„Frau Alice Klein stellt sich vor mit ihrem 35-jährigen Engagement für benachteiligte Personen im Ausland und im Raum Monschau.“ So heißt es knapp und trocken in einer der 60 Bewerbungen zum Teresa-Bock-Preis, den der Caritasverband 2017 auslobte.
Bei näherem Hinsehen entpuppt sich das „Engagement“ als ein unglaublich großes und solides Netzwerk. „Eigentlich hat alles Ende der 70er Jahre angefangen. Damals habe ich meiner Mutter in ihrem Leprakreis geholfen“, erinnert sich Alice Klein. Die Mittfünfzigerin bewirtschaftet den heimischen Hof, hat drei eigene „und immer mal wieder“ Pflegekinder großgezogen.
Zuerst waren es nur Schuhe, die sie für drei notleidende Familien organisierte. Anfang der 80er Jahre waren polnische Waldarbeiter vor Ort im Einsatz. Als sich eines Tages deren Vorarbeiter ins Bein sägte, reiste dessen Tochter Anna an, um ihn zu pflegen – der Beginn einer Freundschaft, die bis heute andauert und über die sich persönliche Kontakte nach Polen entwickelten. „Dort fallen immer noch viele durchs soziale Raster“, klagt Alice Klein.
Inzwischen bitten sogar Institutionen um ihre Hilfe. Wenn die Caritas-Familienbetreuung einen Kinderwagen sucht, wenn das Job-Center jemanden mit ungenügender Wohnungseinrichtung kennt, wenn Geflüchtete Kleidung brauchen, dann wenden sich die Verantwortlichen an Alice Klein. „Einmal haben wir zwei alleinerziehende Mütter unterstützt, die eine mit fünf, die andere mit sieben Kindern. Wir konnten alle komplett einkleiden. Ein anderes Mal haben wir einer Mutter mit drei Kommunionkindern Kleidergeld geschenkt.“ Die Beispiele sprudeln nur so aus Alice Klein heraus.
„Wir“? Natürlich ist da zunächst die Familie. Ohne deren Rückhalt könnte Alice Klein die Hilfe gar nicht leisten. Den halben Kälberstall haben sie und ihr Mann zu einem Warenlager umgebaut. Hier finden auch regelmäßig Flohmärkte statt, mit denen Geld für die Hilfstransporte (inzwischen gehen LKW-Ladungen nach Osteuropa) und für einzelne Projekte verdient wird. Weil die Erlöse so groß waren, konnte sogar eine Initiative gegründet werden: „Hoffnung schenken e. V.“
Dann ist da noch das Team von Helfern und Helferinnen, das zum Beispiel eingehende Ware sortiert. Alice Klein braucht sich mittlerweile fast nur noch um die Organisation von allem zu kümmern, stellt sie dankbar fest.
Früher war sie noch im Familienmesskreis und in der Messdienerarbeit aktiv. Heute wendet sie sich Senioren zu, wenn sie etwa an Heiligabend ein Treffen für Alleinstehende auf die Beine stellt oder an Karneval einen Nachmittag mit Liedern von Willi Ostermann. Auch in der Rätearbeit ist sie aktiv. Ihr Engagement wandelt sich, denn sie braucht „eine Beziehung zu dem, was sie tut“.
Dass der Teresa-Bock-Preis 2017 an ein anderes Projekt ging, stört Alice Klein nicht weiter: „Die anderen konnten es ja auch alle brauchen.“ Sie genoss an dem Abend einfach die Atmosphäre der Veranstaltung und die Wertschätzung, die alle Bewerber erfuhren. Das Motto des Caritasverbands ist Alice Klein eh auf den Leib geschneidert: Not sehen und handeln.