Besonders reichhaltige Kost serviert Gemeindereferentin Petra Bungarten in der Fastenzeit nicht nur den Dürener Bürgern. Allerdings geht es dabei zwar auch um das leibliche Wohl, aber vor allem auch um das geistige. Nicht umsonst trägt das Projekt den Titel „Für Sinn-Sucher. Alte Botschaft – neues Kleid“.
Mit der „Alten Botschaft“ ist natürlich die Bibel gemeint, die das Evangelium beheimatet, die gute Botschaft, dass Gott in Jesus Christus zu den Menschen gekommen ist. Da Petra Bungarten in der Erwachsenenbildung und der Erwachsenenkatechese der Pfarrei St. Lukas tätig ist, kam ihr die Idee, zum Abschluss ihrer Laufbahn noch einmal eine Bibelwoche zu machen. „Und zwar mit dem Ziel, nicht nur die Menschen anzusprechen, die sonntags in die Kirche gehen, sondern auch diejenigen, die meinen, dass Bibel für sie keine Bedeutung habe“, erklärt sie. „Doch! Sie hat mit jedem von uns zu tun. Sie ist einfach in unserem Leben drin und nicht wegzudiskutieren.“
Schließlich sei die Bibel fest in allem, was einen Menschen ausmacht, verankert: in der Sprache, beim Kochen und Essen, in der Musik und in künstlerischen Werken, bei Festen und Ritualen. Als sie ihre Idee GdG-Leiter Pfarrer Hans-Otto von Danwitz vorstellte, meinte dieser: ja, aber nicht nur für St. Lukas. „Ich habe gedacht, wenn das jetzt noch mal so ein Projekt werden soll, dann ist das nicht nur für den kleinen Kreis“, meint dieser. „Die Bibel betrifft alle.“
Nach der Geburtsstunde holte sich Petra Bungarten erst einmal Hilfe bei Bibelreferent Jonas Zechner aus dem Bistum. Gemeinsam unterhielten sich beide vier Stunden lang, brachten weitere Gedanken und Vorstellungen beim „Brainstorming“ mit ein. „Und auf einmal wuchs da etwas, was nur ganz klein gedacht war, und wurde ein ganz großes Projekt.“
Als klar war, dass dieses auf breite Füße gestellt werden sollte, wurde nach weiteren Kooperationspartnern gesucht und diese auch gefunden. „Petra Bungarten und Hans-Otto von Danwitz – wir kennen uns schon seit Jahrzehnten“, bekräftigt Dirk Siedler, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Düren. „Ich bin jetzt seit 20 Jahren hier, und seitdem arbeiten wir zusammen.“ So habe es auch nahegelegen, dass die Evangelische Gemeinde an dem Projekt partizipiert.
Auch die Stadt Düren und das Bistum Aachen unterstützen das Projekt. Ebenso andere kirchliche Religionsgemeinschaften in Düren, die ohnehin eng miteinander kooperieren. „Wir müssen uns das als Geschichtenerzählen vorstellen“, unterstreicht Siedler. „Im Jüdischen sind Geschichten erzählt worden, die von christlichen Gemeinden aufgegriffen wurden, und die sind auf der arabischen Halbinsel 600/700 Jahre später weitererzählt worden und finden ihren Niederschlag im Koran.“
„Wir haben den 22. Februar, Aschermittwoch, bewusst frei gelassen, weil dieser für uns Katholiken mit dem Beginn der Fastenzeit und mit dem Erhalt des Aschenkreuzes verbunden ist“, bekräftigt Petra Bungarten. Direkt am Folgetag steigt dann aber bereits um 19 Uhr die interreligiöse Auftaktveranstaltung im Schloss Burgau gemeinsam mit einem jüdischen Rabbiner und einem Imam, „mit einem Blick darauf, dass wir alle drei Religionen Kinder Abrahams sind und uns auf den Stammvater Abraham berufen“.
Anschließend lockt das üppige Angebot mit einer Reihe von Leckerbissen vielerlei Geschmacks: „Yoga und Bibel“ im Pfarrheim Gürzenich, ein „Bibel-Kochkurs für Frauen“ im Katholischen Forum für Erwachsenen- und Familienbildung Düren-Eifel, Ökumenische Gedanken zum aktuellen Misereor-Hungertuch im Ühledömchen und Mozarts Requiem als Passionskonzert in St. Marien ist allein das Programm der darauffolgenden drei Tage. Und danach bleibt es spannend: „Wandern mit der Bibel“, „Tanzen mit der Bibel“, „Malen mit der Bibel“, eine „Eselswanderung für Kinder“, „Backen mit der Bibel“: Mit allen Sinnen lässt sich das „Buch der Bücher“ kennenlernen oder weiter entdecken.
Einbezogen sind alle drei Dürener Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) St. Lukas, St. Elisabeth und St. Franziskus mit Veranstaltungen in der Kernstadt, aber auch in Gürzenich, Lendersdorf, Echtz, Rölsdorf, Arnoldsweiler und Birkesdorf.
Besondere Schmankerl sind aber zum einen der Besuch des Aachener Bischofs Helmut Dieser am Samstag, 25. März, der auf dem Dürener Marktplatz mit hilft, Suppe zu verteilen. Die Aktion beginnt um 8.30 Uhr. Es geht dabei um ein Linsengericht, wie es zum Beispiel aus der Geschichte von Esau bekannt ist, der dafür sein Erstgeborenenrecht an seinen Bruder Jakob verkauft. „Das Buch ist jetzt 2000 Jahre alt und das Linsengericht wahrscheinlich noch viel älter“, erzählt Petra Bungarten. „So etwas essen wir heute noch.“ Allerdings wird die Suppe nicht verkauft. Wer möchte, kann für die Dürener Tafel spenden. Es wurde bewusst eine örtliche Einrichtung gewählt. Es sei halt ein Anliegen, denjenigen zu helfen, die nicht so viel haben.
Außerdem hält der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani am Mittwoch, 15. März, um 20 Uhr in der Aula des Burgau-Gymnasiums eine Lesung seines Buchs „Jeder soll von da, wo er ist…“ Der Eintritt ist frei. Auch sind ein Besuch der Fatih-Moschee in Düren und der Aachener Synagoge sowie Konzerte, darunter ein Sinfonisches Chorkonzert und Bachs Johannespassion in St. Marien, geplant. Umrahmt wird das Programm von den Ausstellungen „Lebens. Raum. Psalmen“ und Werken von Rolf Lock an diversen Orten sowie „#beziehungsweise … jüdisch und christlich – näher als du denkst“ in der Annakirche.
Eine gemeinsame Abschlussfeier unter Mitgestaltung der Theatergruppe der Freien Christlichen Schule findet Ostermontag, 10. April, um 17 Uhr in St. Anna mit der für die Christen wesentlichen Botschaft statt: Gott ist auferstanden, Jesus ist auferstanden, um uns die Erlösung zu bringen. „Das ist die Botschaft von Bibel.“
Das gesamte Programm ist unter www.st-lukas.org/bibelprojekt-dueren/#programm einsehbar.