Öffnet die Ohren und das Herz

Zwölfter Kinderpilgertag des Bistums Aachen mit mehr als 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern

(c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Datum:
12. Juni 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 24/2024 | Jari Wieschmann

Wo sonst Kirchenbänke stehen, haben es sich zahlreiche Mädchen und Jungen gemütlich gemacht und betrachten neugierig das große Mosaik im Oktogon des Aachener Doms. Aber nicht nur gucken ist erlaubt: auch anfassen, riechen und zuhören. Wann gibt es schon mal die Möglichkeit, Weihrauch und Myrrhe in die Hand zu nehmen? Zum 12. Aktionstag „Pilgern mit Kindern zum Aachener Dom“ sind 2100 Vorschulkinder aus 120 katholischen Kindertagesstätten aus dem gesamten Bistum Aachen in die Kaiserstadt gepilgert, in den vergangenen Jahren waren es insgesamt 18 000. 

Auch für die 13 Kinder des Familienzentrums St. Mariä Himmelfahrt aus Mariaweiler bei Düren ist das ein aufregender Tag, der unter dem Motto „Laudato si – schön ist diese Welt“ steht. Hintergrund ist die von Papst Franziskus im Jahr 2015 veröffentlichte Enzyklika „Laudato si – Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ und die Frage, wie wir den kommenden Generationen die Erde hinterlassen wollen. Ihren Namen bekam die Enzyklika von einem Gebet des heiligen Franziskus von Assisi – dem Sonnengesang.

In diesem Sinne haben sich die Kinder in den vergangenen Monaten gemeinsam mit ihren Erzieherinnen und Erziehern mit der Schöpfung und den einzelnen Elementen wie dem Wasser, dem Feuer, der Erde und der Luft auseinandergesetzt. Das Lied „Laudato si“ hat Trommel-Geschichtenerzähler Markus Hoffmeister für den Kinderpilgertag komplett neu verfasst und in der Rotunde am Elisenbrunnen mit den Vorschulkindern aufgeführt.

Individuelles Pilgerkreuz gestaltet

(c) Bistum Aachen/Andreas Steindl

Was ein echter Pilger ist, der braucht natürlich auch eine entsprechende Ausrüstung: Neben bunten Kappen und Shirts hatte sich jede Kindertagesstätten-Gruppe ein individuelles Pilgerkreuz gefertigt. Die Gestaltung orientierte sich entweder an der Silhouette des Doms oder am Pilgerkreuz der Heiligtumsfahrten Aachen und Kornelimünster. Für dieses entschieden sich auch die Kinder aus Mariaweiler. Ihr Pilgerkreuz verzierten sie mit bunten Steinchen, einem Bild des heiligen Franz von Assisi, Fußspuren, einer Weltkugel und dem Logo der Kita.

So ging es für die Mädchen und Jungen mit ihren Begleitungen Daniel Schwalbach, Lilli Stieben und Annika Rathmann-Spölgen auf in Richtung Dom. Dort ist der Andrang so groß, dass es erst einmal heißt: warten. Doch bei echtem Kaiserwetter tut das der Stimmung keinen Abbruch. „Wir sind das erste Mal beim Kinderpilgertag mit dabei. Jetzt freuen wir uns auf den Dom und decken uns danach mit frischem Obst ein“, sagt Laura Schulz aus der Kita St. Elisabeth Aldenhoven, die mit insgesamt 17 Kindern nach Aachen gekommen ist.

Sobald die Kinder das leergeräumte Oktogon des Aachener Doms betreten, kommen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auf dem Boden liegend, bestaunen sie den imposanten Deckenschmuck. Und sobald Kirchenmusiker Angelo Scholly aus Aachen-Richterich die Orgel ertönen lässt, kommt das geschäftige Gewusel hunderter Kinder zumindest für einen kurzen Moment zum Stillstand. „Ich spiele eine Improvisation aus mehreren Liedern, um die klangliche Vielfalt des Orgelinstruments zu demonstrieren“, erklärt der Organist. 

Kinder sind wahre Schatzsucher

Überhaupt geht es den ganzen Tag darum, die Ohren und das Herz zu öffnen, um den christlichen Glauben gemeinschaftlich und auch mal außerhalb des normalen Sonntagsgottesdienstes zu erleben. So beschreibt es zumindest Virginia Bertels aus dem Fachbereich Tageseinrichtungen für Kinder im Bischöflichen Generalvikariat. Sie hat die Aktion im Jahr 2013 als eine Art Probelauf vor der damaligen Heiligtumsfahrt, die im Jahr 2014 auf dem Programm stand, mit 250 Kindern gestartet. Mit den Jahren ist die Resonanz immens gewachsen, so dass sich später 1600 und nun mehr als 2000 Kinder auf den Weg nach Aachen machen. „Pilgern – das Wort klingt eigentlich altmodisch, die Situation des Unterwegsseins aber ist hochaktuell. Kinder sind wahre Schatzsucher, sie finden in jedem Grashalm, in jedem Tier und unter jedem Stein etwas“, betont Virginia Bertels.

Neben dem Dom und der Trommelreise an der Rotunde gibt es auch noch die Möglichkeit, ein Erzählzelt im Kloster des Schervier-Ordens oder in der Citykirche zu besuchen. Zudem locken ein Figuren- und Handpuppentheater mit so schillernden Figuren wie der Karate-Agathe (einem Huhn) oder dem Wachhund Bruno.

Nach einer abschließenden Wort-Gottes-Feier, die in verschiedenen Kirchen und Kapellen stattfindet, geht für die Kinder ein aufregender und auch anstrengender Tag zu Ende, auch für die Pilgergruppe des Familienzentrums St. Mariä Himmelfahrt aus Mariaweiler. Nach zwölf Kinderpilgertagen ist aber noch lange nicht Schluss. Fortsetzung folgt garantiert – im nächsten Jahr. 

„Glauben gemeinschaftlich erleben“

(c) Bistum Aachen/Andreas Steindl

Virginia Bertels arbeitet im Fachbereich Tageseinrichtungen für Kinder im Bischöflichen Generalvikariat und koordiniert die Aktion „Kinder pilgern zum Aachener Dom“.

Wie fällt Ihre Bilanz des zwölften Kinderpilgertags im Bistum Aachen aus?

Ich bin mit dem Verlauf des Kinderpilgertages sehr zufrieden. Mein Dank geht auch an die vielen Helferinnen und Helfer aus dem Bischöflichen Generalvikariat, dem 
Diözesancaritasverband, dem Bischöflichen Pius-Gymnasium und einer Vorbereitungsgruppe aus Ehrenamtlichen. Insgesamt waren das knapp 70 Personen; darunter etwa 30 Schülerinnen und Schüler und fünf ehrenamtlich Engagierte aus der AG „Pilgern mit Kindern“. Auch haben wir in diesem Jahr mit dem Kloster des Schervier-Ordens einen neuen Veranstaltungsort ins Programm aufgenommen.   

 

 

Wie geht es in den kommenden zwei Jahren weiter?

Für die kommenden zwei Jahre stehen die Termine und zumindest das Motto für 2025 bereits fest. Im nächsten Jahr wird die Aktion „Kinder pilgern zum 
Aachener Dom“ unter dem Motto „Ein Haus aus lebendigen Steinen“ stattfinden. Aufgrund der Kapazitäten rund um den Dom können immer nur drei Doppelregionen teilnehmen. In der vierten Region gibt es stattdessen gemeinsam mit dem Bischöflichen Hilfswerk Misereor und Theomobil e.V. als Alternative die „Solibrot-Aktion“. In den kommenden zwei Jahren betrifft dies die Regionen Düren und Eifel (2025) sowie Aachen-Stadt und -Land (2026). Zudem wird das Vorbereitungsmaterial der Abteilung Bildung und Seelsorge mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen des Bischöflichen Generalvikariats um zwei weitere Bausteine ergänzt. 

 

Was wollen Sie den Kindern mit dem Angebot vermitteln?

Wir wollen den Kindern vor allem ein gutes Forum bieten, um den christlichen Glauben gemeinschaftlich erleben zu können. Aus meiner Sicht gibt es ein großes Interesse an Spiritualität, die nicht nur innerhalb des Sonntagsgottesdienstes stattfinden muss. Wichtig ist auch: Obwohl wir niemandem etwas überstülpen wollen, haben wir den Kinderpilgertag ausdrücklich als ein offenes Angebot konzipiert. Eingeladen sind alle Vorschulkinder egal welcher Konfession aus katholischen Kindertageseinrichtungen. Denn Pilgern ist ja kein ausdrücklich christliches Phänomen, sondern nimmt auch in anderen Religionsgemeinschaften wie etwa dem Islam einen hohen Stellenwert ein. 

Eindrücke vom 12. Kinderpilgertag in Aachen

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