Mönchengladbach. Schon bei Jesu Geburt im Stall waren Ochse, Esel und Schafe dabei. Auch in der Passionsgeschichte begleiten einige Tiere Jesus auf seinem Weg. Die Botschaft der Auferstehung und des neuen Lebens bei Gott ist jedes Frühjahr an einem unerwarteten Ort sicht- und spürbar: Im Tiergarten in Mönchengladbach-Odenkirchen.
Das Lamm ist das traditionelle Ostertier. Sein weißes Fell und seine Unschuld sollen die Menschen daran erinnern, in Frieden miteinander zu leben. Eine Botschaft, die angesichts des Krieges in der Ukraine und der Bedrohung der globalen Sicherheit hochaktuell ist.
Das Lamm symbolisiert Reinheit. Vielleicht ist es deshalb zum Opfertier geworden. Beim jüdischen Passah-Fest wurde traditionell ein Lamm gegessen. In der Bibel steht das „Lamm Gottes” für die Auferstehung Jesu, der sich am Kreuz geopfert hat. Und heute kommt bei vielen Christen in ganz Europa zu Ostern ein Lammbraten auf den Tisch. Im Tiergarten leben bei den Skudde-Schafen drei Lämmer, davon zwei erst vor wenigen Tagen geboren. Wer sie mit ihren rosa Nasen und dem noch strubbeligen Fell sieht, spürt direkt, was es mit der ihnen zugeschriebenen Reinheit auf sich hat.
Die drei Esel im Tiergarten Odenkirchen gehören zweifellos zu den Lieblingen der Besucher. Kinder wie Erwachsene freuen sich über das Trio, das große Ruhe ausstrahlt. Jesus ist auf einem Esel in die Stadt Jerusalem geritten und wurde von der Bevölkerung freudig begrüßt. Sie streuten Palmzweige auf seinen Weg und bejubelten ihn. Nun, die Esel im Tiergarten sind sicher älter als der, auf dem Jesus ritt. Denn laut Bibel war das Tier „ein Füllen”, also ein Jungtier. Aber man kann sich mit ihnen gut vorstellen, wie der Esel Jesu in dem ganzen Trubel der lauten Menschen ruhig und gelassen geblieben ist.
Dem Esel als einfachem Arbeitstier kommt hier eine majestätische Rolle zu. So einen besonderen Part hatte das Tier schon zu Beginn von Jesu Leben: Als er zusammen mit dem Ochsen den Stall wärmte, in dem Jesus geboren wurde. Die Ankunft auf einem Esel wird im Alten Testament prophezeit: „Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Gerecht ist er und Rettung wurde ihm zuteil, demütig ist er und reitet auf einem Esel, ja, auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin.” (Sacharja 9,9).
Anders als der Esel kommen die folgenden Tiere Ziege, Storch und Meerschweinchen in der Passionsgeschichte nicht vor. Einzig die Ziege wird in der Bibel an mehreren Stellen erwähnt. Meist, wenn es darum geht, den Reichtum und die Macht einer Person zu zeigen. Aber die Ziege teilt ein Schicksal mit dem Schaf – oder genauer: Das Zicklein und das Lamm haben einiges gemeinsam. Beide sind beliebte Opfertiere, und beide kommen Ostern auf den Teller. In der Schweiz ist das „Ostergitzi” ein beliebtes Gericht. Dass die Schweizer auf die Ziege gekommen sind, liegt an den geografischen Gegebenheiten des an Bergen reichen Landes. Ihre Kletterlust machen Ziegen zum ideaidealen Nutztier in den Bergen. Sie geben Milch für die Käseproduktion, ihr Fell wärmt und das Fleisch nährt. Für die ärmeren Bauern war es früher auch eine Kostenfrage, Zicklein als Festbraten zu wählen: Die Tiere waren sowieso da und deshalb kostengünstiger als Lamm.
Weder in der Schweiz noch in Deutschland würde jemand auf die Idee kommen, zu Ostern Meerschweinchen für die Familie zuzubereiten. Die putzigen Nager sind oft in Familien mit Kindern zu finden. Auch im Tiergarten sind die Meerschweinchen sehr beliebt, die in ihrem Gehege ein ganzes Dorf mit mehreren Häusern ihr Eigen nennen. Dazu dreht eine Modelleisenbahn zuverlässig ihre Runden.
In Peru sieht das Leben der Meerschweinchen ganz anders aus. Dort gelten sie als Delikatesse. In dem südamerikanischen Land werden sie frittiert oder gegrillt zu festlichen Gelegenheiten serviert. Ostern ist für die gläubigen Christen dort definitiv ein Hochfest. Etwa 60 Prozent der Peruaner sind Katholiken, 18 Prozent sind Protestanten. Die Meerschweinchen dort sind andere Rassen als in Deutschland, sie sind größer. Ihr Geschmack soll dem von Kaninchen ähneln. Peru steht mit seiner Vorliebe für die Nager nicht alleine. Auch in Kolumbien, Ecuador und Bolivien werden sie verspeist.
Davor ist der Storch sicher. Kaum ein anderes Tier steht für das neue Leben wie Meister Adebar. Wenn er aus dem Winterquartier zurück ist und sein Nest bezieht, ist klar: Der Frühling ist da. Zudem gilt der Storch als Vorbote eines bevorstehenden Kindersegens.