Schaue man zurück auf die Monate der Pandemie, sagt Kerstin Konzer, dann werde – völlig zu Recht – die Arbeit aller, die im Bereich Pflege tätig sind, besonders hervorgehoben. Aber auch alle, die in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung und im Bereich Wohnen arbeiteten, hätten in den vergangenen Monaten großartige Arbeit geleistet.
Kerstin Konzer ist Vorsitzende des Gesamtwerkstattrates der Caritas-Betriebs- und Werkstätten GmbH (CBW) und in der Pandemie ganz besonders Stimme ihrer Kolleginnen und Kollegen. In ihrer Funktion hat die junge Frau, die im Werk in Würselen arbeitet, viel mitbekommen: Wie ihre Kollegen diese, besonders zu Beginn, sehr schwierige Zeit erlebt haben, aber auch, mit welchem Einsatz die Mitarbeiter sie begleitet haben und bis jetzt begleiten. „Viele von uns haben wenig anderes als die Werkstatt. Wir alle waren sehr verunsichert. Da haben sich die Mitarbeiter sehr gut gekümmert, uns emotional aufgefangen und sind im Gespräch geblieben“, sagt sie dankbar.
Vor allem hätten die Mitarbeiter alles dafür getan, dass die Beschäftigten nach der Schließungsphase im ersten Lockdown zumindest teilweise wieder in die Werkstätten hätten zurückkehren können. Sie hätten sogar Überstunden gemacht und dafür gesorgt, dass bestehende Aufträge weiter erfüllt werden konnten und sie alle nach ihrer Rückkehr in die Werkstätten wieder Arbeit gehabt hätten.
Bestehende Arbeitsgruppen sind noch einmal in kleinere Gruppen unterteilt worden, die im rollierenden System gearbeitet und wöchentlich gewechselt haben, um die Zahl der Kontakte so klein wie möglich zu halten. Außerdem sind Hygienepaten ausgebildet worden, die ihren Kolleginnen und Kollegen die Hygiene- und Abstandsregeln erklärt haben und auf deren Einhaltung achten. Gerade letzteres sei wichtig gewesen, „damit wir die anderen wieder kommen lassen konnten“, erklärt Kerstin Konzer.
Der größte Meilenstein war aber die Impfaktion im Frühjahr. „Wir waren Mitte März Impfzentrum für alle Eingliederungshilfeberechtigten und alle unsere anderen Mitarbeiter“, berichtet Fredi Gärtner, Leiter der Sozialen Dienste der CBW. Das sei mit viel Arbeit und Aufwand verbunden gewesen: die entsprechenden Unterlagen für alle auszufüllen, bestehende Fragen zum Impfen zu klären und Ängste auszuräumen. Aber es habe sich gelohnt, sagt Fredi Gärtner. „Über 94 Prozent haben das Angebot angenommen und sind inzwischen vollständig geimpft.“ Kerstin Konzer ergänzt: „Wir haben jeden gefeiert und für ihn applaudiert, der seine Impfung bekommen hat. In der Gruppe gab es dann meist noch eine kleine Belohnung. Für viele sind Spritzen richtig Stress.“
Wenn es aus den vergangenen Monaten etwas Positives gebe, dann, dass sie noch mehr zusammengerückt seien. „Alle Leistungserbringer haben sich noch einmal intensiver ausgetauscht und vernetzt, um Menschen mit Behinderung gut zu begleiten und gemeinsam Lösungen zu finden“, sagt Gärtner. Als Beispiel nennt er die enge Kooperation zwischen den Werkstätten und dem Bereich Wohnen im Lockdown und den Austausch mit den Fachreferenten des Caritasverbands. Zur Versammlung der diözesanen Arbeitsgemeinschaft Eingliederungshilfe, deren Vorsitzender er ist, war mit Claudia Middendorf die Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung zugeschaltet. Auch hier gebe es einen guten Austausch. Sie habe aufmerksam zugehört, Fragen gestellt und mitgeschrieben. Wo sie in der Sitzung keine verbindliche Antwort habe geben können, habe sie zugesichert, diese zeitnah nachzureichen.
Für Kerstin Konzer gehören, obwohl selbst stark sehbehindert, zu den positiven Dingen auch die Videokonferenzen. Oft seien persönliche Treffen für Menschen mit Behinderung mit viel Aufwand und Anstrengung verbunden. Da eine Alternative zum Austausch zu haben, sei sicherlich auch für die Zukunft hilfreich.