Nur keine Angst

Ein Standpunkt von Ruth Schlotterhose

Schlotterhose 2017 (c) Einhard-Verlag
Schlotterhose 2017
Datum:
4. Dez. 2018
Von:
Ruth Schlotterhose

„Was ich kenne, fürchte ich nicht“ – ein derzeit viel zitierter Satz. Er wird oft mit Blick auf die Beziehung von Christen zu Muslimen oder von Europäern zu Nicht-Europäern gebraucht.

Doch auch umgekehrt wird ein Schuh daraus. Integration ist nämlich keine Einbahnstraße. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie verwirrend unsere einheimischen Bräuche – zurzeit Martinszüge und geschmückte Tannenbäume – auf die Menschen wirken, die in unser Land geflüchtet sind? Alle erwarten von ihnen, dass sie sich anpassen. Das ist aber nicht so einfach, wenn man in einer ganz anderen Kultur und in einer völlig anderen Umwelt aufgewachsen ist. Um sich auf Dauer zu integrieren, reicht es nicht, nur die Sprache zu lernen. Die Geflüchteten müssen auch begreifen, wie das Leben in Deutschland funktioniert.

Menschen wie Aggi Majewsky und ihr Team haben das verstanden. Sie helfen Geflüchteten dabei, sich mit unserer heimischen Umwelt vertraut zu machen, erklären ihnen, dass in deutschen Seen keine Krokodile lauern und in deutschen Wäldern keine wilden Bestien, die ihnen nach dem Leben trachten. „Statt Flucht – ankommen in der Natur“ – der Gedanke, der diesem Projekt der DPSG zugrunde liegt, hat Vorbildcharakter. Denn es gibt da einen durchaus erwünschten Nebeneffekt: So wie das Verständnis der Geflüchteten für die Umwelt wächst, so lernen sie auch die Menschen hier besser zu verstehen, frei nach dem Motto: „Was ich kenne, fürchte ich nicht.“

Die Autorin ist Mitarbeiterin der KirchenZeitung für das Bistum Aachen.