: „Was, das gehört alles zur Kirche?“ Solche positiven Erlebnisse, wenn es gelingt, Menschen Glauben und Kirche wieder näher zu bringen, tragen sie, sagt Caren Leuchter. Für die Zukunft wünscht sie sich daher, dass es gelingt, „junge Menschen zu gewinnen, ohne die alten zu vergraulen“, denn ohne sie wären unsere Kirchen auch leer. Dass die, die in Kirche tätig sind, es schaffen, die Freude am Glauben wieder mehr nach außen zu tragen. Gute Lösungen brauche es in Zukunft aber nicht nur, um kirchenferne Menschen zu erreichen, sondern beispielsweise auch im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder in der Ökumene.

 

KFD-Frau

Der Glaube an Jesus Christus und seine Botschaft, die Menschen, die mit ihr in Pfarrei und Kirche insgesamt unterwegs sind geben ihr Orientierung, sagt Barbara Verholen. „Das Mitleben in dieser Kirche ist nicht frei von Kritik, aber es gibt mir Heimat und stärkt mich in meinem Glauben.“ Schwerpunkt ihres Engagements ist die Arbeit in und für die KFD. Sie ist Mitglied des Leitungsteams in St. Donatus sowie im Regionalverband Aachen-Stadt, Delegierte für die Diözesanversammlung und im Bundesausschuss „Hauswirtschaft und Verbraucherthemen“ mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Außerdem bringt sie sich in der Pfarrcaritas sowie als Mentorin für ein Grundschulkind im Projekt „Jugend trifft Erfahrung“ ein. Verbände wie die KFD setzten sich auf Basis christlicher Werte für gesellschaftspolitische Themen wie Gerechtigkeit in der Arbeitswelt oder den Schutz der Erde ein. „Das ist mir wichtig, und dazu möchte ich mit meinem Engagement in der Kirche beitragen. Bei manchen Unzulänglichkeiten – ich bin Teil dieser Kirche.“ Persönlich fühlt sie sich wertgeschätzt, doch werde das vielfältige Engagement der Frauengemeinschaft im Bereich der regelmäßig vorbereiteten Frauengottesdienste, der vielen Gemeinschaft stiftenden Aktionen oder der Unterstützung bei pfarrlichen Veranstaltungen im Gegensatz zu anderen Gruppen als selbstverständlich hingenommen. „Hier würden wir Frauen, die wir viel Zeit für ein lebendiges Pfarrleben einbringen, uns ab und zu ein Wort der Anerkennung wünschen, so wie es anderen ebenso berechtigt entgegengebracht wird.“ Für die Zukunft von Kirche müssten „die Verantwortlichen noch mehr nach Wegen suchen, wie sie Menschen auch außerhalb der üblichen Gottesdienste erreichen können“. Aber auch Gläubige, die sich zurückgezogen hätten mit ihren Fragen, ihrer Kritik, ihrer Sehnsucht und ihren Erwartungen, dürften nicht in ihrer Zurückgezogenheit verharren. Von der Amtskirche wünscht sie sich, dass sie Veränderungen zulässt: „Jüngstes Beispiel ist die enttäuschende Reaktion einiger Bischöfe, einen demokratisch gefassten Entschluss zum Empfang der Kommunion anzufechten. Oder: Warum verzichtet die Kirche mit ihrer Ablehnung des Diakonats der Frau auf das Potenzial von Frauen, das diese in die Verkündigung oder bei der Spendung einiger Sakramente einbringen könnten?“ Außerdem wäre mehr gleichberechtigte Beteiligung von Laien an der Führung von Gemeinden gut.

 

Firmkatechetin

Von Beruf ist Maren Frank Lehrerin für katholische Religion, Englisch und Französisch. Wobei Religion das Fach sei, das sie selbst am meisten begeistere, nur habe es leider nicht mehr den Stellenwert. Das gleicht sie für sich selbst auch durch ihr ehrenamtliches Engagement in der Gemeinde aus. So ist sie seit 2012 unter anderem aktiv im Gemeindeausschuss, als Lektorin und Kommunionhelferin sowie in der Vorbereitung von Taufgottesdiensten und in der Firmvorbereitung. Außerdem könne sie als Lehrerin Kindern und Jugendlichen nur authentisch von Kirche erzählen, wenn sie das auch selbst lebe, findet sie. „Ich hatte in meiner Jugend gute kirchliche Angebote, und diese Erfahrung möchte ich gern an junge Menschen weitergeben“, sagt Maren Frank. Auch für sich selbst nimmt sie viel aus ihrem Engagement mit: eine gute Gemeinschaft mit anderen und innerhalb ihrer Pfarrei auch viel an Wertschätzung. Vielen sei jedoch nicht immer bewusst, dass sie das in ihrer Freizeit mache. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass Kirche wieder einen größeren Stellenwert gewinnt, auch in den Familien. Vielen sei wichtig, ihr Kind taufen zu lassen, doch dann blieben sie oft nicht dabei, weil sie vielfach nicht wüssten, was Kirche alles anbiete. „Das ist schade. Kirche hat so viele Facetten.“ Kirche müsse mehr auf die Menschen zugehen, um auch die wieder zu erreichen, die ihr eher fernstehen. Um das zu erreichen, würde sie sich mehr Unterstützung für die Priester, aber auch neue, andere Berufe in Kirche wünschen, für die, die sich im Bereich Seelsorge einbringen. „Außerdem eine gestärkte Ökumene. Religionen und Konfessionen sollten mehr auf ihre Gemeinsamkeiten schauen als auf ihre Unterschiede.“

 

Wort-Gottes-Feier-Leiterin

Ihre Kirchengemeinde, sei es ihre Heimatgemeinde als Heranwachsende, die Studentengemeinde, später St. Foilan in Aachen oder heute St. Hubertus in Roetgen, war und ist schon immer ein Stück weit Heimat für Angelika Paßen. Sich in und für Kirche zu engagieren, ist für sie daher auch keine Frage. „Weil ich in der Kirche nur etwas verbessern, ändern kann, wenn ich mich einbringe, und das ist mir vor Ort an der Basis am Besten möglich“, erläutert sie. „In Roetgen haben wir eine sehr lebendige vielfältige Gemeinde, die stark von ehrenamtlichem Engagement geprägt ist.“ Daran möchte sie mitwirken, damit das auch weiter so bleibt. Zurzeit tut sie dies unter anderem im (rein weiblichen) Leitungsteam der Gemeinden Roetgen/Rott, im GdG-Rat der GdG Himmelsleiter, als Kommunionhelferin und Lektorin und seit 2000 als Leiterin von Wort-Gottes-Feiern. Gerade letzteres Engagement ist ihr besonders wichtig, zum einen, weil es sie persönlich bereichere, zum anderen, weil Wort-Gottes-Feiern auch für die Gemeinde eine Bereicherung und nicht bloß ein Gottesdienstersatz seien. Sie gestalteten die Feiern meist zu zweit, und schon aus den Gesprächen im Vorfeld nehme sie viel für sich selbst mit. „Das Angebot wird gut angenommen. Wir werden in der Vorbereitungsgruppe oft angesprochen und bekommen viele positive Rückmeldungen auf die anderen Texte und die andere Form der Ansprache“, sagt sie. Das trage einen und gebe ihr das Gefühl, dass es richtig sei, sich gerade in dem Bereich zu engagieren. Wertschätzung dafür und für ihr vielfältiges kirchliches Engagement erfährt sie auch immer wieder durch das Pastoralteam der GdG Himmelsleiter, zu der St. Hubertus gehört. Was schön sei, wie sie sagt. Aber es würden immer weniger Schultern, auf die sich die ehrenamtliche Arbeit verteile. Für die Zukunft wünscht sie sich daher, dass mehr Gläubige bereit sind, sich aktiv einzubringen. Man dürfe nicht sagen, „die da oben“ sondern müsse die Chance nutzen, vor Ort Kirche mitzugestalten. „Nur so können wir den Glauben lebendig halten und weitergeben.“ Die Vernetzung auf GdG-Ebene sei wichtig und gut, zum Beispiel in der Firmvorbereitung, doch gerade in eher ländlichen Bereichen sei auch die örtliche Gemeinde wichtig. Ohne sie fehlte vielen etwas und sie zögen sich zurück. Die Aufgaben innerhalb von Kirche müssten anders verteilt werden, um die Priester stärker für die Seelsorge zu entlasten. „Viele Dinge können Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten, Verwaltungskräfte und Sekretärinnen übernehmen.“ Oder auch Ehrenamtliche, wenn sie sich gerne in eine Aufgabe einbringen wollen. Wichtig sei, ihnen etwas zuzutrauen, aber sie auch nicht zu überlasten. Und warum nicht auch Frauen als Diakoninnen. „Frauen können auch das leisten, was Männer können, und Jesus hätte sicher nicht gewollt, dass Kirche sich so entwickelt und der Fokus so auf Männer ausgerichtet ist“, gibt sie zu bedenken.

Barbara Verholen (c) Margret Walraff
Maren Frank (c) Andrea Thomas
Angelika Paßen (c) Ute Haupts