Wenn die Vorschläge für die neuen Pastoralen Räume im Bistum Aachen am 1. Januar 2024 feststehen, beginnt für die Gemeinden in den Regionen Krefeld und Kempen-Viersen die Arbeit, den neuen Konturen auch Substanz zu verleihen.
In den vergangenen Monaten haben die beiden Regionalteams die GdG in ihren jeweiligen Regionen besucht und beraten, wie die zukünftigen Zuschnitte aussehen können. Entsprechend den vorliegenden Vorschlägen, die zur Diskussion standen, würde es im Norden des Bistums Aachen zukünftig sechs Pastorale Räume geben, wobei Krefeld und Meerbusch als ein Pastoraler Raum zusammengehen würden, die Region Kempen-Viersen würde sich künftig in fünf Pastorale Räume gliedern, die den alten Dekanatsgrenzen entsprechen.
Im Sommer hatten die GdG dann die Gelegenheit, ihr Votum zu diesen Vorschlägen abzugeben. Nicht alle folgten den Vorschlägen. Einige GdG hatten sich dafür ausgesprochen, weiter für sich zu bleiben, obwohl der Raum eigentlich zu klein ist. Die Ergebnisse zeigen: Vielfach tun sich Menschen schwer – was nicht bedeutet, dass sie sich verweigerten, vielmehr spiegele es die Unsicherheit wider, die es in vielen Fragen, zum Beispiel zu Leitungsmodellen, der Situation der ehrenamtlich Mitarbeitenden oder zu kirchen- und vermögensrechtlichen Fragen gebe, unterstreicht Pfarrer Jan Nienkerke, Regionalvikar der Region Kempen-Viersen: „Die Votierungen wurden – und dazu waren sie auch gedacht – dazu genutzt, sich zu den Vorschlägen zu positionieren.“
Die Vorschläge, fünf Pastorale Räume in den alten Dekanatsgrenzen einzurichten, habe das Regionalteam zusammen mit dem Bistum erarbeitet, erläutert Gabi Terhorst. Die Dekanatsgrenzen entsprächen auch weitgehend den kommunalen Grenzen. Das heterogene Bild zeige auch, wie gut oder eben auch nicht so gut die bisherigen Fusionen der GdG in den Jahren 2008 bis 2010 gelaufen sind. Dort, wo früh gemeinsame Strukturen angelegt und eingeübt wurden, sei die Bereitschaft, sich auf die neuen Pastoralen Räume einzulassen, höher. Dort, wo die Fusionen nicht so gut gelaufen und die Altgemeinden weitgehend noch in ihren alten Strukturen verblieben sind, sei es deutlich schwieriger. Vor Ort machten sich viele Sorgen, wie die Zukunft aussehen werde, sagt Harald Hüller. Werde es beispielsweise noch genügend Menschen geben, die ein Ehrenamt ausüben möchten? Da sei gerade mit Blick auf die Leitungsmodelle die Unsicherheit groß.
Einige GdG hatten ihre Fragen direkt in Briefen formuliert und an das Bistum Aachen übermittelt. Die Antworten empfanden viele jedoch nicht als zufriedenstellend. Da wünschen sich Gabi Terhorst, Harald Hüller und Pfarrer Nienkerke noch mehr Klarheit. Die Unsicherheit bei haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden basiere darauf, dass die neuen Strukturen nicht gut ausgestaltet seien. Auch sei nicht gut vermittelt, was der Mehrwert der neuen Strukturen sei. Da wünsche man sich bei den Gesprächen, die ab 2024 in den GdG geführt werden, um die neuen Pastoralen Räume einzurichten, auch Begleitung seitens des Bistums.
In der Region Krefeld können sich nicht alle GdG für den Vorschlag begeistern, dass die Gemeinden in Krefeld und Meerbusch zukünftig einen Pastoralen Raum bilden. Der Pastoralrat für die Region Krefeld/Meerbusch hat sich mehrheitlich für den Vorschlag ausgesprochen.
Die Gremien der GdG hätten das Beteiligungsformat sehr ernst genommen, schildert das Regionalteam Krefeld seine Eindrücke der Beratungen. Im Vorfeld zu den Votierungen habe es intensive Gespräche und Kontakte in den GdG gegeben. Dies wolle man nun nutzen, um miteinander im Gespräch zu bleiben und mit der Vernetzung der verschiedenen Orte von Kirche zu beginnen.
Wie vielfältig diese in Krefeld und Meerbusch sind, zeige eine Erhebung, die die Gremien und weiteren regionalen Einrichtungen zur Vorbereitung auf die Votierungen vorgenommen haben; sie wurden in einer digitalen Karte erfasst. Vor allem in der Jugendarbeit und der sozial-diakonischen Arbeit sei die Region stark. Darauf wolle man aufbauen.
Gemeinsam auf dem Weg bleiben, das will man auch in der Region Kempen-Viersen. Denn der Strukturreformprozess berge auch Chancen, neue Wege zu gehen. „Wir müssen nah an die Leute herankommen“, sagt Harald Hüller. Da seien die Orte von Kirche eine große Chance. „Es muss uns gelingen, deutlich zu machen, mit welcher Botschaft wir eigentlich angetreten sind“, unterstreicht Pfarrer Jan Nienkerke. Die Diskussion um Strukturen verdecke oft, was das eigentliche Thema sei. Da stehe für beide Regionalteams in den kommenden drei Jahren noch viel Arbeit an. „Wie sieht Profilbildung im Pastoralen Raum aus? Das ist eine spannende Frage für die Zukunft“, sagt Gabi Terhorst.
Weiterhin das Ohr an den Sorgen und Nöten der Menschen haben, die GdG bei der Umstrukturierung begleiten und die Sorgen und Ängste auch nach Aachen weiterkommunizieren – auch das werden Aufgaben für die kommenden drei Jahre sein, dann soll die Umsetzung der Pastoralen Räume abgeschlossen sein.