Neuer Blick auf Zehn Gebote

Katharina Müller regt mit ihrem Bilderzyklus zum Nachdenken an – Ausstellung in St. Elisabeth Krefeld

Wie entsteht Begehren? – das war die Frage zum Bild, welches das neunte Gebot aufgreift. (c) Dirk Jochmann
Wie entsteht Begehren? – das war die Frage zum Bild, welches das neunte Gebot aufgreift.
Datum:
28. Feb. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 09/2024 | Kathrin Albrecht

„Die Zehn Gebote: Mit ihnen schmiedet Gott den Bund zwischen sich und dem Volk Israel. Sie bilden noch heute das Grundgerüst für die Grundlagen des Glaubens der drei Weltreligionen und den Umgang der Menschen miteinander. Eine Ausstellung in der Kirche St. Elisabeth in der Krefelder Innenstadt eröffnet einen eigenen, zeitgemäßen Zugang. 

Die Ausstellungseröffnung zog viele Besucherinnen und Besucher an. (c) Dirk Jochmann
Die Ausstellungseröffnung zog viele Besucherinnen und Besucher an.

Betritt man die Kirche, fällt einem ein Bild buchstäblich sofort ins Auge, denn ein Auge wirft den Blick zurück: Beim näheren Herantreten wird deutlich, dass das Bild aus mehr als nur einem Auge besteht. Das Bild thematisiert das zweite Gebot „Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren“. Die Künstlerin hinter diesem Gemäldezyklus ist Katharina Müller. Sie wuchs in Polen auf, kam dann nach Deutschland, arbeitet als freischaffende Künstlerin und Lehrerin in Krefeld. 

Die Idee zu diesem Zyklus entstand um das Jahr 2014 in Gesprächen mit Peter Hahnen, dem Direktor des Klosters Kamp in Moers.  Katharina Müller hatte im Kloster ihr Diplombuch ausgestellt und Hahnen fragte an, ob sie nicht Lust zu einer weiteren Ausstellung hatte. „Zu dem Zeitpunkt hatte ich nichts, was für eine Ausstellung geeignet wäre“, erzählt Müller. Sie machte sich an die Arbeit: „Es sollte mit meinem Glauben zu tun haben und keine festgelegte Technik verfolgen.“ Das Thema war für sie schnell gefunden

„Die Zehn Gebote sind ein Leitfaden seit meiner Kindheit.“ Zwei Jahre arbeitete sie an den Bildern, notierte und skizzierte Ideen in ihr kleines Büchlein. Einige Werke entstanden innerhalb weniger Stunden, an anderen, wie dem Auge, arbeitete sie mehrere Monate. Sechs verschiedene Techniken sind bei der Darstellung zum Tragen gekommen. Von manchen Geboten gibt es mehrere Fassungen. 

Wie vom fünften Gebot „Du sollst nicht töten“. Es entstand, nachdem Katharina Müller in den Nachrichten verfolgt hatte, wie eine Mutter die Ermordung ihrer Tochter durch den IS miterleben musste.  Die erste Version fertigte sie in Farbe an. Rottöne dominieren das Bild. „Dann dachte ich, das kann ich so nicht lassen“, übermalte alles in Schwarz und Weiß. Doch auch das passte nicht, denn „das Leben ist nicht nur Schwarz–Weiß. Es hat Höhen und Tiefen, auch das ist in dem Bild mit den Schichtungen ausgedrückt“, erläutert die Künstlerin.

Bilder spiegeln ihren eigenen Zugang zu den Zehn Geboten wieder 

Dana und Irek Krzonkalla (.l u. 2. v. l.) holten die Ausstellung von Katharina Müller (r.) nach St. Elisabeth. Kaplan Marco Lennartz hält an den Fastensonntagen thematische Predigten. (c) Dirk Jochmann
Dana und Irek Krzonkalla (.l u. 2. v. l.) holten die Ausstellung von Katharina Müller (r.) nach St. Elisabeth. Kaplan Marco Lennartz hält an den Fastensonntagen thematische Predigten.

Nach dem Kloster Kamp waren die Bilder in Krefeld Ende 2017 schon in der Kirche St. Stephan ausgestellt, gemeinsam mit ihrer Kollegin Kirsten Joswowitz und Jean-Pierre Sterck-Degueldre vom Katechetischen Institut ist mit ihnen ein Buch entstanden, das Kunst, Impulse und Auslegung miteinander verbindet.

Katharina Müller betont, dass die Bilder ihr persönlicher Zugang zu den Zehn Geboten sind. Bei einigen, wie dem vierten Gebot „Du sollst Vater und Mutter ehren“, das in flirrenden Farben angelegt ist, erscheint zwischen den Wörtern auch das Wort „Kind“. „Ich habe mir die Freiheit genommen, etwas von meinen eigenen Erfahrungen hinzuzufügen“, sagt Katharina Müller. Für den Pfarreirat der Gemeinde St. Elisabeth ist der Bilderzyklus gerade für die Fastenzeit ein passender Impuls. „In der Fastenzeit fragen wir uns, was brauchen wir, worauf verzichten wir und bringt uns dieser Verzicht weiter? Wir richten uns neu aus, überdenken unser Leben. Die Zehn Gebote bilden da eine ideale Brücke“, findet Irek Krzonkalla.

Fünf Wochen, bis zum 17. März, sind die Bilder in der Kirche ausgestellt. Sie sind vor und nach den Gottesdiensten für Besucher zugänglich, nach Absprache wird für Gruppen die Kirche zur Besichtigung geöffnet. Auch ein kleines Begleitprogramm gibt es dazu. Am 12. März lädt die Gemeinde zu einem Themenabend in die Kirche ein. Dabei wird nicht nur gesprochen, die Besucher können auch selbst zum Pinsel greifen. Die Finissage am 17. März schließt die Ausstellung ab.

Auch liturgisch ist der Bilderzyklus eingebettet. Kaplan Marco Lennartz wird an den Fastensonntagen während der Ausstellung auf ausgewählte Gebote in seinen Predigten Bezug nehmen. Für ihn ist die Tatsache, dass der Blick auf die Gebote nicht aus theologischer, sondern aus pädagogischer Sicht erfolgte, ein frischer Ansatz und eine Einladung, die Zehn Gebote neu zu entdecken: „Wir sind heute weiter als die Menschen vor 2000 Jahren. Was bedeutet es für uns heute, nach diesen Regeln zu leben?“

Info

Die Gottesdienste mit themenbezogenen Predigten zur Ausstellung beginnen jeweils um 10.30 Uhr. Der Themenabend zur Ausstellung findet am 12. März um 18 Uhr in der Kirche St. Elisabeth statt. Es ist keine Anmeldung notwendig. Gruppen, die die Ausstellung besuchen möchten, melden sich bitte im Pfarrbüro der Pfarrei Heilig Geist, Tel. 02151/ 24402 oder E-Mail: heiliggeist.krefeld@bistum-aachen.de an. 


Das Buch 
Das Buch „Zehn Gebote – Sinn und Design“ ist bei Butzon und Bercker erschienen (ISBN 9783766635778), dort oder ganz einfach im Katechetischen Institut für 22,– € erhältlich.