Bis heute prägt die Arbeit der Ordensgründerin der Armen Dienstmägde Jesu Christi die Regionen Heinsberg und Mönchengladbach – genauso wie das Wirken von Maria von den Aposteln, der Gründerin der Salvatorianerinnen. Sie wurde vor 50 Jahren selig gesprochen.
Die Ausgangslage der Katharina Kasper war zu ihrer Zeit nicht so, dass es ihr in die Wiege gelegt war, Geschichte zu schreiben: Als Ältestes von acht Kindern einer armen Bauernfamilie war für sie ein Leben voller harter Arbeit auf einem Hof, eine Heirat und Kinder der wahrscheinlichste Weg. Bildung hatte das kleine Mädchen nicht zu erwarten. Die Verhältnisse waren 1820, als Katharina Kasper geboren wurde, für Mädchen nicht gerade förderlich. Und in der Tat sah es zunächst so aus, als würde Katharina den üblichen Weg gehen: Schon als Kind arbeitete sie auf dem Feld, als Jugendliche war sie Tagelöhnerin im Wegebau und klopfte Steine. Dennoch ging Katharina einen anderen Weg als viele ihrer Altersgenossinnen. Im Alter von 28 Jahren gründete sie einen eigenen Orden – die Armen Dienstmägde Jesu Christi.
Das ist gleich aus zwei Gründen bemerkenswert: Zum einen gab es zu jener Zeit keine Orden für Frauen in Katharinas Umfeld im Westerwald und damit auch keine Vorbilder. Im Zuge der Säkularisation waren die Klöster aufgelöst worden. Zum anderen war es für Frauen zu jener Zeit fast unmöglich, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ohne dass ein männlicher Verwandter dazu Vorgaben machte. Eigenständig etwas aufzubauen, war für Frauen entsprechend schwierig. Das galt nicht nur für Wirtschaftsunternehmen, sondern auch für die Gründung eines Ordens. Denn die Gemeinschaft, die Katharina in Dernbach gründete, hatte schon bald Niederlassungen in den USA, England, Belgien und Luxemburg. Für Katharina dürfte erschwerend hinzugekommen sein, dass sie als Bauernmädchen kaum Zugang zu Bildung hatte. Denn Bildung beschränkte sich selbst für wohlhabende Frauen zu jener Zeit meist auf die Führung eines Haushaltes, Handarbeitsgeschick und freundliche Konversation. Politische oder wirtschaftliche Bildung waren für Frauen nicht vorgesehen. Aber Katharina Kasper hatte eine Vision davon, wie sie ihren Dienst im Sinne Gottes am Menschen gestalten wollte. Und sie hatte eine klare Vorstellung davon, wie der Orden, den sie gründete, sein sollte. Die Kraft für ihren Weg zog sie aus ihrem Glauben.
Diese Vorstellungskraft, das klare Ziel, das sie verfolgte, und den tiefen Glauben teilt Katharina Kasper mit Maria von den Aposteln, der Ordensgründerin der Salvatorianerinnen, die 1968 selig gesprochen wurde. Anders als Katharina wurde sie als Therese von Wüllenweber 1833 in wohlhabende Verhältnisse hineingeboren. Als Älteste von fünf Töchtern einer Adelsfamilie genoss sie eine ausgezeichnete Bildung, die in vielerlei Hinsicht sogar das damals für höhere Töchter übliche Bildungsniveau übertraf. Denn Therese lernte nicht nur, einen adeligen Haushalt zu führen. Ihr Vater bereitete sie auch auf die Führung des Gutes mit seinen Ländereien vor.
Therese von Wüllenweber soll eine selbstbewusste junge Frau gewesen sein, in die ihr Vater große Hoffnungen setzte. Aufgewachsen in einer sehr religiösen Familie, hat sich Therese schon früh mit ihrem Glauben auseinandergesetzt. Im Alter von 24 Jahren entschied sich Therese von Wüllenweber für das Leben im Kloster. Ihr Vater war nicht einverstanden; er hatte gehofft, dass sie eines Tages das Gut übernehmen würde. Dennoch ließ er sie gehen. Die junge Therese suchte einen Orden, der zu ihr passte, wurde aber nicht fündig. 1876 pachtete sie den Ostflügel des Klosters Neuwerk, den sie drei Jahre später kaufte. Sie nahm Waisenkinder auf und unterrichtete Kinder und junge Mädchen – aber ihr Lebensziel hatte sie auch im Alter von 45 Jahren noch nicht gefunden.
Katharina Kasper und Therese von Wüllenweber eint ihre tiefe Dankbarkeit im Glauben und der unbedingte Wunsch, aus ihrem Glauben heraus den Menschen zu helfen und so Gott zu dienen. Dafür nahmen sie Umwege in Kauf und meisterten die Schwierigkeiten, die sich ihnen in den Weg stellten. Katharina gründete mit anderen Frauen einen „frommen Verein“, der auch in der Dernbacher Bevölkerung eine breite Unterstützung erfuhr. Die Mitglieder kümmerten sich um Arme, Alte und Kranke und trafen sich zum gemeinsamen Gebet. Ihre Arbeit überzeugte schließlich auch den Vatikan, der sie 1870 als Gemeinschaft anerkannte.
Für Therese von Wüllenweber war die Begegnung mit Pater Franziskus Jordan die entscheidende Wende zur Ordensgründerin. Die beiden waren Schwester und Bruder im Geiste, von ihm erhielt sie auch ihren Namen Maria von den Aposteln. Mit ihm gründete sie 1888 die Gemeinschaft der Salvatorianerinnen. Am 8. Dezember 1888 wurden die ersten Salvatorianerinnen in Tivoli bei Rom eingekleidet – aus Therese von Wüllenweber wurde Schwester Maria von den Aposteln. „Der Namenszusatz ,von den Aposteln‘ blieb ihr zeitlebens aussagekräftig und kostbar“, schreibt Sr. Helene Wecker SDS in einem Artikel zum 50. Jahrestag der Seligsprechung der Ordensgründerin.
Sowohl die Dernbacher Schwestern, wie die Armen Dienstmägde Jesu Christi im Volksmund genannt werden, als auch die Salvatorianerinnen prägen die Regionen Heinsberg und Mönchengladbach noch heute. In Gangelt ist die Straße nach Katharina Kasper benannt, an der das Kloster der Dernbacher Schwestern steht. Heute leben dort psychisch Kranke und Menschen mit Behinderung. Auch in Hehn sind die Dernbacher Schwestern vertreten. Im ehemaligen Kloster des Wallfahrtsortes, direkt gegenüber der Kirche, ist heute ein Seniorenheim untergebracht. In Neuwerk ist das Krankenhaus bis heute das Zentrum des Mönchenglad- bacher Stadtteils. Obwohl die Ordensschwestern aus Altersgründen die Trägerschaft des Krankenhauses 2007 zurückzogen, arbeiten einige von ihnen auch heute noch im Klinikalltag unterstützend mit. Sie helfen an der Rezeption Patienten und Besuchern bei der Orientierung und haben für sie immer ein offenes Ohr. Die Klosterkirche ist für die Gläubigen in Neuwerk nach wie vor ein wichtiger Ort, an dem gemeinsam gebetet und Gottesdienste gefeiert werden. Auch in Korschenbroich erinnert eine Plakette an Maria von den Aposteln: Sie lebte viele Jahre dort und war Mitbegründerin der dortigen Klinik.