Neue Wege mit den Menschen finden

Für Diakon Tim Wüllenweber ist Priester zu werden seine Berufung, aber auch (positive) Herausforderung

Tim Wüllenweber vor seiner Heimatkirche  St. Cornelius in Alsdorf-Hoengen, wo auch seine Diakonweihe stattgefunden hat. (c) Andrea Thomas
Tim Wüllenweber vor seiner Heimatkirche St. Cornelius in Alsdorf-Hoengen, wo auch seine Diakonweihe stattgefunden hat.
Datum:
28. Juni 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 26/2023 | Andrea Thomas

„Darauf warte ich schon lange“, sei der Kommentar von Pfarrer Heribert Brendt gewesen, als er ihm gesagt habe, er wolle Priester werden. Für Tim Wüllenweber selbst, der Anfang Juni in seiner Heimatkirche St. Cornelius in Alsdorf-Hoengen zum Diakon geweiht worden ist, war das nicht ganz so früh klar.

Sein Werdegang sei „klassisch katholisch“ erzählt er: Messdiener, Messdienerleiter, Lektor, Kommunionhelfer. Die Idee, in den kirchlichen Dienst zu gehen, sei schon da gewesen, aber eher ungenau. „Mit 16 Jahren war ich noch nicht soweit, mich für das Priesteramt zu entscheiden.“

Also begann der 34-jährige zunächst eine Ausbildung zum Kinderpfleger und Erzieher. Ein Beruf, der ihm Freude gemacht habe, aber das Gefühl „da ist noch was“ sei stärker geworden. Und so kam es schließlich zu dem Gespräch mit Pfarrer Brendt, der ihn ermutigte, diesem Weg zu folgen. Ein Besuch in Taizé und eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela taten ihr Übriges, ihn zu bestärken, dass dies tatsächlich sein Weg sei.

Auch Familie und Freunde seien nicht übermäßig überrascht gewesen. Seine Mutter habe das schon länger im Gefühl gehabt und sein Vater sei pragmatisch: „Wenn es das ist, was dich glücklich macht, dann mach es“. Seine beiden jüngeren Brüder, beide eher weniger religiös, könnten zumindest dem sozialen Aspekt etwas abgewinnen. Freunde hätten gemeint, das passe zu ihm und lediglich Bedenken wegen des Zölibats gehabt. „Ich hatte einen langen Anlaufweg. Da hatte ich Zeit genug zu prüfen, ob ich in diese Lebensform hineinwachsen kann“, sagt er. Es sei eine Entscheidung für etwas, nicht gegen etwas, und wie jede Lebensentscheidung habe sie auch Konsequenzen.

Hilfreich war für ihn da auch die Zeit vor dem Studium in Bonn, wo er das Collegium Marianum besucht und auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachgeholt hat. Hier sei er mit ganz unterschiedlichen Menschen in den Austausch gekommen. Mit Beginn des Studiums in Münster sei er dann „heiß drauf gewesen“, sagt Tim Wüllenweber mit einem Augenzwinkern. Seit August 2022 ist er in der Berufseinführung in der GdG St. Franziskus Düren-Nord. Hier kann er auch seine pädagogische Erfahrung einbringen, in der Messdienerarbeit oder im religionspädagogischen Schulpraktikum an der Grundschule Birkesdorf.

Tim Wüllenweber wird in einer Zeit Priester, in der sich Kirche in einer Situation des Wandels befindet. Natürlich sei das Thema bei Diskussionen mit Freunden und Mitbrüdern und lasse ihn grübeln, weil „ich da auch keine Antwort habe“. Zu der Gesamtsituation müsse man sich verhalten und einen Weg für sich finden. Dass Christen sich zusammenfinden wie im Bistum Aachen, um zu schauen, wie sie diesen Weg finden, zeige Aufbruch und Lebendigkeit. „Solange Menschen sich vom Evangelium ansprechen lassen, wirkt Kirche in die Gesellschaft“, ist er überzeugt, dass Kirche weiter relevant bleibt. Bei aller Diskussion um Strukturen dürfe aber der Heilige Geist nicht in Vergessenheit geraten: „Am Ende ist es Gottes Kirche.“

Eine Herausforderung sei auch, dass sich das Priesterprofil verändere. Wüllenweber sieht seine Aufgabe in der Seelsorge und darin, Menschen mit ihren Charismen so zu begleiten, dass sie gut in Kirche tätig sein können. „Eine Reform der Herzen ist wichtiger als Strukturen.“ Antreiben tun ihn Menschen und ihr Glaube. „Da haben wir als eine Kirche der Getauften doch viel Potenzial“, ist der frischgeweihte Diakon nicht bange um seine und die Zukunft von Kirche.