Netzwerkerin mit Herzblut

Nicole Wölke will die Erwerbslosenarbeit im Bistum stärker sichtbar machen

(c) Andrea Thomas
Datum:
17. Jan. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 03/2024 | Andrea Thomas

Seit August 2023 ist Nicole Wölke Referentin für Erwerbslosenarbeit beim Koordinationskreis kirchlicher Arbeitsloseninitiativen im Bistum Aachen mit Büro im Nell-Breuning-Haus in Herzogenrath. Neben menschlich bereichernden Begegnungen hat sie in den ersten Monaten auch schon direkt erfahren, wie sehr die Erwerbslosenarbeit abhängig ist von finanzieller Unterstützung.

(c) Bistum Aachen

Die Diplom-Pädagogin hat 14 Jahre in Duisburg für eine katholische Einrichtung der Jugendberufshilfe gearbeitet und dort bereits viele Maßnahmen des Jobcenters und der Agentur für Arbeit für unter 25-jährige kennengelernt. Sie hat sich in der Zeit in vielen Projekten der Stadtteil- und Demokratiearbeit sowie der Organisation von interkulturellen und interreligiösen Veranstaltungen engagiert und ab 2011 für den gleichen Träger Erwerbslosenberatung gemacht. 2020 zog es Nicole Wölke aus familiären Gründen zurück in die alte Heimat nach Erkelenz. Es folgte noch die Arbeit in einem dreijährigen Projekt der Aktion Mensch, bei dem es um Netzwerkarbeit für Menschen mit eingeschränkten Teilhabemöglichkeiten ging – und schließlich die Stellenausschreibung des Koordinationskreises, die perfekt auf ihre Biografie gepasst habe, wie sie mit einem Schmunzeln feststellt.

 

Mit viel Enthusiasmus hat sich die 47-jährige in ihr neues Arbeitsfeld gestürzt, hat sich bei allen Mitgliedern des Ko-Kreises vorgestellt und sich bei Besuchen und intensiven Gesprächen ein Bild von der Arbeit, aber vor allem auch den Sorgen und Nöten der Einrichtungen der Erwerbslosenarbeit im Bistum gemacht. „Arbeitslosenarbeit und Arbeitslosenpastoral haben hier im Bistum ja eine lange Tradition. Das war sehr interessant und spannend für mich.“

Ganz wichtig war und ist ihr, nah an den Trägern und Einrichtungen zu sein, zu hören, wo der „Schuh drückt“, um ihnen konkrete Unterstützung anbieten zu können. Zum Beispiel möchte sie die Netzwerkarbeit ausbauen, Akteure in der Erwerbslosenarbeit noch stärker zusammenbringen. „Ein Wunsch, den die meisten Träger und Initiativen haben ist, sichtbarer zu werden. Sie haben einen wichtigen Auftrag, aber sind oft nicht ganz so im Fokus“, sagt sie. Denn gesellschaftlich sei Arbeitslosigkeit derzeit kein Thema. „Wenn es heißt, es ist doch genug Arbeit für alle da, dann wird übersehen, dass es eine Gruppe Menschen gibt, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht standhalten können.“ Da spielten viele Faktoren eine Rolle, wie Sprachprobleme oder eine psychische Erkrankung. Nicht immer passten Menschen auch zu der Arbeit, die da ist. 

In der Arbeit in Projekten, wie hier bei Spectrum, erfahren die Menschen Selbstbestätigung. (c) Monika von Bernuth
In der Arbeit in Projekten, wie hier bei Spectrum, erfahren die Menschen Selbstbestätigung.

Menschen in dieser Situation zu begleiten und zu unterstützen, ist für Nicole Wölke eine originäre Aufgabe einer Kirche, die sich um Menschen am Rande der Gesellschaft kümmert: „Man muss Erwerbslosenarbeit stärker auch als Teil pastoraler Arbeit sehen.“ Den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, mit allem, was er an Stärken und Schwächen mitbringt, ist Anliegen der Träger und Einrichtungen. Sie dabei zu unterstützen, für sie zum Sprachrohr zu werden, ist Nicole Wölke ein Anliegen.

Allein auch hier hängt alles am Geld und über der Erwerbslosenarbeit hängt das Dauer-Schreckgespenst „Kürzungen“. „Ich hatte meine Stelle kaum angefangen, da wurden mir die Kürzungspläne im Bundeshaushalt bekannt“, berichtet sie. Dass der immer noch nicht endgültig verabschiedet ist, macht die Sache nicht einfacher. Im Raum stehen unter anderem Einsparungen beim Eingliederungstitel. „Darüber wird alles finanziert, was die Initiativen Gutes für die erwerbslosen Menschen tun.“ Dazu zählen Maßnahmen zur Aktivierung, Anpassung oder Integration in den Arbeitsmarkt, die die Initiativen mit viel Herz ausführten. Für viele Träger wären weitere Kürzungen der Bankrott. Sie seien bereits in der Vergangenheit ans Äußerste gegangen, hätten versucht, das für die Menschen noch irgendwie aufzufangen.

In dieser Situation ist der Solidaritätsfonds des Bistums ein wichtiger finanzieller Stützpfeiler: „Schön und sehr wichtig, dass es ihn gibt“, erklärt Nicole Wölke. Doch auch der ist kein Selbstläufer mehr. Geld für die Erwerbslosenarbeit einzuwerben, wird immer schwieriger. Das haben im vergangenen Jahr auch die Organisatoren des Soli-Laufs für Menschen ohne Arbeit in den Aachener Regionen erfahren, die mangels Teilnehmer absagen mussten. Eine der Aufgaben für die nahe Zukunft sei es daher, ein Format zu entwickeln, das die Arbeit der Träger, Einrichtungen und Initiativen sichtbar mache, in einer Form, die zeitgemäß sei, wo alle sich einbezogen fühlen könnten und das einen finanziellen Benefit erzeuge.