Neue geistliche Nahrung

Nach dem Weggang der Mönche ist Andreas Rose als geistlicher Leiter der Abtei Mariawald im Einsatz

Für Kerzenopfer bietet die Abtei Mariawald eine ganz besondere Atmosphäre. (c) privat
Für Kerzenopfer bietet die Abtei Mariawald eine ganz besondere Atmosphäre.
Datum:
11. Jan. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 02/2023 | Andreas Drouve

Nur nicht wundern oder erschrecken! Im Klosterkomplex Mariawald kann es sein, dass einem plötzlich ein Fremder entgegen tritt und einen Plausch beginnt. „Ich gehe auf den Parkplatz, ins Restaurant oder in den Klosterladen und spreche die Leute an“, sagt Andreas Rose und lacht. Rose ist der neue geistliche Leiter in Mariawald. 

Er bietet Gästen gerne spontan einen kostenlosen Kurzrundgang an, um sie in die Aura des alten Trappistenklosters hineinzuziehen. Nach dem Abzug der letzten Ordensbrüder vor Jahren wird die Anlage in Zukunft einen einschneidenden Wandel erfahren. In Planung steht der Umbau des historischen Mönchstrakts in ein Tagungs-, Seminar- und Gästehaus. Zudem wird es eine hauseigene Brauerei geben, die das Angebot der legendären Erbsensuppe und des Klosterlikörs ideal ergänzt. Doch auch die spirituelle Nahrung soll nicht zu kurz kommen. Dafür steht Andreas Rose.

Vom Ruhrgebiet in die Eifel

Hereinspaziert: Andreas Rose ist der neue geistliche Leiter in Mariawald. (c) privat
Hereinspaziert: Andreas Rose ist der neue geistliche Leiter in Mariawald.

Rose ist 57 Jahre alt und stammt aus Gelsenkirchen-Buer aus dem Herzen des Ruhrgebiets, wie man nicht zuletzt am Zungenschlag unschwer erkennt. Nach dem Studium der Katholischen Theologie in Bochum und Freiburg empfing er 1991 im Bistum Essen die Priesterweihe. Fortan war er an zwei Kaplans- und drei Pfarrstellen tätig, darunter in einem sozialen Brennpunkt in Duisburg sowie im Sauerland. Der Brückenschlag nach Mariawald kam per Zufall. Ein Freund gab ihm den Tipp, dass dort für das neue geistliche Zentrum noch eine Leitung gesucht werde. Bis dahin kannte Rose das Eifelkloster nur vom Hörensagen und hatte nie dort Station gemacht. Beim ersten Besuch war er gleich begeistert: „Das war noch im Lockdown, aber der ganze Parkplatz war voll.“ Da sagte er sich: „Wenn so viele Leute hierhin strömen, kann man etwas daraus machen.“ Da er selbst ohnehin „auf der Suche“ war, „aber ohne etwas zu erzwingen“, wie er in der Rückschau erzählt, fügte sich nach dem Gespräch mit dem Investor Wolfgang Scheidtweiler eins ins nächste. Nun hat Rose als geistlicher Leiter die Möglichkeit, Menschen neu mit Gott in Verbindung zu bringen – und dazu eine Menge Ideen.

Impulse in der Brauerei

„Wir haben genug Fortbildungszentren, wo bestimmte Zielgruppen hinkommen“, analysiert Rose, der die geistliche Leitung als Fulltimejob betreibt. Für Mariawald sieht er zunächst das, was er „niedrigschwellige Angebote“ nennt. Dazu zählen seine zwanglosen Rundgänge, für die er auch Zettel mit den Anfangszeiten aushängt. „Die meisten Leute sind sehr interessiert. Und die Gebäude haben für sie eine Ausstrahlung, die anspricht“, fährt er fort, weiß aber ebenso: „Viele haben mit der Kirche oder dem Glauben gar nichts zu tun.“ Die Rundgänge führen hinter die Kulissen in die Kreuzgangbereiche und die düstere, kühle Krypta. „Mit den Re-ikten der Trappisten hat der Ort eine besondere Faszination“, reflektiert Rose. Sind Kinder mit bei den Rundgängen, schwenkt er auf eine „Abenteuerführung“ um: „Dann dürfen sie die Glocke läuten. Oder ich schicke sie allein in die Krypta. Und sie können später den Erwachsenen erzählen, was sie erlebt haben.“

Eine weitere Idee Roses ist, die künftige Brauerei als Szenario für Inspirationen und Impulse zu nutzen. Wasser, Hopfen, Malz – alleine darüber könne man Verbindungen zur Bibel und zum Glauben herstellen, sagt Rose, der davon überzeugt ist: „Dadurch spreche ich Leute an, die vielleicht sonst nur auf die Idee kommen würden, in einer Brauerei Bier zu trinken.“

„Ort der Stille“

Bereits vor Jahren haben die Mönche die Abteikirche von Mariawald verlassen. (c) privat
Bereits vor Jahren haben die Mönche die Abteikirche von Mariawald verlassen.

Exerzitien sind weitere Angebote, die er im einstigen Kloster ins Leben rufen will. Dafür hält er Mariawald wie für geschaffen: „Es soll ein Ort der Stille und Besinnung bleiben: für Menschen, die ruhige Tage, eine Auszeit verbringen wollen.“ Der Wink mit dem Zaunpfahl richtet sich gleichzeitig ans verantwortliche Bistum Aachen, wo er bei geistlichen Übungen mehr auf Kooperationsmöglichkeiten hofft. Für gemeinsame Gebete steht Rose ebenfalls zur Verfügung, schränkt aber schmunzelnd ein: „Es werden aber sicher keine sieben Gebete am Tag wie vormals bei den Trappisten sein.“ Deren schnörkellose Kirche kommt Rose entgegen: „Ich habe es lieber schlicht statt überladen. Das passt hier gut.“

Persönlich hat Mariawald auf ihn tiefen Eindruck gemacht, vor allem wegen des Angedenkens an die Mönche, die „wie in einer anderen Welt lebten“, sinniert Rose. Bei Aufräumarbeiten im Mönchstrakt ist er auf einen versteckten Fundus an Kerzen gestoßen, die er nach und nach im Andenken an die vielen Betenden abbrennen will.

Gebete und Gottesdienste

Bereits jetzt bietet Rose fast täglich um zwölf Uhr das an, was er „eine Art Stundengebet“ nennt, und konkretisiert: „Die Psalmentexte dürften auch die Mönche verwendet haben.“ Gut angenommen werden die Gottesdienste, die Rose zusammen mit Rektor Christian Blumenthal regelmäßig in der Klosterkirche feiert: immer sonn- und feiertags um zehn Uhr. Dazu finden sich im Schnitt 50 bis 80 Teilnehmer ein, was signalisiert: Das Potenzial ist da. Andreas Rose freut sich überdies, dass übers Jahr verteilt so viele Wanderer, Radler, Motorradfahrer und Ausflügler auch aus den Nachbarländern Niederlande und Belgien den Weg nach Mariawald finden. „Oder all die, die kommen, um Erbsensuppe zu essen“, ergänzt er. Das gibt Gelegenheit zu einer Vielzahl an Begegnungen.
„Geist Gottes wirken lassen“

„Meine Freude war es, bei den Menschen zu sein“, zitiert Rose einen Bibelspruch aus dem Buch der Sprüche (Spr 8,31), der Gott in den Mund gelegt wird. Für Mariawald setzt er hinzu: „Das hier ist ein Ort, wo das möglich ist.“ Das führt einen Schritt weiter zur Frage, ob in Mariawald auf Roses Betreiben aufs Neue eine Klostergemeinschaft entstehen könnte. „Ich habe es zwar nicht vor“, antwortet er, will es aber nicht kategorisch ausschließen. Wichtig sei, betont Rose, „in Mariawald den Geist Gottes wirken zu lassen.“

Nähere Informationen unter https://kloster-mariawald.de sowie Tel. 0 24 46/9 50 60 und 
E-Mail: info@kloster-mariawald.de. 
Persönliche Anfragen an Andreas Rose unter E-Mail: andreas.rose@kloster-mariawald.de.